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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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Schlaumeier in Kiel sitzt da dösig an seinem Schreibtisch.
    »Herr Detlefsen, es ist Wochenende. Ich bin hier auch nur die kleine Besetzung.«
    Thies bekommt langsam den Eindruck, dass er nicht ganz ernst genommen wird.
    »Ich würde vorschlagen, dass wir Ihre heutigen Ermittlungen mal abwarten«, sagt der Kieler. »Und wenn sich die Verdachtsmomente verifizieren ...«
    »Verifizieren? Wat soll das denn heißen? Morgen ist da keine Spur mehr. Wenn wir Pech haben, ist der Tatort morgen gemäht. Das hab ich dann auch nicht mehr in der Hand.«
    »Vielleicht stellt sich das Ganze ja doch nur als Arbeitsunfall heraus.«
    Bisher hat sich Thies nur gewundert, jetzt wird er langsam sauer. »Wie stellt ihr in Kiel euch dat vor? Brodersen fährt nachts mit seinem Mähdrescher auf ’ne fremde Wiese, dann gibt er ordentlich Gas und schmeißt sich vor seinen eigenen Drescher, oder was?« Thies Detlefsen kommt in Fahrt.
    »Nein, ich mein ja nur, wir sollten vielleicht erst mal ausschließen ...« In der Handyverbindung gibt es eine kurze Funkstörung.
    »Und der Mordfall ist nicht alles. Außer dem toten Landwirt Brodersen wird seit gestern noch Swaantje Ketels vermisst, die Frau des Versicherungsvertreters hier im Ort. Möglicherweise Entführung.«
    »Ich hab ja schon gehört, dass bei Ihnen im Ort ziemlich viel los sein soll«, sagt der Beamte in der Kieler Mordkommission. Der ironische Unterton in seiner Stimme ist für Thies unüberhörbar.
    »Wat soll dat denn jetzt heißen?«
    »Wie kommen Sie auf Entführung. Gibt es eine Lösegeldforderung?«, fragt der Mann aus Kiel.
    »Bisher noch nicht. Aber Swaantje is weg, dat is mal ’ne Tatsache.«
    »Herr Detlefsen, ich würde Sie bitten, die ersten Ermittlungen zunächst mal allein durchzuführen ...«
    »Ja, wat denn, ich kann nicht gleichzeitig den Tatort sichern, Angehörige benachrichtigen, Zeugen vernehmen, und außerdem: Wo soll ich denn mit dem Toten hin, vielmehr mit dem, was von ihm übrig ist ...?«
    »Lassen Sie den Tatort in den nächsten Stunden bitte unverändert. Wenn sich der Mordverdacht bestätigt, würden wir Ihnen dann heute Nachmittag Hauptkommissarin Stappenbek schicken.«
    »Hauptkommissa... rin ...??!«
    »Kriminalhauptkommissarin Stappenbek, richtig.«

6
    Thies braucht jetzt erst mal einen Kaffee in »De Hidde Kist«. Seinen ersten Mordfall hat er sich eigentlich anders vorgestellt. Da sah er sich immer inmitten eines Polizeigroßeinsatzes stehen. Unzählige Einsatzfahrzeuge, Fotografen mit Blitzlichtern, Leute von der Spurensicherung in weißen Schutzanzügen, die mit Riesenpinseln Fingerabdrücke von dem Mähdrescher abnehmen, allerlei Pulver zum Einsatz bringen und mithilfe von Pinzetten undefinierbare Teilchen in kleine Zellophantütchen fallen lassen. »Doktor, können Sie schon was über den Todeszeitpunkt sagen?«, hörte sich Thies sagen.
    In Wirklichkeit flattert da nur ein rot-weißes Absperrband müde in der Mailuft. Davor stehen zwei polnische Saisonarbeiter, die entsetzt auf den Mähdrescher und das, was von ihrem Chef übrig geblieben ist, starren. Traurig, traurig, denkt Thies.
    »So, jetzt verlassen Sie bitte den Tatort«, sagt Thies zu den beiden Polen und zieht geschäftig das Absperrband stramm. »Hier gibt dat nix zu sehen. Und nix anfassen, is klar, nä ... Versteht ihr mich überhaupt? Nix anfassen! Nix mitnehmen!«
    Die beiden Landarbeiter nicken und ziehen bedröppelt ab.Auf dem Weg in die »Hidde Kist« will Thies kurz in der Dienststelle vorbeifahren. Unterwegs kommt ihm mit einem Affenzahn der große Benz von Swaantjes Mann Leif Ketels entgegen. Leif grüßt nur flüchtig. So genau kann Thies das bei dieser Geschwindigkeit auch gar nicht erkennen. Fast achtzig, schätzt er mit Kennerblick, das kostet innerhalb geschlossener Ortschaften beinahe den Führerschein. Dabei fällt ihm schlagartig wieder ein, dass Swaantje ja vermisst wird. Ist sie vielleicht wieder aufgetaucht? Sieht eigentlich nicht so aus, wenn er Leif Ketels’ Fahrstil richtig deutet. Und wo will er jetzt so eilig hin? Komisch, denkt Thies. Aber er hat erst mal Wichtigeres zu tun.
    Thies Detlefsen hat nämlich noch einen anderen Anruf zu erledigen. Petersen, sein Kumpel vom ›Nordfriesland-Boten‹, ist sofort am Apparat. Beim ›Boten‹ gibt es natürlich keinen speziellen Polizei- und Gerichtsreporter. Petersen macht alles, vom Shantychor bis zur Sturmflut. Thies Detlefsen versorgt ihn regelmäßig mit Neuigkeiten aus der Fredenbüller Halbwelt, vielleicht

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