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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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behandelt – und du weißt ja, dass das früher nicht immer so war bei uns in Kempten. Grad vorhin hat er dem Koller zu verstehen gegeben, dass der sich nicht extra nach Lechbruck bemühen muss, wo doch wir beide ihm schon helfen.«
    Moll grinste mit. Koller war ein hervorragender Ermittler, aber besonders sympathisch war er ihm noch nie gewesen.
    »Als Hansen vorhin mit unserem Kripochef telefonierte, hat er ihn gebeten, euch Rosenheimern unbedingt zu sagen, dass er euch gerne die Leitung der Soko überlässt.«
    »Keine Revierkämpfe?«
    »Genau.«
    Moll nickte anerkennend. »Guter Mann, dein Hansen. Ich glaub, den mag ich.«
    »Wir auch, die Hanna und ich.«
    Hansen hatte sich ein paar Meter unterhalb der Straße ins Gras gesetzt und Pröbstl ein Zeichen gegeben, ebenfalls Platz zu nehmen. Da saßen sie nun, sahen vor sich den Lech und die Landzunge, den südlichen Ortsrand von Lechbruck und das gegenüberliegende Ende der Brücke.
    »Was haben Sie denn nun wirklich gesehen, Herr Pröbstl?«
    »Ich … ich hab …«
    »Ja?«
    Pröbstl atmete aus, es klang, als weiche die letzte Luft aus einem alten Reifen, dann zuckte er mit den Schultern.
    »Wissen Sie es nicht mehr?«
    »Freddy weiß alles, ihn habe ich als Ersten angerufen.«
    Hansen sah ihn ruhig an und wartete ab. Pröbstl verstand seinen Blick falsch.
    »Polizeimeister Kerricht, meine ich – ich nenne ihn Freddy, seit ich denken kann, wir sind Nachbarn.«
    »Ich weiß, dass Sie Nachbarn sind. Und ich weiß auch, wer Freddy ist – Herr Kerricht ist übrigens Polizeihauptmeister, und ein ganz guter, soweit ich bisher gehört habe. Er hat in der Nacht auf Freitag auch Einiges in Bewegung gesetzt, um Ihre Aussage zu überprüfen – obwohl er Ihnen nicht geglaubt hat.«
    »Da können Sie mal sehen!«
    »Aber deshalb müssen Sie sich mit Ihren Erinnerungen nicht auf ihn verlassen, Herr Pröbstl. Wir wollen wissen, was Sie gesehen haben – nicht, was Herr Kerricht glaubt, das Sie gesehen haben.«
    Pröbstl nickte pflichtschuldig, aber Hansen war sich nicht sicher, ob er alles begriffen hatte.
    »Was haben Sie gesehen? Woran erinnern Sie sich noch?«
    »Na ja … ich lag dort drüben …«
    Pröbstl zeigte wieder auf die Landzunge und sah den Kommissar an, ob der ihm die erneute Wiederholung übel nahm.
    »Gut, und dann?«, sagte Hansen nur und nickte ihm ermunternd zu.
    »Ich hatte eine Flasche dabei, hab ich eigentlich meistens.«
    »Jetzt gerade nicht.«
    »Ja, stimmt, aber ich könnte schon wieder einen Schluck vertragen.«
    »Lieber nicht, glauben Sie mir.«
    »Jetzt klingen Sie schon fast wie Freddy. Der sagt auch immer, ich soll mit dem Saufen aufhören.«
    »Da hat er recht. Sehen Sie sich Ihre Hände an.«
    »Was ist mit denen?«
    »Die zittern.«
    »Ja, weil ich dringend etwas trinken sollte.«
    »Nein, weil sie gestern nichts hätten trinken sollen.«
    Pröbstl räusperte sich und sah zum Fluss hinunter.
    »Aber deshalb sind wir nicht hier, Herr Pröbstl. Wir sind hier, weil Sie einen Mord beobachtet haben – und weil Sie, wie es scheint, unser einziger Zeuge sind.«
    Hansen ließ den Blick schweifen.
    »Eigentlich komisch, dass das niemand sonst mitbekommen hat, am helllichten Tag und in Sichtweite von gleich zwei Dörfern.«
    »Sie glauben mir nicht?«
    »Natürlich glaube ich Ihnen, oder meinen Sie, ich wäre sonst hier? An einem Samstag, zusammen mit Kollegen von der Kripo Kempten und der Kripo Weilheim? Wir alle glauben Ihnen – und wir haben drunten am Ufer Blut von Herrn Ruff gefunden und einen Knopf von ihm.«
    »Einen Knopf? Einen mit dem Hengst drauf?«
    »Ja.«
    Pröbstl grinste. »War meine Idee.«
    »Echt?«
    »Ja. Sonntags liege ich am Nachmittag gerne auf Ruffs Wiese, oberhalb von Salvatores Stall.« Er sah Hansen fragend an. »Sie wissen, wer Salvatore ist?«
    Hansen nickte.
    »Na ja, und manchmal setzt sich Thomas zu mir. Setzte sich, meine ich.« Er machte eine Pause. »Sie glauben doch auch, dass er tot ist, oder?«
    »Ja. Oder könnte er den Sturz von der Brücke Ihrer Meinung nach überlebt haben?«
    »Meiner Meinung nach? Was weiß ich schon!«
    »Sie haben es gesehen, Sie wissen mehr als wir alle.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Pröbstl sah zur Landzunge, dann zur Brücke, schließlich rieb er sich mit beiden Händen über das Gesicht.
    »Eines Sonntags, als sich Thomas zu mir auf die Wiese setzte, hat er mir erzählt, dass er gerade ein Logo für den Pferdehof sucht. Wir haben ein bisschen rumgeblödelt, und irgendwann ist

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