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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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einmal ganz förmlich. »Nicole, das sind Frau von Rissen und Herr von Rissen.« Thies hat mächtig Respekt vor den Herrschaften, das ist ihm deutlich anzumerken.
    »KHK Stappenbek«, sagt Nicole, um Lockerheit bemüht, und will den beiden die Hand geben. Huberta erwidert den Handschlag, aber Onno bleibt stocksteif stehen. Er lässt seinen Blick abschätzig einmal über Nicoles mokkabraune Lederjacke wandern. Dann starrt er grimmig blasiert ins Leere.
    »Womit können wir Ihnen denn behilflich sein«, fragt Huberta von Rissen gezwungen höflich. »Es ist ja wirklich eine schreckliche Sache, die da passiert ist.«
    Sie registriert verwundert Mike Börnsen und seinezwei Kollegen von der Spusi, alle drei wieder in weißen Anzügen. Onno von Rissen dagegen ist stocksauer angesichts des Überfalls zur Mittagszeit. Als Nicole den gerichtlichen Durchsuchungsbeschluss vorzeigt, wird er gleich ausfallend. »Da geifern die kleinen Beamten vor Lust, dass sie unsereins mal auf die Pelle rücken dürfen. Einfach stillos.«
    »Onno, bitte! Die Leute tun doch auch nur ihre Pflicht«, versucht Huberta ihren Mann zu beruhigen und spielt nervös mit ihrer Perlenkette.
    Mike Börnsen muss unter der blonden Tolle grinsen. Thies hatte extra darauf hingewiesen, auf das Vorzeigen des Durchsuchungsbeschlusses besser zu verzichten. Von Rissens wären vermutlich viel hilfsbereiter, wenn die Polizei ohne Behördenschrieb bei ihnen anrückte. Aber Nicole Stappenbek hatte auf der offiziellen Vorgehensweise bestanden.
    Onno trägt wie immer ein maßgeschneidertes englisches Jackett mit Fischgrätenmuster und ein blauweiß gestreiftes Hemd mit steifem weißem Picadilly-Kragen, dessen abgerundete Enden durch eine Nadel unter der Krawatte zusammengehalten werden. Selbst in den heißesten Sommertagen bleibt der oberste Knopf geschlossen. Und auch wenn er bei schlechtem Wetter in Schaftstiefeln über die matschigen Feldwege seines Besitzes stapft, trägt er Krawatte unter dem moosgrünen Steppmantel. Onno von Rissen hat immer einen geröteten Kopf, wobei man nie recht weiß, ob das am Bordeaux, an seiner Neigung zu cholerischen Ausbrüchen oder an diesem hochgeschlossenen Hemdkragen liegt. Heute trifft alles auf einmal zu.
    »Soll hier ein Maskenball stattfinden?«, fragt er süffisant, mit Blick auf die Männer von der Spurensicherung, und lacht dabei sein geräuschloses Lachen.
    Nicole schnupft und hält ihm das amtliche Papier vor die Nase. »Dies ist ein Durchsuchungsbeschluss für Ihre Remise. Wer kann uns dort Zutritt verschaffen?«
    »Sie können hier also einfach so aufkreuzen mit diesen Leuten in ... ähhh ... Strampelanzügen. Einfach geschmacklos.« Von Rissen dreht einmal ruckartig seinen Kopf wie ein Huhn. Die Haut in seinem Hemdkragen spannt.
    »Wer kann uns dort hineinlassen? Wir müssen die Räume ja nicht unbedingt gewaltsam öffnen.« Die Kommissarin wird etwas ungehalten. »Will einer von Ihnen vorfahren?«
    »Nicole, Herr von Rissen sollte vielleicht nicht mehr unbedingt ...«, flüstert Thies.
    »Was sollte ich nicht mehr unbedingt?«, giftet der alte von Rissen.
    »Fahren, Darling.« Huberta fasst ihrem Mann an den Arm. »Thies meint, du solltest vielleicht nicht mehr fahren.« Wie sie das »Darling« ausspricht, klingt allerdings alles andere als zärtlich.
    Huberta von Rissen öffnet die Tür der Remise. Den Schlüssel hätte sie gar nicht gebraucht. Die Tür ist nicht verschlossen.
    »Hier geht ja wohl jeder ein und aus, wie er will«, brummt Onno von Rissen, der doch mitgekommen ist.
    Huberta wirkt einigermaßen erstaunt angesichts des Durcheinanders in dem alten Kutscherhaus.
    »Oha, hier ist ja allerhand los gewesen«, ruft Mike Börnsen. Er kämmt sich die Haare einmal quer über die Stirn und setzt sich die Kapuze auf. »Ja, da kommt doch Freude auf, wenn es für uns mal richtig satt Spuren gibt.«
    »Da muss dringend mal aufgeräumt werden«, sagt Onno und dreht den Kopf im Hemdkragen.
    »Das ist mir unerklärlich«, wundert sich Huberta, »ich habe vor einer Woche erst meinen Roadster aus dem Kutscherhaus gefahren. Da war hier alles in bester Ordnung. Ich meine, es sah alles so aus wie immer.«
    »Im Laufe der letzten Woche muss hier also etwas passiert sein?«, fragt die Kommissarin. »Hat einer von Ihnen beiden etwas bemerkt ...?«
    »... in der Nacht von Freitag auf Samstag?«, schaltet sich Thies ein. »Haben Sie Fahrzeuge auf das Gelände fahren sehen?«
    »Sie meinen doch nicht etwa, dass das hier irgendetwas mit

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