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Rote Gruetze mit Schuss

Rote Gruetze mit Schuss

Titel: Rote Gruetze mit Schuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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rumgeirrt und hat nich wieder nach Hause gefunden. Heike, so viel Urlaub hab ich nich! Ich hab ’n Mordfall zu lösen.«
    »Hier, Papa«, zeigt Telje auf ihr Heft, das sie Thies wieder aus der Hand gerissen hat. »... am dritten Tag achtzehn Seiten. Wie viel muss sie am vierten Tag lesen?«
    »Aaachtzehn Seiten? Lisa? So viel schafft die doch niiiie!«, quakt Tadje.
    »Menno, Tadje, nich Lisa Hinrichsen, die is hier aus ’m Heft ... Wie viel, Papa?«
    »Na, Telje, überleg mal. Sonst musst du dein Biene-Maja-Buch mal rauskriegen und selbst nachzählen.«
    »Thies, wenigstens mal ein Wellness-Wochenende«, sagt Heike bockig.
    Bei dem Wort Wellness befällt Thies sofort Unwohlsein. »Heike, wir ham hier die Nordsee, ’ne Badestelle, ’n neuen Fahrradweg. Wenn das nach unserm Bürgermeister geht, ist Fredenbüll bald Kurort. Wir ham hier das ganze Jahr Wellness.«
    Heike verzieht den Mund und wendet sich resigniert wieder ihrer Kochsendung zu. Aber dann fällt ihr doch noch etwas ein: »Sach mal, Thies, wie lange will diese Nicole hier eigentlich bleiben?«
    »Bis wir den Fall gelöst haben.«
    »Da kommt ihr aber auch nicht recht weiter. Ist doch irgendwie komisch.«
    »Wat denn, wir arbeiten auf Hochtouren. Ich sach mal, bis zum Feuerwehrfest sind wir mit dem Fall durch.«
    »Und wat is nu eigentlich mit Swaantje?«
    »Jaaa!« Thies macht eine bedeutungsvolle Pause. »Wat is mit Swaantje? Ich darf das eigentlich gar nich sagen, aber Swaantje steht unter dringendem Mordverdacht.«
    »Wie bitte?« Das Stubenküken auf zarten Frühlingsgemüsen, das der Fernsehkoch gerade wortreich tranchiert, ist auf einmal uninteressant. »Kann doch gar nich sein. Das hat dir doch deine Nicole eingeredet. Swaantje wollte doch mit uns los, Queen Mary gucken.«
    »Das sagt noch nicht viel. Jetzt ist sie zumindest flüchtig.«
    »Na ja, stimmt schon, dass sie ihre Koffer bei Renatestehen hat, dat is schon irgendwie komisch«, muss auch Heike zugeben.
    Von der Ladestation aus der Schrankwand düdelt ›Waterloo‹ durch das Wohnzimmer. Heike stürzt zum Telefon. Bevor sie abhebt, fällt ihr noch ein: »Ach, Thies, übrigens, die Versetzung von den Zwillingen ist gefährdet, besonders Tadje. Du sollst mal zu der Lehrerin in die Sprechstunde kommen.«
    »Ich?«
    »Thiiies, das kannst du mal machen«, sagt Heike, während sie den Hörer abnimmt.
    »Ich hab hier mal ’ne kleine Aufstellung gemacht, wer zu welchem Zeitpunkt wo gewesen ist«, sagt Nicole Stappenbek.
    Die gleißende Sonne wirft ein paar gebündelte Lichtkegel in die kleine Amtsstube. Es ist wieder ein herrlicher Frühlingstag, fast zu warm für Anfang Mai. Auf dem Fahrradweg nach Neutönningersiel hat der Asphalt des bereits fertiggestellten Abschnitts in der ersten Frühlingssonne Blasen geworfen. Das Bauamt Niebüll soll den Schaden prüfen. Die Bauarbeiten sind vorübergehend eingestellt.
    Nicole trägt trotz der Wärme ihre mokkabraune Lederjacke, darunter aber nur ein knalltürkises T-Shirt mit der roten Aufschrift »Kieler Sprotte«. Sie steht vor der Pinnwand mit der Fredenbüller Karte, auf der die unzähligen Zettelchen mit Namen, Automarken und -kennzeichen, Daten, Uhrzeiten und Motiven mittlerweile ein fröhliches Muster ergeben. Zwischen ihnen spinnt sich ein Netz von Pfeilen, das täglich dichter wird.
    »Gute Idee, Nicole.« Aber die vielen Pfeile auf der Karte bringen Thies eher durcheinander, als dass sie Klarheit schaffen. »Swaantje ... Brodersen ... Dossmann ... Lara Ketels ... Unfallstelle Neutönningersiel ... Remise«, liest er laut vor und richtet seinen blonden Frontspoiler. »Gelegenheit ... Mittel ... Motiv«, sinniert Thies.
    Nicole muss grinsen. Nach der Durchsuchung in der alten Remise hatte sie gehofft, dass die Ermittlungen nun langsam in Fahrt kommen würden. »Allmählich fängt mich die Sache an zu interessieren«, hatte Nicole gesagt. Viel weiter sind sie dann allerdings nicht gekommen.
    Nicole hat sich in ihrem Pensionszimmer bei Renate mittlerweile häuslich eingerichtet. Sie hat die Speisekarte in »De Hidde Kist« schon mehrmals durchbestellt, Rote Grütze abwechselnd mit und ohne Schuss. Nur der Espresso macchiato danach fehlt ihr doch. Aber sie will diesen Fall jetzt unbedingt lösen, selbst wenn sie noch ein Wochenende dranhängen und zum Feuerwehrfest bleiben muss.
    Es ist schon ärgerlich. Trotz etlicher Vernehmungen sind sie keinen Schritt weitergekommen. Sie waren noch mal bei Dossmann und Lara Ketels gewesen. Sie hatten mit den

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