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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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einen Streifen Brachland, das den von Rissens gehört und auf das beide mächtig scharf sind. Dossmann will eine weitere Halle für seine Putenaufzucht bauen, und Brodersen möchte vor allem Abstand halten. Im letzten Jahr hat man in Brodersens Biodinkel einen Cocktail einmal quer durch Dossmanns ganzes Hühner-Dopinglabor nachgewiesen. Angeblich sollen Dossmanns Polen nachts die Gülle auf Brodersens Felder abgefahren haben.
    Daraufhin hat Brodersen Dossmann das Veterinäramt auf den Hals gehetzt, was zur Folge hatte, dass der Öko-Landwirt nach dem Schützenfest von Dossmanns Ältestem ordentlich eins auf die Zwölf bekam. Im Gegenzug hat Brodersen Dossmanns Polen bequatscht, für zwei Euro mehr in der Stunde auf seinen Hof zu wechseln. Statt Hühner versandfertig zu machen, scheren die jetzt Schafe. Darauf wollte sich derDossmann-Sohn gleich mehrere Polen gleichzeitig vorknöpfen, wobei er aber eindeutig den Kürzeren zog.
    Und die Schlacht zwischen den beiden um die zehn Hektar Wiese ist noch lange nicht entschieden. Dossmann war mit dem alten von Rissen eigentlich schon handelseinig. Aber Huberta von Rissen und Brodersen sollen wohl auch ... So wird zumindest gemunkelt.
    Thies Detlefsen wurde aus diesen Auseinandersetzungen bislang rausgehalten. Von den Schlägereien weiß er offiziell nichts – bedauerlicherweise, denn es hätte der Fredenbüller Kriminalitätsstatistik mal ein bisschen auf die Sprünge helfen können: alarmierende Zunahme schwerer Körperverletzungen.
    Thies mag ja durchaus einen Riecher für die imaginären großen Fälle haben, aber in der Realität entgeht seinem kriminalistischen Auge manches. Zum Beispiel hat er keine Ahnung, dass Althippie Bounty mitten in Brodersens Maisfeld heimlich Grünpflanzen zieht, die zwar auch Bio, aber nicht ganz legal sind. Die letzte Ernte, dank Dossmanns Chemiecocktail besonders üppig ausgefallen, hängt buschweise und wohlbehütet auf Bountys Heuboden und sorgt dafür, dass der Gitarrist mit dem grünen Daumen immer bei guter Laune bleibt, dass er nicht allein auf Hartz IV angewiesen ist und beim Einkauf der von ihm favorisierten Schokoriegel mit Kokosfüllung bei Edeka oder auch mal bei Antje nicht so auf jeden Cent achten muss. Doch diese kleinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sind auf einmal nebensächlich.
    Ein richtig schöner Mordfall, denkt Thies, als er die Nummer der Kieler Mordkommission wählt. Dazumuss er sich fünfzig Meter weiter wegstellen, denn genau neben dem Mähdrescher befindet sich ein Funkloch.
    Er hat lange von so einem Fall geträumt, aber jetzt muss er sich mächtig konzentrieren, dass er nichts falsch macht. Irgendwie ist er gar nicht richtig vorbereitet. Darf er den Tatort überhaupt verlassen und den toten Brodersen hier ohne Polizeiaufsicht liegen lassen? Aber er kann sich schließlich nicht zerreißen. Er hat nun mal keinen zweiten Mann. Früher, in den ersten Jahren als PMA, als Polizeimeisteranwärter, waren sie zu zweit, er und Knut Boyksen. Aber Boyksen ist seit vier Jahren im Ruhestand. Am Tag seiner Pensionierung setzte er sich sofort auf die Fähre nach Amrum und fuhr dorthin zurück, wo er hergekommen war. Auf dem Festland hatte er sich nie richtig wohlgefühlt. Seine Stelle hat Thies übernommen, aber Thies’ alte Stelle wurde nicht wieder besetzt. Das haben die in Kiel nun davon: Mord in Fredenbüll, und keiner da, der auf die Leiche aufpasst. Vielleicht sollte er Klaas Bescheid sagen. Dann könnten sie sich bei der Bewachung des toten Biobauern ablösen, bis die Mordkommission Verstärkung geschickt hat.
    »Herr Detlefsen, das klingt für mich erst mal nach einem Arbeitsunfall«, sagt der Diensthabende in Kiel.
    »Arbeitsunfall?« Thies glaubt, er hört nicht richtig. »Dat sieht hier vor Ort aber ganz anders aus. Können Sie mir glauben«, mault er in sein Handy. »Ich steh hier direkt am Tatort.« Na ja, fast.
    »Was haben Sie denn für Hinweise auf einen Mord?«
    »Brodersen und Dossmann, also der Tote und Dossmann,dat is hier der Hühnerbaron, seine Eier haben Sie wahrscheinlich auch schon gegessen, also die beiden sind ja schon mehrmals aufeinander los.«
    »Gibt es denn konkrete Hinweise auf ein Tötungsdelikt?«
    »Ja, wat denn?! Hinweise! Die ganze Sache ist mir eben erst gemeldet worden. Und wegen Hinweise ruf ich Sie an. Wir brauchen hier den Paddologen, Spusi und so weiter, das große Besteck.« Unglaublich, denkt Thies, nun haben sie mal einen Mordfall in Fredenbüll, und dieser

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