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Rot Weiß Tot

Titel: Rot Weiß Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Salomon
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lachte trocken. »Zwei Jahre nach seinem Verschwinden bringt mir Marko noch immer nichts als Probleme. Wissen Sie inzwischen mehr über Olga Dacia?«
    »Wahrscheinlich hatte sie wirklich ein enges Verhältnis zu Markovics.«
    »Ich habe mir diesen Mann eingefangen wie einen Splitter, der nicht rechtzeitig entfernt wurde und jetzt herauseitert. Jemand hat der Polizei erzählt, dass ich wegen ihm eine Therapie begonnen habe. Jetzt wollen mich diese Arschlöcher damit fertig machen.«
    Albin fragte sich, was Hanna Goldmann ihrem Therapeuten erzählte. Er wusste aus der Betreuung in der Jugendstrafanstalt, wie diese Zunft agierte. »Was würden Sie Markovics sagen, wenn Sie ihn jetzt sprechen könnten?«
    Hanna Goldmann ging ohne Zögern darauf ein. »Dass ich den Tag bereue, an dem ich ihn kennen gelernt habe. Er hat mir nichts gegeben, keine Zärtlichkeit, kein Verständnis, keine Geschenke. Er hat nur genommen, als wäre ich seine Mutter, und nicht einmal mit einer Mutter geht man so um. Am Ende werde ich noch wegen Mordes an ihm vor Gericht gestellt.«
    Im Hintergrund hörte Albin Wagenschmieds Stimme.
    »Ich frage mich, wie ich diesen Mann je lieben konnte«, fuhr Hanna Goldmann gedämpft fort. »Ihn mit seiner blöden Alterskrise. Stellen Sie sich das Leben als Wasserrutsche vor: Er war wie ein Junge, der das Rutschen durch dauerndes Bremsen vergeblich in die Länge zu ziehen versucht. Das Vergnügen wird so zur Qual.«
    »Warum haben Sie sich nicht von ihm getrennt?«
    »Das ist eine uralte Frage. Die Hoffnung hat mich unfähig dazu gemacht. Ich habe ihm Ultimaten gestellt. Wenn er sie nicht einhielt, stellte ich ihm immer neue.«
    »Was für Ultimaten?«
    »Zum Beispiel, dass er mich verlieren würde, wenn wir nicht sehr bald wieder Sex hätten«, sagte Hanna Goldmann. »Es war beschämend.«
    »Er hat nicht reagiert?«
    »Er meinte, dieses Risiko müsse er in Kauf nehmen. Ich blöde Kuh habe damals sogar vermutet, er wäre einer Sekte mit Keuschheitsgelübde auf den Leim gegangen. Auf die Idee, dass er einer anderen Frau treu sein wollte, bin ich gar nicht gekommen. Ich brauche nur noch Gewissheit in diesem Punkt, um endgültig geheilt zu sein.«
    Wagenschmied redete jetzt noch heftiger auf sie ein. Der Mann warnte sie davor, sich unnötig verdächtig zu machen.
    »Ich muss Schluss machen«, sagte Hanna Goldmann, die anscheinend um den Hörer kämpfte. »Mein Freund ist sauer. Bitte halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    Am Donnerstag war Albin nach einer unruhigen Nacht froh, sich gemeinsam mit Daniel der Routine des bevorstehenden Redaktionsschlusses widmen zu können. Bis zwölf Uhr zeichneten sie die Seite und wählten Bilder von den Steuerflüchtigen aus. Kurz nach Mittag begannen sie mit dem Text. Um ein Uhr brach Albin zu seiner von Bergmann vereinbarten Verabredung mit Ralf Stern auf.
    Zuvor meldete er sich sehr formell bei Vogel ab, um unzufriedenem Gemurmel hinter seinem Rücken vorzubeugen. Wohin er ging, sagte er nicht. Das war in der Redaktion nicht üblich. Informanten wurden auch intern geheim gehalten. Vogel nickte auch nur abwesend, riss sich ein Haar aus der Nase und wandte sich wieder seinem Bildschirm zu.
    Sterns Pressekonferenz war für vierzehn Uhr im Klimt-Zimmer des noblen Hotel Stadtpark angesetzt. Als Albin vierzig Minuten vorher ankam, war die lange Tafel für die Journalisten bereits mit Mineralwasser- und Orangensaft-Fläschchen bestückt. Auf einem kleineren Tisch in der Ecke warteten Eiaufstrich-, Herings-, Mozzarella-, Schinken- und Lachsbrötchen sowie kleine süße Backwaren mit buntem Zuckerguss auf die Medienleute. Ein Team des Österreichischen Rundfunks stellte seine Scheinwerfer auf und brachte die Kamera in Position.
    Ein Hoteldiener stellte sich Albin in den Weg. »Kann ich Ihnen helfen?« Der Mann schüttelte sich ein wenig, als müsste er angesichts solcher Förmlichkeiten gegenüber einem wie Albin einen Lachkrampf unterdrücken.
    »Wo finde ich die Herren Stern und Bergmann?«
    Der Befragte hatte eine bemerkenswert große Nase und konnte deren Flügel zu Albins Erstaunen ohne Zuhilfenahme der Finger schließen. Das hielt er beim Anblick von Albins Aufzug offenbar auch für angebracht. Albin wurde sich schmerzlich des kleinen Loches unter der Brusttasche seines etwas zu oft gewaschenen Hemdes bewusst. Seine grünen Turnschuhe hatten auch schon bessere Tage erlebt und seine Jeans wären hier nur in Kombination mit einer Krawatte und einem eleganten Sakko passend

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