Rote Gruetze mit Schuss
jetzt gut, was, Klaas.« Müller-Siemsen blinzelt dem Postboten zu.
»Also, Herr Doktor!«, juchzt Antje.
Müller-Siemsan zahlt und steigt draußen auf sein altes Rad.
Bounty schiebt sich genüsslich die zweite Hälfte eines Kokosriegels in den Mund. Dann gibt auch das auswärtige Paar den Kampf mit dem Sauerfleisch auf, zahlt und verlässt den Imbiss.
Kaum sind die beiden draußen, beugt sich Antje verschwörerisch über ihren Glastresen. »Was’ los, Klaas? Spuck’s aus!«
Klaas holt die Posttasche unter dem Tisch hervor.»Hier, Antje, erst mal deine Post.« Er reicht ihr zwei Briefe. »Und dann hab ich hier noch ’ne Postsendung. Und die is echt der Hammer!« Er zieht ein fliederfarbenes Kuvert heraus und hält es stolz hoch. »Ein Brief an Leif Ketels!« Die Runde blickt fragend auf den Brief. »Und jetzt passt auf, Absender: Swaantje Ketels!«
»Oha, Post von der Vermissten«, sagt Bounty.
»Oder von der Toten«, ergänzt Antje.
»Kann doch gar nicht sein«, bemerkt Klaas treffend.
Der Brief geht von Stehtisch zu Stehtisch und wird von allen ausgiebig begutachtet. »Erkennt ihr die Schrift?«, fragt Bounty.
»Könnt schon die von Swaantje sein«, sagt Antje, »oder, was meinst du, Klaas? Du kennst dich doch damit aus.«
»Ja, ich glaub auch. Sieht nach Swaantje aus.«
»Der Poststempel ist vom Elften, das war Freitag, oder? Das war der Tag, als Swaantje verschwand. Und heute is Donnerstag. Dat kann doch gar nich angehen«, rechnet Antje. »So lange braucht doch kein Brief.«
»Na ja ... doch, doch ...«, überlegt Klaas, »wenn du das hier im Kasten vor der Kirche einwirfst ... Wenn du Pech hast, ist die Leerung schon durch. Dann wird erst Montagmorgen wieder geleert, dann geht die Post erst mal nach Niebüll, Flensburg, Hamburg. Hauptpost, da wird sortiert.«
»Klaas, so genau wollte ich dat auch wieder nich wissen.« Antje wendet den Brief hin und her.
»Moment! Und dann geht das wieder zurück: Flensburg, Niebüll, bis die Post dann bei mir landet.«
»Kein Wunder, dass die Post pleite is«, krächzt Paulsen dazwischen.
»Würd mich ja nun brennend interessieren, was da drinsteht. Obwohl, denken kann ich’s mir.«
»Weiß ich jetzt auch nicht«, überlegt der Postbote laut. »Soll ich den Brief nu’ austragen, oder muss ich Thies benachrichtigen?«
»Klaas, lass uns doch mal aufmachen. Wir sind hier doch unter uns«, meint Wirtin Antje eifrig.
»Von Postgeheimnis hast wohl noch nix gehört, oder was?«
»Eben ... deswegen. Thies muss bestimmt erst irgendwelche Genehmigungen einholen. Wir können doch mal kurz reingucken und Thies dann ’n Tipp geben.«
»Meinst du?« Klaas sieht fragend in die Runde. Bounty nickt lässig. Paulsen blickt zustimmend.
»Komm, Klaas, kriegt doch keiner mit. Kurz über Dampf ...«
»Aber nicht dat Bratfett!«
»Mensch, Klaaaas! Hier, Schnellkocher!«
25
»Ich kann die Policen raussuchen. Sind alle in dem Ordner im Wohnzimmerschrank.« Heike ist am Telefon gegen den lauten Fernsehton kaum zu verstehen, als Thies sie unterwegs vom Handy aus anruft.
Die beiden Polizisten sind in Nicoles Mondeo auf dem Weg zu Leif Ketels. Sie haben beide Seitenfenster heruntergefahren. Der Fahrtwind flattert warm durch das Innere des Autos. Nicole hat ihre Sonnenbrille ausnahmsweise mal nicht im Haar stecken, sondern auf der Nase. Ihre Lederjacke hat sie ausgezogen und auf den Rücksitz gepfeffert, während Thies in seiner engen Uniform vor sich hin schwitzt. Leichter Schweißgeruch und zwei Deodorantdüfte mischen sich mit dem schweren Duft des Weißdorns.
»Alle Nürnberger Versicherung, bei Leif Ketels abgeschlossen? Oder?«
»Ja, wieso, wir hatten alle Versicherungen schon immer bei Leif ...«, schreit Heike zurück in den Telefonhörer.
»Ja, eben nicht! Heike, da stimmt was nich. Wahrscheinlich sind wir überhaupt nich versichert.«
» Zahnzusatz haben wir nich. Aber sonst alles, das Rundum-sorglos-Paket. Ich kann das raussuchen.«
»Dat nützt uns nich viel«, brüllt Thies jetzt fast in sein Handy. »Die sind wahrscheinlich alle getürkt. Icherklär dir das später.« Er legt auf und lässt das Handy in seiner Polizeijacke verschwinden.
Thies hält einen Arm aus dem Seitenfenster und lenkt sich den Luftstrom zur Kühlung ins Gesicht. »Sach mal, Nicole«, wendet er sich an die Kollegin, die ihr Auto lässig mit drei Fingern am Lenkrad durch den nordfriesischen Frühling gleiten lässt. »Antje hat erzählt, als bei ihr neulich im Imbiss die Fritteuse
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