Rosentraeume
gleichen Augenblick hörte sie einen Seufzer, ein leises Aufkeuchen, einen Kuß. Als hätte man ihr ein Schwert ins Herz gestoßen, traf sie die Eifersucht. Joan spielte ihr übermütiges Spiel mit Christian Hawksblood de Beauchamp, mit Briannas arabischem Ritter!
Der Betrug überstieg alle Duldsamkeit. Wütend riß sie die Tür auf, dann weiteten sich ihre Augen vor Erstaunen beim Anblick der intimen Szene vor ihr.
16
»Brianna!« keuchte Joan.
Brianna schlug eine Hand vor den Mund, dann wandte sie sich um und floh.
Edwards Arme schlossen sich fester um seine Liebste. »Laß sie gehen. Ich bin sicher, unser Geheimnis wird bei ihr gut aufgehoben sein.«
»Es ist mir lieber, daß sie Bescheid weiß. Lange hätte ich es vor ihr ohnehin nicht mehr verbergen können. Vielleicht sollte ich zu ihr gehen, Edward. Sie sah so erschrocken aus, ich denke, sie braucht mich jetzt.«
Er lachte leise auf. »Ich brauche dich noch viel mehr, meine kleine Jeannette. Wir werden es ihr zusammen erklären. Morgen ist es noch früh genug.« Als Edward sie in seinen Armen zu ihrem Liebeslager trug, barg Joan ihr brennendes Gesicht an seinem Hals.
Brianna hastete so schnell sie konnte durch die dunklen Flure von Berkhamsted, ihre Gedanken überschlugen sich. Sie sah nicht die große dunkle Gestalt, die sich im Schatten verbarg. Beinahe wäre sie mit ihm zusammengestoßen, als er sich ihr in den Weg stellte.
Hawksblood griff nach ihren Schultern, um sie festzuhalten. »Was ist geschehen, Lady?«
»Ich... ich bin in Joans Zimmer gegangen... Seine Hoheit, sie waren... sie... sie...«
»Ihr wußtet nichts von ihrer heimlichen Verbindung?« fragte er mit ungläubigem Staunen.
Brianna schüttelte den Kopf. Sie war so blaß, daß er sich Sorgen um sie machte. »Hier herein«, befahl er und schob sie durch eine Tür. Als hätte sie im Augenblick keinen eigenen Willen, ließ Brianna es zu, daß er sie mit in sein Zimmer nahm und sie dort auf einen Sessel plazierte. »Als ich einen Mann in ihrem Zimmer hörte, da glaubte ich, es wäret...«
Er beendete den Satz für sie. »Ihr habt geglaubt, ich sei das«, sagte er ein wenig spitz. »Habe ich es denn noch nicht deutlich genug gemacht, daß Ihr meine Lady seid?«
Sie schaute ihn voller Entsetzen an. Das Kerzenlicht warf seine Gestalt als riesigen Schatten an die Wand. Das große Bett schien den Raum zu dominieren. Er sah die Angst in ihrem Gesicht und sank vor ihr auf die Knie. Mit ihren eiskalten Händen in seinen sprach er ruhig auf sie ein.
»Ihr braucht Euch nicht vor mir zu fürchten, Brianna. Ich werde Euch nicht bedrängen, bis Ihr selbst dazu bereit seid«, versprach er. Das Kerzenlicht hüllte sie in einen sanften Schein. Das Unterkleid schmiegte sich eng an ihre üppigen Brüste, ihr goldenes Haar fiel in Wellen herab. In diesem Augenblick wußte er, daß er log. Beim Allmächtigen, er würde sie bedrängen, bis sie ihm nicht mehr länger widerstand.
Ihre Furcht vor Hawksblood verringerte sich ein wenig, das erlaubte ihr, wieder an Joan zu denken. »Ich habe solche Angst um sie. Joan hat ein Talent, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Sie werden es Prinz Edward niemals erlauben, sie zu heiraten.«
»Niemals ist eine lange Zeit«, sagte Hawksblood rätselhaft. »Aber die beiden wissen, daß sie nicht heiraten können; sie wissen, daß sie einander nicht einmal sehen dürfen, deshalb haben wir ja auch diese diskreten Vorkehrungen getroffen.«
»Das ist falsch! Sie kann sich nicht einem Mann schenken, wenn sie mit einem anderen verlobt ist!«
»Offensichtlich kann sie es doch. Brianna, meine Lady, die Liebe besitzt ihre eigene geheimnisvolle Macht. Die darf man nicht verleugnen.«
»Ihr wollt damit sagen, die Mitglieder des Königshauses besitzen diese Macht, und die darf man ihnen nicht nehmen«, fuhr sie auf.
Er öffnete ihre Hand und blickte nachdenklich in ihre Handfläche. »Es ist sehr löblich, daß Ihr versucht, sie zu beschützen, aber Edward hegt sehr tiefe Gefühle für Joan, schon seit ihrer Kindheit. Und sie fühlt das gleiche für ihn.«
»Aber man wird sie verletzen!« rief Brianna aus.
»Jawohl, so wird es sein«, gestand er ihr zu. »Wenn man sein Herz der Liebe öffnet, macht das einen Menschen verletzlich. Man braucht Mut dazu, aber der Lohn der Liebe ist so beglückend, daß viele Menschen glauben, sie sei den Schmerz wert.«
Sie wußte, daß seine Worte für sie bestimmt waren. »Man braucht mehr Mut, um zwischen richtig und falsch zu
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