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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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geworden, dass das Auto ihnen gefährlich werden konnte und sie es loswerden mussten. Aber wie bewegten sie sich dann im Land? Falls sie überhaupt Pläne hatten, wie sahen die aus? Das Land verlassen? Aber wie und wann? Patricio hatte keinen Pass, und beide Brüder standen in ganz Europa auf den Fahndungslisten.
    Als jemand klopfte, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.
    Ottosson stand in der halb offenen Tür.
    »Die Operation ist gut verlaufen«, sagte er.
    Es dauerte einen Augenblick, ehe sie begriff, dass er von Berglund sprach.
    »Komm rein!«
    Ottosson trat ins Büro und setzte sich. Er berichtete, Berglunds Hirntumor habe sich als gutartig erwiesen und war problemlos zu operieren gewesen. Berglunds Frau habe eben aus dem Krankenhaus angerufen.
    »Gott sei Dank!«, rief Ann Lindell. »Endlich eine erfreuliche Nachricht!«
    »Ja, nicht wahr?«, sagte Ottosson, der ganz gerührt war.

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    L autes Rumpeln weckte Manuel und Patricio. Beide setzten sich wie auf Kommando gleichzeitig auf.
    »Was war das?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Manuel.
    Vor dem schmalen Fenster hoch oben waren Schreie und aufgeregte Stimmen zu hören. Manuel stand auf.
    »Die Polizei«, schrie Patricio erschrocken.
    »Sei doch still!«
    Manuel holte den einzigen Stuhl im Kellerraum und stellte ihn unter das Fenster, das mit einem schwarzen Stück Stoff bedeckt war. Er fing an, das Klebeband abzuziehen, mit dem der Stoff befestigt war.
    »Nein, nicht«, rief Patricio entsetzt. »Die schießen auf dich!«
    »Ich muss sehen, was das ist«, sagte Manuel, hob einen Zipfel an und versuchte durch die schmutzige Fensterscheibe zu spähen.
    »Ich sehe Beine«, flüsterte er.
    »Uniformen?«
    »Glaub ich nicht.«
    In dem Moment wurde das Fenster von einem Projektil getroffen, und das Glas splitterte. Instinktiv warf Manuel sich zu Boden. Tränengas, war sein erster Gedanke. Die Stimmen draußen verstummten. Eine Glasscherbe, die sich zunächst im Stoff verfangen hatte, fiel klirrend zu Boden.
    Wie vom Donner gerührt starrten Manuel und Patricio zum Fenster. Das Stoffstück flatterte im Luftzug.
    Worauf warten die?, fragte Manuel sich. Kein Gas entwickelte sich im Keller, die Stimmen draußen waren verstummt, und von der anderen Seite der Tür war kein Laut zu hören.
    Manuel zog sein Gepäck heran und holte die Pistole heraus, |417| die er aus Armas’ lebloser Hand genommen hatte. Patricio blickte starr auf die Waffe.
    »Du bist bewaffnet?«
    »Halt die Klappe!«, fauchte Manuel.
    Plötzlich war Lachen zu hören, und jemand schrie etwas mit heller Stimme. Manuel kletterte auf den Stuhl und zog den Stoff zur Seite.
    »Die erschießen dich!«
    In der zerbrochenen Scheibe verkeilt steckte ein Fußball. Schnell drückte Manuel das Klebeband wieder fest, glitt vom Stuhl und sank auf die Matratze.
    »Ein Fußball!« Patricio brach in hysterisches Gelächter aus.
    »Still! Wir müssen still sein!«
    Patricio starrte den Bruder an, der wieder aufgestanden war und sich über ihn beugte.
    »Woher hast du die Waffe?«
    »Das ist egal«, sagte Manuel. Aber dann berichtete er doch von dem Geschehen am Fluss und wie er gezwungen gewesen war, den Langen zu töten, und wie er danach dessen Waffe an sich genommen hatte.
    Patricio sah seinen Bruder wie betäubt an. Manuel wich dem Blick aus.
    »Dann ist der Lange also tot«, sagte Patricio mit tonloser Stimme.
    Manuel nickte.
     
    Von da an herrschte vollkommene Stille, bis sie hörten, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt und umgedreht wurde und Ramon blitzschnell in den Raum glitt und die Tür hinter sich schloss.
    »Hallo, ihr Chilenen«, begrüßte er sie. »Was ist passiert? Ihr wirkt so finster.«
    »Ein Fußball flog gegen das Fenster, sodass die Scheibe zerbrach. Wir dachten, es sei die Polizei«, erklärte Manuel.
    |418| Ramon grinste.
    »Ihr hattet Schiss?«
    »Dreimal darfst du raten«, sagte Manuel und war verwundert, wie leicht der Spanier das nahm.
    »Das bringen wir später in Ordnung«, sagte Ramon und zog zwei Pässe aus der Innentasche des Sakkos. »Jetzt haben wir es etwas eilig, ihr müsst zum Flughafen.«
    »Sollen wir fliegen?«
    Ramon erklärte ihnen, wie er sich das Weitere vorstellte. Zwanzig Minuten vor zehn am Abend ging ein Flugzeug nach London.
    »Der Flugplatz liegt ein paar Kilometer südlich von Stockholm, und die Tickets könnt ihr dort kaufen. Wenn kein Platz mehr ist, müsst ihr bis morgen früh warten. Dann müsst ihr halt im Wald schlafen.«
    »Aber warum London?«, fragte

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