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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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Eine Minute? Zwanzig Sekunden? Weniger? Eigentlich war es doch nicht so erstaunlich, dass es außer dem faul herumliegenden Pröbstl keinen Zeugen gab.
    »War kein Auto auf der Brücke, als es passierte?«
    »Nein, seltsam eigentlich. Aber als Thomas auf die beiden Männer traf, war niemand auf der Straße, kein Auto, kein Fußgänger – das ist selten hier, Sie hören den Verkehr da oben ja selbst.«
    »Blöder Zufall.«
    Hansen stand auf und half auch Pröbstl hoch, der sich noch immer etwas schwer tat mit dem Gleichgewicht.
    »Sie haben vorhin erzählt, dass Sie sonntags gerne auf der Wiese oberhalb von Salvatores Stall liegen. Waren Sie dort auch am vergangenen Sonntag?«, fragte Hansen, während sie gemeinsam den Fußweg zur Straße hinaufkletterten.
    »Ja.«
    »Und Ruff ist zu Ihnen gekommen?«
    »Ja.«
    »War er irgendwie anders als sonst? Hat er Ihnen von einem Streit erzählt oder von Sorgen, die er sich gemacht hat?«
    »Nein, der war wie immer. Dabei hätte er allen Grund gehabt, sich Sorgen zu machen.«
    »Warum das denn?«
    »Ich hab ihm erzählt, dass ich beobachtet habe, wie zwei Männer zu Salvatore in den Stall gegangen sind.«
    »Und was wollten die da?«
    Pröbstl zuckte mit den Schultern. »Manchmal schlafe ich auf der Wiese ein. Als ich am Sonntag nach einer Weile wieder aufgewacht bin, wollte ich heim – da ist mir aufgefallen, dass Salvatore in seiner Box ganz unruhig war. Also bin ich näher an den Stall ran, und durch die offene Holzluke konnte ich sehen, wie zwei Männer versucht haben, dem Pferd das Zaumzeug überzuziehen. Ich bin dann auf den Stall zugerannt und hab noch gerufen, dass sie den Hengst in Ruhe lassen sollen, und dann …«
    »Ja?«
    »Dann bin ich wohl gestolpert. Thomas hat mich gefunden, ich muss eine ganze Weile bewusstlos im Gras gelegen haben. Na ja … kann auch sein, dass ich einfach zu viel intus hatte.«
    Er sah in die Richtung, in der Ruffs Pferdehof lag, und seine Augen schimmerten feucht.
    »Scheißsauferei!«, brummte er, hustete sich die Atemwege frei und spuckte aus. »Jedenfalls hat mir Thomas kein Wort geglaubt, und vielleicht hab ich mir das auch wirklich nur eingebildet.«
    »Wie den Mord an Ruff vielleicht? Dann sollten wir uns den Stall vielleicht auch noch etwas genauer ansehen, was?«
    Pröbstl sah Hansen lange an, dann zuckte er mit den Schultern. »Vielleicht.«
    Moll und die anderen sahen Hansen erwartungsvoll entgegen, als er mit Pröbstl im Schlepptau wieder zu ihnen stieß. Hansen bat Kerricht, Pröbstl nach Hause zu begleiten, und legte dem Alten nahe, in den nächsten Tagen etwas weniger zu trinken, weil die Polizei sicher noch Fragen an ihn hatte.
    »Wir ham die Kollegen in Kempten und Rosenheim aufs Laufende gebracht«, sagte Moll, nachdem Kerricht und Pröbstl sich getrollt hatten, »und in einer Stunde müssten die ersten Suchtrupps hier eintreffen. Suchhunde sind dabei und ausreichend Leute, der Hubschrauber und die Wasserwacht kommen auch noch – je schneller wir Ruffs Leiche finden, desto besser.«
    »Sehr gut, danke. Hoffen wir mal, dass sich der Tote wirklich noch in der näheren Umgebung befindet. Kennen Sie denn ein Fleckchen hier in der Gegend, wo sich eine Leiche gut verstecken ließe?«
    »Ich nicht, aber Willy weiß da sicher mehr. Und Kerricht wollte auch gleich wiederkommen, wenn er Pröbstl nach Hause gebracht hat – der ist ja von hier, der kennt sicher was Passendes.«
    »Frau Wontarra, die Freundin des Toten, hat von einem Moor erzählt, das sich zwischen Gründl und dem Nachbardorf Steingädele befindet. Vielleicht sollten die Kollegen dort mal suchen. Ein Moor klingt doch vielversprechend, oder?«
    Moll grinste und nahm Hansen beiseite.
    »Warum wollen Sie denn die Ermittlungsgruppe nicht leiten?«
    »Na, so wie’s aussieht, ist Ruff auf Ihrer Seite des Flusses gelandet. Also könnten Sie die Soko auch komplett mit Ihren Leuten besetzen.«
    »Was aber nicht besonders clever wäre, nachdem Sie überhaupt erst die Hinweise darauf entdeckt haben, dass es hier wirklich einen Mord zu ermitteln gibt.«
    »Stimmt, aber Sie könnten.«
    »Aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet.«
    »Als ich in Hannover bei der Kripo war, haben viele Kollegen immer ganz eifersüchtig darauf geachtet, dass ihnen niemand ins Gärtchen tappte. Und ich dachte mir: Wenn ich schon hier aufkreuze, gewissermaßen doppelt gehandicapt als Neuer und als Preuße, dann sollte ich wenigstens das Revier der Kollegen respektieren.«
    Moll nickte

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