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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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diesen Herrn Pröbstl?«
    »Nicht persönlich, aber er scheint für seinen ständigen Durst bekannt zu sein. Der war wohl auch gestern nicht mehr ganz nüchtern. Soweit ich mitbekommen habe, meldet er immer wieder mal irgendwelche Verbrechen oder Vergehen – deshalb …«
    Er ließ den Satz unvollendet und zuckte mit den Schultern.
    »Stand das alles in Frau Schwegelins Bericht? Ich kann mich gar nicht daran erinnern.«
    »Nein, das steht da nicht.«
    »Ach? Komisch … Das scheint mir aber wichtig zu sein.«
    »Ist es auch, aber … na ja, vielleicht haben es Kerricht, Koller und Frau Schwegelin vergessen. Oder sie dachten, das wisse ohnehin jeder.«
    »Jeder Einheimische, meinen Sie, oder?«
    Haffmeyer verzog sein Gesicht, als könne er sich nicht zwischen einer fragenden und einer entschuldigenden Miene entscheiden.
    »Schon klar, Herr Haffmeyer. Und ich nehme an, wenn irgendjemand bei uns in Kempten dem Zeugen glauben würde, hätten wir im Moment nicht so viele kranke oder Überstunden abbauende Kollegen.«
    Haffmeyer zuckte wieder mit den Schultern. Fischer sah fragend zwischen den beiden Männern hin und her.
    »Gut«, brummte Hansen nach einer Weile, »nun sind wir schon mal da, also können wir genauso gut unsere Arbeit machen. Ich gehe mal runter und sehe mir das genauer an. Falls dieser Pröbstl recht hat, dürfte Ruff eher hier unten auf den Steinen gelandet sein.«
    »Und wenn nicht«, merkte Haffmeyer an, »finden Sie in der Flussmitte vermutlich ohnehin nichts mehr.«
    Hansen folgte einem schmalen Pfad zum Ufer hinunter. Die Spur war ein wenig aufgewühlt – wahrscheinlich eine beliebte Mountainbike-Strecke der örtlichen Dorfjugend. Ab und zu rutschte er aus und glitt ein paar Zentimeter hinab. Unten bog der Weg nach links ab und verlief über eine kleine Brücke zu einem Waldstück. Oben auf der Brücke stand Haffmeyer und musterte das diesseitige Lechufer, hinter Hansen schnaufte die Kollegin Fischer heran.
    »Geht’s?«, erkundigte sich Hansen, aber sie winkte nur ab und kämpfte sich mit schweren Schritten weiter zu ihm vor.
    »Bleiben Sie bitte hier stehen?«, bat er sie, und kurz huschte ein enttäuschter Zug über ihr Gesicht, doch dann nickte sie und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
    Hansen verharrte einige Minuten regungslos und suchte mit Blicken den Boden nach Hinweisen ab. Überall auf dem Weg und auf der Fläche Richtung Fluss waren Abdrücke zu sehen: von Schuhen, von Tierpfoten, von Fahrradreifen, auch ein paar dickere Spuren waren darunter, vielleicht von Mofas oder kleinen Motorrädern, aber alles war so verwischt, dass auf den ersten Blick nicht viel damit anzufangen war.
    Plötzlich zog er Einmalhandschuhe hervor, streifte sie über, ging in die Hocke, klaubte etwas aus dem flachen Wasser vor sich und besah es sich aus der Nähe.
    »Hanna«, rief Haffmeyer von oben, »bring dem Chef doch mal eine Tüte!«
    Fischer tappte mit schmatzenden Schritten durch den Dreck, Hansen hörte das Rascheln einer Plastiktüte und streckte den rechten Arm nach hinten aus, ohne den Blick von seinem kleinen Fundstück zu nehmen. Vorsichtig ließ er es in die Tüte gleiten und drückte den Plastikverschluss mit Daumen und Zeigefinger zu, bevor er das Ganze der Kollegin hinhielt.
    »Ein Knopf«, murmelte Fischer. »Der kann wer weiß wie hierher geraten sein.«
    »Ja, kann er. Aber eine der Möglichkeiten wäre auch, dass Pröbstl recht hat. Haben Sie das Motiv auf dem Knopf gesehen?«
    Fischer musterte den Inhalt der Tüte genau. Der Knopf war nicht besonders groß, aber wenn sie ihn ganz nah vor sich hielt und die Augen zusammenkniff, konnte sie es erkennen: das Vorderteil eines steigenden Pferdes, vom Rumpf über die ausschlagenden Vorderhufe bis zum stolz gereckten Kopf und der wehenden Mähne.
    Hansen hatte inzwischen einen Kugelschreiber aus der Tasche gezogen und hebelte einen weiteren Gegenstand aus dem Matsch hervor, der dort fast völlig verdeckt neben einem Stein steckte. Dann sah er zu Haffmeyer hinauf, der von der Brücke aus mit einem Fotoapparat wedelte und versuchte, möglichst nahe auf das zweite Fundstück zu zoomen.
    »Gut, Herr Haffmeyer«, lobte Hansen, »gerade wollte ich Sie losschicken, die Kamera zu holen. Haben Sie das hier?«
    Haffmeyer nickte.
    »Prima, und dann bitte noch die ganze Fläche vor mir, damit wir einen Überblick bekommen und alles schön dokumentieren können. Vielleicht lässt sich mit den Kollegen, die gestern Nacht hier waren, noch

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