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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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übereinandergeschichteten Ästen verdeckt war. Der Haufen bedeckte eine Fläche von etwa zwei mal drei Metern und bestand vor allem aus trockenem Holz, obenauf lagen aber auch ein paar frischere Zweige. An den umliegenden Büschen und Bäumen waren die hellen Stellen zu sehen, wo die Zweige abgerissen worden waren.
    Freddy Kerricht informierte per Handy die Kollegen vom Erkennungsdienst, dann fotografierte er das Gebüsch und den Weg. Einige Stellen wirkten, als sei dort von einem oder zwei durchdrehenden Rädern eine Furche gezogen worden. Die Techniker hatten sich in ihrem Kombi auf dem Parkplatz an der Lechbrücke bereitgehalten, und so schlüpften sie zehn Minuten nach Kerrichts Anruf in ihre weißen Ganzkörperanzüge und begannen damit, Spuren zu sichern.
    Sepp Kleinauer, im Polizeipräsidium Rosenheim der Leiter des Kommissariats für Erkennungsdienst und Fahndung, ließ sich von Kerricht die Fotos von der verdächtigen Stelle zeigen.
    »Gut gemacht, Herr Kerricht«, lobte er und sah sich nach seinen Leuten um, die langsam und gründlich einen Zweig nach dem anderen abhoben und vorsichtig beiseitelegten, kleine Tafeln auf dem Boden platzierten und immer wieder Fotos schossen.
    »Ich hoffe nur, dass es kein blinder Alarm ist«, sagte Kerricht und runzelte die Stirn. »Womöglich hat da nur jemand ein Aas versteckt oder etwas Diebesgut.«
    »Machen Sie sich keinen Kopf, Kollege. Bisher haben wir noch von keinem anderen Suchtrupp eine Meldung bekommen – und bevor wir weiterhin blöd in unserem Transporter rumhocken, können wir genauso gut unsere Arbeit machen.«
    Damit ging er zu seinen Mitarbeitern. »Na, schon was gefunden?«
    »Schau mal, das könnte eine Leiche sein.«
    Zwischen den Zweigen konnte Kleinauer den Teil einer Sohle mit grobem Profil erkennen, und mit etwas Phantasie konnte man sich die Umrisse einer menschlichen Gestalt vorstellen.
    »Gut, Leute, dann macht mal weiter. Ich kümmere mich mit den anderen um den Weg.«
    Hansen stellte den Wagen am Rand der kleinen Straße nach Steingädele ab, wo eine Wegbrücke zum Moor führte. Unter der Brücke gluckerte ein kleiner Bach mit tiefbraun schimmerndem Wasser. Ein Streifenpolizist stand hier, um Spaziergänger am Durchgang zu hindern. Er kannte Hansen schon vom Sehen und zeigte ihm den Weg.
    Ein kleiner Pfad führte zwischen dicht an dicht stehenden sattgrünen Bäumen und Büschen hindurch auf ein herrliches Panorama zu: in der Ferne die Berge, darüber ein kräftig blauer Himmel mit weißen Wolkenfetzen. Kurz blieb Hansen stehen und genoss den Anblick, dann bemerkte er, dass Haffmeyer und Fischer ein paar Schritte vorausgegangen waren und sich nun nach ihm umsahen.
    In gut hundertfünfzig Metern Entfernung wimmelte es von Beamten. Ein Trassierband markierte den Beginn des abgesperrten Bereichs. Als Kerricht die drei Neuankömmlinge entdeckte, kam er an die Absperrung und brachte Hansen aufs Laufende. Mittlerweile hatten die Kriminaltechniker die Leiche freigelegt. Hansen ging mit Kleinauer zum Fundort.
    Es handelte sich um einen Mann, der einen guten Meter vom Weg entfernt bäuchlings auf dem Boden lag. Der Oberkörper war etwas im morastigen Boden eingesunken, das Gesicht lag in einer Wasserlache. Die Zweige einiger Büsche bildeten ein natürliches Dach.
    »Darf ich mal, bitte?«
    Die forsche Frauenstimme ließ Hansen zusammenzucken. Direkt hinter ihm stand eine drahtige, große Frau mit stoppelkurzen weißblonden Haaren. Sie trug ein weit fallendes kariertes Holzfällerhemd, eine eng sitzende Jeans und hellbraune Wanderstiefel. In der Hand hielt sie eine große Arzttasche und sah Hansen durch ihre runde randlose Brille auffordernd an.
    »Ah, die Rechtsmedizin ist auch schon da«, sagte Kleinauer und gab der Frau die Hand. »Darf ich vorstellen? Dr. Resi Meyer, Rechtsmedizinerin von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Unsere Mordopfer werden entweder dort oder in Memmingen obduziert.«
    Hansen nickte.
    »Und das hier«, fuhr Kleinauer fort, »ist Eike Hansen, der neue Chef des Kemptener Kripokommissariats 1.«
    »Angenehm«, sagte sie, lächelte und drückte ihm kräftig die Hand. »Einen Eike hatten wir hier auch noch nicht.« Sie zwinkerte ihm zu und machte sich an die Arbeit.
    »Wie haben Sie es denn geschafft, so schnell von München hier herauszukommen?«, fragte Hansen.
    »Gar nicht«, sagte sie. »Ich stamme aus Roßhaupten, das ist nur ein paar Minuten von hier. Und übers Wochenende bin ich oft bei meinen Eltern – wie

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