Rote Gruetze mit Schuss
Hause.« Sie tut so, als wäre das eine völlig abwegige Frage. Dann sehen Huberta und Onno von Rissen betreten zu Boden. Für einen Moment hat es beiden die Sprache verschlagen.
»Nicole, das ist jetzt ’n bisschen pikante Angelegenheit«, flüstert Thies und deutet unauffällig auf Huberta von Rissen. »Hier in der Remise sollen ... man hört ja so einiges ...«
»Na ja, unser Detlefsen ist doch auch nicht auf den Kopf gefallen, Thies weiß doch, was hier läuft«, sagt der alte von Rissen jovial und etwas freundlicher. »Nicht nur unser Biobauer hat sich hier heimlich mit seinen Angebeteten getroffen. Im alten Kutscherhaus hat so mancher sein Fach.«
Nicole reagiert nicht. Sie hält es für eine Redensart: Hier hat mancher sein Fach.
Aber Thies ist plötzlich hellwach: »Was denn für ’n Fach?«
Huberta von Rissen blickt deutlich verärgert und nestelt an ihrer Perlenkette.
Onno deutet auf den alten Postschrank. »Das ist ein Postschrank noch aus der dänischen Zeit, frühes neunzehntes Jahrhundert«, kräht von Rissen mit Stolz in der Stimme. »Sehen Sie die einzelnen Symbole? Eichel, Kleeblatt, Keilerkopf, Hase. Die sind wahrscheinlichnachträglich dort aufgebracht worden, aber hundertfünfzig Jahre sind die auch alt.«
»Und was hat es mit diesen Fächern auf sich?«, fragt Nicole ungeduldig.
»Was is denn da drin?«, will Thies wissen. »Scheinen ja alle abgeschlossen zu sein.«
»Wissen Sie, dieses alte Kutscherhaus wird von uns ja schon seit Jahren nicht mehr genutzt«, sagt Huberta. »Ich stelle im Winter meinen Roadster hier unter, aber sonst ...«
Ihr Mann fällt ihr ins Wort. »Ich bin von unserem Bürgermeister seinerzeit mal gefragt worden, ob er die Remise nutzen könnte. Gegen ein kleines Entgelt hab ich ihm die Schlüssel überlassen. Ich hatte ja nicht den blassesten Schimmer, was da passieren sollte.«
»Wieso, was denn, Darling?«
»Sag mal, bist du so blauäugig?«, blafft ihr Mann sie an.
Thies und auch Nicole sind sich nicht sicher, ob Huberta wirklich so naiv ist. Sie hatte doch schließlich selbst ein Verhältnis mit Brodersen, das hat Heike zumindest behauptet. Und Thies hatte Brodersens Landrover doch selbst vor dem Gut stehen sehen. Aber vor dem Gutshaus, nicht vor der Remise. Auf dem durchgelegenen Bett konnte er sich Huberta mit ihrer Perlenkette beim besten Willen nicht vorstellen.
»Herr von Rissen, haben Sie Schlüssel zu den Schränken?«, fragt Thies.
»Nein, ich sagte es ja gerade. Ahlbeck hatte Zugang zu diesen Räumen, die Fächer waren eigentlich immer offen und die Schlüssel steckten. Seit einiger Zeit sindsie seltsamerweise immer verschlossen. Früher wurde da Werkzeug aufbewahrt, Schrauben, so etwas. Ich glaube, unsere Kinder hatten damals ihren Piratenschatz dort versteckt. Aber das ist jetzt auch zwanzig Jahre her.«
»Gibt es keinen Generalschlüssel?«, fragt Nicole.
»Verehrte Frau Kommissarin, hier handelt es sich nicht um Bankschließfächer, sondern um einen zwar sehr schönen, aber klapprigen Postschrank, der seit hundert Jahren nicht mehr genutzt wird.«
»Offensichtlich doch!«
»Na ja, neuerdings.«
»Mike, was ist, machst du uns die Schränke auf?«, fragt Kommissarin Stappenbek.
»Stellen Sie nur ruhig alles auf den Kopf«, echauffiert sich von Rissen jetzt wieder. »Die höheren Weihen unserer Gerichtsbarkeit haben Sie ja.«
Nicole schnupft kräftig und rückt ihre Sonnenbrille zurecht, geht aber auf von Rissens Ironie nicht weiter ein. »Komm, mach auf, Mike. Ich will jetzt wissen, was da drin ist.«
Mike Börnsen stochert konzentriert mit einem Dietrich in dem Schloss herum. Nach wenigen Sekunden ist ein Fach des alten Postschrankes geöffnet. Es ist das mit dem Kleeblatt.
»Gute Arbeit, Mike«, sagt Thies anerkennend.
»Hallo, was haben wir denn hier?« Börnsen zieht eine angebrochene Schachtel Präservative aus dem Fach und gleich hinterher ein rotes Bustier.
»Was ist das denn?«, fragt Huberta von Rissen entrüstet.Sie greift sich verlegen an die Perlenkette. »Onno, wie kommt so etwas in unser Kutscherhaus?«
»Ja, da will jemand alles Nötige griffbereit haben«, grinst Börnsen.
»Onno, wer hat diese Sachen hier ... Hast du etwa ...? Ich kann das alles wirklich nicht glauben!« Huberta ist ernsthaft empört.
Von Rissen dreht gequält den hochroten Kopf im Hemdkragen und erwidert äußerst knapp. »Huberta, ich bitte dich!«
»Herr von Rissen, können Sie uns sagen, wer diese Dinge hier deponiert hat.«
»Einfach
Weitere Kostenlose Bücher