Rote Gruetze mit Schuss
beiden von Rissens gesprochen und mit der rassigen Alexandra. Besonders gesprächig war keiner von ihnen gewesen. Sie hatten Brodersens Polen verhört. »Nicole, das kann ich dir gleich sagen, die wissen nix«, hatte Thies die Kommissarin vorgewarnt. Nur einer war ihnen immer wieder durch die Lappen gegangen: Versicherungsvertreter Leif Ketels war entwedergerade weg oder schon unterwegs. Thies war kurz davor, eine Fahndung rauszugeben.
Die Blutspuren im Kofferraum von Brodersens Landrover wurden als seine eigenen identifiziert. »Aber vielleicht hat er zu dem Zeitpunkt noch gelebt und ist erst danach erschossen worden«, hatte Nicole zu Bedenken gegeben. In von Rissens Remise hatte zweifellos ein Kampf stattgefunden. Und dann gab es noch diese Schleifspuren im Sand. Wahrscheinlich war Brodersen auch dort erschossen worden. Wie und warum er dann in den Mähdrescher geraten war, ist den beiden immer noch ein Rätsel.
Auf dem historischen Jagdgewehr waren neben alten auch frische Fingerabdrücke sichergestellt, aber bislang nicht identifiziert worden. Auch die Blutspuren einer zweiten Person in der Remise konnte die Polizei noch niemandem zuordnen.
Zunächst wollte keiner etwas davon wissen. Aber nachdem sie mit ihren Hinterlassenschaften aus den Postfächern, den Präservativen, Gleitcremes und Sektvorräten, konfrontiert wurden, hatten immer mehr Fredenbüller ihre regelmäßigen Besuche in der alten Remise zugegeben. Aber alle baten eindringlich um Diskretion. Nicht nur Brodersen und Swaantje hatten hier ihre Rendezvous gehabt, Dossmann trifft sich mit seiner Angelique und der Eppendorfer HNO-Professor Müller-Siemsen mit einer jungen Assistenzärztin, während seine Frau im Reetdachhaus den historischen Bauernschrank restauriert. Salonbesitzerin Alexandra räumt ebenfalls gelegentliche Besuche in der Remise ein, verrät aber nicht, mit wem. Doch das weiß Thiesohnehin schon von Heike. Auch Bürgermeister und Edeka-Mann Hans-Jürgen Ahlbeck hat das Kutscherhaus genutzt, wenn auch nur zur vorübergehenden Lagerung eines Sonderpostens Großpackungen Vollwaschmittel, wie er behauptet. Die Polizisten glauben ihm das nicht. Den Besitzer des leeren Postfachs hatten Nicole und Thies noch nicht ermitteln können.
Sie haben von halb Fredenbüll die Fingerabdrücke genommen und an den verschiedensten Orten Reifenspuren von Landrovern sichergestellt. Viel weitergebracht hat sie das alles nicht, schließlich fährt das halbe Dorf Landrover. Der Geländewagen, den die weißrussische Angelique in der Mordnacht vor der Remise gesehen hatte, gehörte wahrscheinlich Brodersen. Außerdem hatten sie dort Reifenspuren von Onno von Rissens Landrover identifiziert. Aber das war nichts Ungewöhnliches, dem gehörte das Kutscherhaus schließlich.
»Und was ist mit dieser Lebensversicherung, die Klaas bei Lara gesehen hat?«, sinniert Thies an seinem Schreibtisch. »Ich hab ihn noch mal gefragt, aber er ist sich ganz sicher.«
»Du hast die Police doch auch gesehen, Thies?« Nicole zieht Luft durch die Nase.
»Ich glaub schon. Aber Lara leugnet alles. Sollen wir da nicht mal ’ne Durchsuchung machen?«
»Das müssten wir eigentlich auch über die Versicherung rausbekommen«, sagt Nicole. »Du hast doch auch Versicherungen über ihn laufen. Nürnberger? Oder?«
»Ja, ja, Nürnberger.« Thies sucht die Nummer heraus und wählt kurz entschlossen die Nummer der Versicherungszentralein Nürnberg. Nach zehn Minuten Warteschleife wird er schließlich zu einer Dame durchgestellt, die ihm, nachdem er sich mit allen neu erlernten Abkürzungen vorgestellt hat, sogar bereitwillig Auskunft gibt.
»Ich hab hier tatsächlich eine Lebensversicherung auf den Namen Jörn Brodersen.«
»Und wer ist der oder die Begünstigte?«
»Eine Lara Brodersen, geborene Ketels. Die Versicherungssumme ist von zweihundertfünfzigtausend auf eine halbe Million erhöht worden. Das Seltsame ist nur ...« Die Versicherungsdame am anderen Ende der Leitung macht eine Pause. »... die Änderung datiert aus dem letzten Jahr und liegt hier bei den aktuellen Vorgängen. Ich weiß auch nicht ... Also, eigentlich ist der Herr Seidelmaier für den Herrn Ketels zuständig. Aber der ist in Urlaub, also der Herr Seidelmaier.«
»Könnt das vielleicht sein, dass da nachträglich was dran gedreht worden ist?«, kommt Thies gleich zur Sache.
»Was heißt denn hier gedreht?« Die Versicherungsdame in Nürnberg ist entrüstet.
»Ich sach nur: rückdatiert.«
»Um Himmels
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