Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
Vom Netzwerk:
mir die Geschichte eingefallen, wie Ferrari zu seinem Pferdemotiv gekommen ist – Sie kennen doch den schwarzen Hengst vor gelbem Hintergrund?«
    Hansen nickte.
    »So hat im Ersten Weltkrieg ein berühmter italienischer Kampfflieger seine Maschinen markiert, und an ihn sollte das Emblem auf den Ferrari-Rennwagen wohl erinnern. Der Italiener wiederum hatte sich das Motiv angeblich bei einem deutschen Piloten abgeschaut, der aus Stuttgart stammte und deshalb das dortige Stadtwappen mit dem steigenden Pferd auf sein Flugzeug pinselte.«
    »Woher wissen Sie so was?«
    »Ich hab früher alles gelesen, was mir in die Finger kam, vor allem Wappen und Logos haben es mir angetan – ich hab früher als Grafiker gearbeitet, bis …«
    »Ja?«
    »Ach, lassen wir das. Lange Geschichte. Thomas jedenfalls fand den Bezug zu Ferrari klasse. Deshalb ist auf dem Schild über der Zufahrt zu ›Ruffs Rossparadies‹ die Vorderseite eines steigenden Hengstes zu sehen. Das Logo hat Thomas so gefallen, dass er es überall draufmachen ließ: auf sein Briefpapier, auf die Visitenkarten, auf den Kühlergrill seines Wagens – und als er Salvatore gekauft hatte, ließ er bei einer Firma für Werbemittel sogar noch Hemdknöpfe mit dem Hengstlogo herstellen.«
    »Dort drüben haben Sie also gelegen«, lenkte Hansen das Gespräch wieder zurück zum eigentlichen Thema. »Und dann?«
    »Dann ist Thomas von Gründl hergekommen, ganz beschwingt war er unterwegs. Kein Wunder, er kam ja wahrscheinlich von seiner Geliebten, die wohnt im Nachbardorf, Kerstin Wontarra. Ach, die Kessie … da möchte man als Mann noch einmal zwanzig sein.«
    »Oder einen Pferdehof haben wie Ruff.«
    Pröbstl blinzelte und sah Hansen verdutzt an. »Glauben Sie, dass die Kessie mit dem Thomas nur ins Bett gegangen ist, um sich den Pferdehof unter den Nagel zu reißen?«
    »Dazu kenn ich sie zu wenig.«
    »Na ja, es gab schon Gerüchte im Ort, die in diese Richtung gingen, aber … Die Leute sind eben gehässig. Und da wär die Kessie ja auch schön blöd gewesen, wenn sie für diesen überschuldeten Hof …« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Hansen wurde allmählich ungeduldig. »Was ist denn nun passiert, als Herr Ruff auf die Brücke kam?«
    »Erst mal gar nichts. Er ist am Geländer entlanggegangen, und von der anderen Seite ist ihm ein Mann entgegengekommen. Plötzlich war da noch ein zweiter, der sich Thomas von hinten genähert hat. Dann ist alles ganz schnell gegangen: Thomas hat den Mann vor sich erst spät gesehen, er schien ihn aber zu kennen – und nicht zu mögen, weil er gleich so eine Art Abwehrhaltung eingenommen hat. Dann hat der Mann hinter ihm zwischen seinen Beinen hindurchgegriffen, hat ihn an der Jacke geschnappt, der andere hat auch zugepackt, und – schwups! – ist Thomas auch schon kopfüber von der Brücke gestürzt.«
    »Und dann?«
    »Ich war völlig verdutzt, wusste gar nicht, ob ich meinen Augen trauen konnte. Und wie ich so dasitze und zur Brücke starre, bemerkt mich einer der beiden Männer. Er stößt den anderen an, und dann schauen die sich nach allen Seiten um, als würden sie einen Weg suchen, wie sie möglichst schnell zu mir herüberrennen können. Da habe ich die Beine in die Hand genommen und bin davongelaufen, so schnell ich konnte.«
    »Haben die Männer Sie verfolgt?«
    »Keine Ahnung, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin nicht mehr der Schnellste, und die beiden Männer sahen recht sportlich aus und eher jung – die hätten mich doch im Handumdrehen erwischt. Wobei … vielleicht kannten Sie den Weg auf die Landzunge nicht. Ich bin jedenfalls gerannt, bis ich daheim war, und dann wollte ich gleich Freddy anrufen.«
    »Das haben Sie dann ja auch gemacht.«
    »Aber nicht gleich. Ich hatte Angst, Freddy würde mir nicht glauben, also musste ich mich … na ja, erst einmal ein bisschen stärken, Sie verstehen? Dann bin ich eingeschlafen, und erst danach habe ich Freddy informiert.«
    »Drei Stunden später, ich weiß.«
    Pröbstl wandte sich wieder dem Fluss zu und atmete ruhig ein und aus, schnupperte in die würzige Luft und horchte auf die Stimmen der Beamten oben auf der Brücke, die er, wenn gerade kein Auto vorbeifuhr, hören, aber nicht verstehen konnte.
    »Ich wundere mich, dass niemand außer Ihnen gesehen hat, wie Ruff über das Geländer gestoßen wurde«, sagte Hansen schließlich.
    Wie lange mochte es gedauert haben, Ruff aufzuhalten und ihn hinunterzustoßen?

Weitere Kostenlose Bücher