Rote Gruetze mit Schuss
meinen!«
»Guckst dir das hier mal an, Mike«, sagt einer der beiden anderen Spusi-Leute, der gerade das durchgelegene Bett in der Kutscherwohnung untersucht. »Reger Bettenwechsel hier ... und die Bettwäsche ist nicht unbedingt immer gewechselt worden.« Er lässt unterschiedlich farbige Haare in kleine Zellophantütchenfallen. »Alle Kolorationen dabei, und hier hab ich sogar ’n Fingernagel.« Er greift mit einer Pinzette einen hellviolettmetallisch glänzenden Fingernagel aus der staubigen alten Wolldecke.
»Einen Moment mal«, ruft Thies entsetzt aus. »Dat is ja einer von Heikes Fingernägeln.«
»Und wer ist Heike?«, fragt der Spusi-Mann.
»Ja wat denn, Heike is meine Frau.« Thies bekommt seinen Kuhblick. »Zeig mal her!«
»Ganz ruhig, Thies.« Nicole hält ihren Kollegen zurück. »Hatte unsere Angelique aus Weißrussland nicht auch solche schönen Fingernägel?«
»Geben wir erst mal mit ins Labor, oder?«, sagt Börnsen.
»Lass mal, Mike.« Nicole hat eine Idee. »Da nehmen wir jetzt den kurzen Dienstweg. Was meinst du, Thies, magst du das eben übernehmen?«
Endlich fällt bei Thies der Groschen. »Ach so, du meinst ... ja klar!«
20
Im »Salon Alexandra« herrscht Hochbetrieb. Alle Trockenhauben sind belegt. Als Thies den Friseursalon betritt, blicken mehrere Kundinnen unter den laut pustenden Ungetümen hervor, darunter auch die alte Frau Ahlbeck, die Mutter des Bürgermeisters und Besitzers des Edeka-Marktes, vor sich eine Illustrierte mit »Dreißig neuen Trendfrisuren«, bei denen die, die Oma Ahlbeck grade verpasst bekommt, allerdings nicht dabei ist. »Moin, Moin, die Damen.«
»Moin, Herr Detlefsen, moiiin Thies«, schreit Alexandras Kundschaft gegen den Trockenhaubenlärm an und nimmt die Lektüre ihrer Illustrierten wieder auf. Thies steht, mit einem kleinen Plastiktütchen in der Hand, etwas verloren herum. Von nebenan leuchten blauweiße Lichtreflexe der Sonnenbank in den Raum. In der Eingangstür hängen groß die Schilder: »Bräunungsdusche. 20 Minuten ab 5 Euro« und »Neu: Chinesische Kopfmassage«.
»Ist im Augenblick schlecht, Thies, siehst ja selbst.« Alexandra ist voll in ihrem Element.
»Ein Moment, Alexandra, ich bin nicht zum Haareschneiden da. Wir ermitteln in einem Mordfall.« Thies setzt seine wichtigste Miene auf.
»Janine, ich komm gleich«, ruft Alexandra ihrem Lehrling zu. »Du kannst Frau Peters schon mal waschen.«
Alexandra ist schon ein echter Feger, denkt Thies, mit ihrer engen, ausgeblichenen und unterhalb des Pos eingerissenen Jeans und mit dem Friseurwerkzeug, das wie ein Westerncolt an ihrer Hüfte hängt. Und dann dieser Pantherblick. Ob Alexandra wirklich ein Verhältnis mit Leif Ketels hat? Und wo sie wohl dieses asiatische Tattoo hat, von dem Heike immer erzählt?
»Na, Thies, schickt dich deine Kommissarin?«
»Lass ma, ich weiß schon selbst, was zu machen is, wir sind ’n ganz gutes Team.«
»Man hört ja die tollsten Sachen.«
»Wie, wat für Sachen?« Thies hat keinen blassen Schimmer, wovon Alexandra redet.
»Ja, ich glaub, Heike is schon richtig ’n bisschen eifersüchtig. Marret meinte auch gleich zu ihr, pass bloß auf, die blonde Kommissarin wickelt deinen Thies ganz schön um ’n Finger.«
»Ihr habt vielleicht Probleme ...«, der Polizeiobermeister schüttelt den Kopf und greift sich einmal in seinen blonden Frontspoiler. »Aber jetzt mal was ganz anderes.« Er zeigt Alexandra das Plastiktütchen mit dem Fingernagel. »Schon mal gesehen?«
»Wo hast den denn her?«
»Hat die Spusi gerade sichergestellt.«
»Spusi? Und wo?«, will Alexandra prompt wissen.
»Eins nach ’m andern, kennst du diesen Fingernagel? Ich mein, ist der hier von dir aus ’m Salon?«
»Kann schon sein, dass der von uns ist.«
»Wem könnte der gehören?«
Die Mutter des Bürgermeisters lugt erneut aus ihrer Trockenhaube hervor und horcht, wobei ihr die Zeitschriftüber den Frisierkittel auf den Boden rutscht. »Is ’n büschen heiß, die Haube«, brüllt sie.
»Janine, machst mal die Haube von Frau Ahlbeck ’n bisschen runter!«, ruft Alexandra zu den Waschbecken rüber. »Frau Ahlbeck, Janine kommt gleich«, schreit sie noch lauter.
Alexandra will Thies das Plastiktütchen aus der Hand und den Nagel aus der Tüte nehmen.
»Halt! Stopp! Nich anfassen. Das ist Beweismaterial.«
»Beweismaterial? Was soll ’n Fingernagel denn beweisen?« Der Pantherblick gelingt Alexandra diesmal nicht so recht.
»Alexandra, beantworte einfach meine
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