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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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rekonstruieren, welche Schuhabdrücke von den Beamten stammen und welche nicht. Man kann nie wissen, was später mal als Hinweis taugt.«
    Haffmeyer knipste drauflos und machte Fotos aus verschiedenen Perspektiven.
    »Sollten wir nicht lieber die Spurensicherung holen?«, fragte Fischer.
    »Das wäre natürlich der korrekte Weg«, gab Hansen ihr recht. »Aber bisher haben wir keine Leiche, einen betrunkenen Zeugen und, wenn wir ehrlich sind, außer uns dreien zieht niemand die Möglichkeit ernsthaft in Betracht, dass hier wirklich ein Mensch gestorben ist. Dann nehmen Sie noch die Tatsache, dass wir hier außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs im Dreck herumwühlen – nicht zu vergessen, dass ich hier als ungeliebtes Nordlicht unterwegs bin.«
    »Ach, Herr Hansen, das sollten Sie nicht so …«
    »Schon recht, Frau Fischer. Aber wir können davon ausgehen, dass keiner der Kollegen – weder in Rosenheim noch bei uns in Kempten – Lust hat, sich in einem Fall, der womöglich keiner ist, lächerlich zu machen. Ich weiß ja nicht, wie es hier in Ihrem schönen Allgäu ist, aber bei mir in Hannover hätten mir das die anderen jahrelang aufs Butterbrot geschmiert.«
    »Ja, stimmt schon.«
    »Eben. Und deshalb lassen Sie es uns zunächst mal auf dem kleinen Dienstweg versuchen. Wenn’s schiefgeht, nehme ich alles auf meine Kappe, da bleibt an Ihnen und dem Kollegen Haffmeyer nichts hängen.«
    Sie lachte. »Das ist grad schon egal, Herr Hansen, da kommt’s nicht mehr drauf an. Unser Ruf ist … na ja … eh schon etwas speziell, und Willy und ich haben uns noch nie was draus gemacht.«
    Hansen lächelte zurück und tastete sich dann weiter Schritt für Schritt ans Wasser heran. Als er sich das nächste Mal zu Hanna Fischer umdrehte, lag ein triumphierendes Lächeln auf seinem Gesicht.
    »Die nächsten beiden Tüten, bitte.«
    Er hielt einen Stein in der Hand, etwa faustgroß und offenbar vor einiger Zeit bei höherem Wasserstand von der Strömung hierher geschwemmt. Er hatte auf dem Trockenen gelegen und war an der Seite, die Hansen nach oben hielt, dunkel verfärbt. Hansen deutete nach unten, wo ein weiteres verfärbtes Exemplar lag.
    »Blut?«, fragte Fischer.
    »Gut möglich. Jedenfalls nehmen wir die beiden Steine erst mal mit.«
    »Ich hol nur schnell den Spaten, damit wir den unteren Stein auch lockern können.«
    Damit war sie schon auf dem Weg nach oben, erstaunlich behände, auch wenn sie auf den letzten Metern der Steigung langsamer wurde und vernehmlich keuchte. Hansen verpackte den ersten Stein, wenig später kam Fischer mit dem Spaten und Haffmeyers Kamera zurück, mit dessen Hilfe sie den dunkel verfärbten Stein fotografierte.
    Hansen wartete, bis sie ihre Fotos gemacht hatte, dann machte er sich daran, den Stein loszuhebeln. Schließlich brach ein doppelt handtellergroßes Stück ab. Fischer reichte ihm eine Einkaufstüte mit dem Werbeaufdruck einer Füssener Metzgerei.
    »Tut mir leid, aber so große sterile Tüten habe ich nicht dabei«, sagte sie und quittierte Hansens Grinsen mit einem Schulterzucken. »Den DNA-Vergleich haben wir ja schon auf dem anderen Stein und …«, sie zögerte kurz, dann lächelte sie, »… und der Metzger ist echt gut, den kann ich Ihnen empfehlen.«
    Haffmeyer hatte die Pause genutzt, um sich einen Überblick zu verschaffen, was man aus verschiedenen Perspektiven vom Geschehen auf der Brücke hatte mitbekommen können. Als von unten Gelächter zu hören war, sah er irritiert zu seiner Kollegin und dem Chef hinunter. Sah ganz so aus, als würden sich die beiden gut verstehen. Der Neue war auch wirklich nicht übel. Und dass er ihm und Hanna die Chance gab, endlich mal draußen mitzumischen, rechnete er ihm hoch an.
    Die Klingel hallte durchs Haus, und es dauerte einen Moment, bis geöffnet wurde. Eine Frau im bunten Kleid wischte sich die Hände an der Schürze trocken und blickte ihre drei Besucher fragend an. Doch dann ging ein wiedererkennendes Lächeln über ihr Gesicht, und sie meinte: »Na, wenn der Willy Haffmeyer dabei ist, werden Sie wohl auch von der Polizei sein, richtig?«
    Sie war schlank und hatte früher sicher ein hübsches Gesicht gehabt – inzwischen aber waren die Falten an den Mundwinkeln tief eingegraben, und so mürrisch, wie sie dreinblickte, wirkte sie älter, als sie war. Haffmeyer, der in der Gegend fast jeden zu kennen schien, hatte die Geschichte von Marlene Ruff, geborene Hachberger, auf der kurzen Fahrt hierher kurz skizziert. Sie war

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