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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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Busunternehmens »Friesentours« liegt unbeachtet vor der gurgelnden Kaffeemaschine. Die Ernährungstipps des Kochs im Frühstücksfernsehen bleiben ungehört. Auch die beiden Zwillinge starren ausnahmsweise mal nicht auf den Fernseher und sind für die frühe Morgenstunde erstaunlich munter. Postbote Klaas tigert völlig aufgebracht vor dem Küchentresen auf und ab, als Thies im Pyjama, den Frontigel platt an die Stirn geklebt, in die Wohnküche schleicht.
    »Thies, du musst schnell kommen.« Der kleine Klaas fuchtelt wild mit den Armen durch die Luft.
    »Ja, wat denn?« Thies ist absolut noch nicht aufnahmefähig.
    »Brodersen is doot«, plärrt Telje, einer der beiden Zwillinge, in breitestem Platt dazwischen.
    »Jo, Papa, Brodersen is doot«, echot Tadje, der andere Zwilling, und rührt fröhlich in den Cornflakes.
    »Du hast richtig gehört: Sie ham Brodersen tot aufgefunden«, bestätigt Klaas. Heike nickt vorsichtig.
    »Wat denn, dat gib’s doch gar nicht.« Thies kann es nicht glauben.
    »Er is ganz böse zugerichtet ... von sein’ eigenen Mähdrescher.« Klaas’ Gesichtsfarbe ist blass gegen seine blau-gelbe Postjacke.
    »Muss ja wohl grausam aussehen«, sagt Heike, in deren Haaren sich nach der Nacht schon wieder die ersten Locken zeigen.
    »Nu ma ganz langsam. Eins nach dem andern«, sagt Thies.
    »Wie, wat, eins nach ’m andern. Hallooo! Thies! Aufwachen!« Postbote Klaas zeigt nur bedingt Verständnis.
    »Stand gestern Abend war: Swaantje is vermisst«, resümiert Thies den gestrigen Ermittlungsstand.
    »Mag ja sein«, sagt Klaas. »Aber Stand heute Morgen: Brodersen is tot!«
    »Wer hat ihn denn überhaupt gefunden?« Thies wird allmählich wach. Die Zwillinge schaufeln weiter geräuschvoll ihre Cornflakes in sich hinein.
    »Einer von Brodersen seine Polen hat ihn vor ’ner guten Stunde da liegen sehen. Wollte das gleich bei dir in der Wache melden. Aber ... du warst ja noch nich da.« Klaas sieht ihn vorwurfsvoll an.
    »Wat stellt ihr euch alle vor. Morgens um fünf is die Wache noch nich besetzt.«
    »Und dann is er gleich zu mir in die Poststelle gekommen.«
    »Nix verändern, hast ihnen das gesagt? Ganz wichtig. Auf keinen Fall irgendwas anfassen!«
    »Nu lass Thies doch erst mal duschen«, funkt Heike dazwischen.
    »Nee, ich zieh mir nur schnell was über«, sagt Thies und richtet seinen Frontigel. »Ich muss gleich Kiel Bescheid sagen, Spusi und so.«
    Bevor er zur Wache fährt, besichtigt Thies Detlefsen den Tatort. Schon von Weitem sieht er mehrere Autos an der Straße stehen. Auf dem Stück Brachland zwischen den Betrieben von Brodersen und Dossmann gibt es einen regelrechten Auflauf, hauptsächlich Landarbeiter von Dossmann, einige von ihnen arbeiten mittlerweile für Brodersen.
    Brodersens großer Mähdrescher steht auf der ungemähten Wiese. Als Thies näher kommt, bietet sich ihm kein schönes Bild. Mit einem Arm hängt Brodersen noch in der Einzugsschnecke. Die Messerbalken haben seine irische Wachsjacke in Streifen geschnitten. Zwischen dem olivgrünen Wachsstoff meint Thies blutige Hautfetzen zu erkennen. Teile des karierten Innenfutters hängen in der Kornschnecke. Sein rechtes Bein klemmt bis zum Knie in der Dreschtrommel, und ein Schuh ist seltsamerweise bis zum Strohhäcksler transportiert worden. Die gewaltige Maschine hat den Biobauern böse zugerichtet. Thies wird leicht mulmig. Er mag gar nicht richtig hinsehen.
    Thies atmtet tief durch und versucht, seiner Stimme Autorität zu verleihen. »So, Freunde, hier kommt die Polizei. Jetzt erst mal Abstand vom Tatort! Aber ’n büschen plötzlich!«
    Mit rot-weißem Plastikband, das er in seinem Wagen immer dabeihat, sperrt er den Tatort ab. Überall auf dem Mähdrescher, zumindest auf den grün lackierten Teilen, glaubt er Blutspuren zu erkennen.
    »Wie kommen Chef in Dresscherrr?«, murmelt einer der Landarbeiter mit osteuropäischem Akzent.
    »Das werden wir ermitteln, genau dazu sind wir da.« Auf den ersten Blick scheint der Fall ziemlich klar, denkt Thies Detlefsen. Vielleicht ein bisschen zu klar. Und die umstehenden Landarbeiter haben sicher ganz genau dieselbe Idee. Sie haben den jahrelangen Streit zwischen Brodersen und Dossmann schließlich hautnah miterlebt.
    Bei dem Zwist geht es dem alten Dossmann ums Prinzip, behauptet dieser zumindest. Aber eigentlich geht es gegen Biobauer Jörn Brodersen. Sein Stück Land, in dem er seit einigen Jahren Getreide anbaut, grenzt fast an Dossmanns Geflügelfarm. Dazwischen gibt es

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