Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild
über. Dann schleifte ich sie gemeinsam mit den Feenmännern in den Raum mit den Sanitätsartikeln und der Wäsche und sperrte sie dort ein. Clovis würde sie bestimmt lebend in die Hände bekommen wollen, um sie später zu befragen.
Hastig eilte ich zu Vinca zurück. Sie beugte sich gerade über eine Magierin, um sie zu beatmen. Mit einer Hand zeigte sie auf einen herausgerissenen Schlauch, der neben dem Bett baumelte. Ich hob ihn hoch und reichte ihn ihr. Sie löste sich von der Bewusstlosen und steckte ihr den Schlauch wieder in die Nase. Ihre Freunde kümmerten sich in der Zwischenzeit um die anderen Opfer.
»Alles okay«, rief Darius schließlich.
»Wir haben das hier im Griff, Sabina. Such du Adam!«, meinte Vinca. Sie zog gerade die Nadel aus dem Arm eines Magiers, so dass ihm kein weiteres Blut mehr entnommen werden konnte.
Ich nickte und begann von einem Bett zum nächsten zu rennen und nach Adam zu suchen. Er war auf keinem der Krankenlager zu finden. Am Ende der Reihe befand sich ein blauer Vorhang. Ich zog ihn beiseite und entdeckte dahinter eine Tür. Als ich sie öffnete, fand ich mich in einem weiteren Gang wieder. Hier bestanden die Wände aus Beton. Auf einer Seite standen Regale, auf denen kleine Flaschen aufgereiht waren. Die schwere Tür fiel hinter mir ins Schloss, und auf einmal wurde es ganz still. Am
Ende des Flurs befand sich eine weitere Tür mit einem kleinen vergitterten Fenster. Ich blickte durch die Scheibe und sah eine Gestalt, die reglos auf dem Boden lag.
Vor Schreck verkrampfte sich mein Herz. Adam.
Ich riss die Tür so heftig auf, dass ich sie beinahe aus den Angeln hob, doch trotz des Lärms regte sich Adam keinen Millimeter. Ich stürzte hinein und packte ihn an den Schultern. Sein Kopf fiel zurück, so dass ich sein durch Schwellungen und Blut entstelltes Gesicht sehen konnte.
»Adam!«
Ich schüttelte ihn. Keine Reaktion. Panisch suchte ich nach seinem Pulsschlag. Mein eigenes Herz beruhigte sich ein wenig, als ich ihn fand. Hastig legte ich den Magier wieder auf den Boden und raste dann den Gang entlang zurück ins Krankenlager, wo ich nach Vinca schrie. Dann eilte ich wieder zu Adam und versuchte erneut, ihn aufzuwecken. Verzweifelt tastete ich mit meinen Händen seine Arme und Beine ab, um festzustellen, ob sie gebrochen waren. Doch das Einzige, was ich entdeckte, waren Handschellen aus Messing, die seine Hände hinter dem Rücken zusammenhielten. Sie erklärten mir auch, warum er nicht in der Lage gewesen war, sich durch einen Zauber zu befreien.
Ich hatte es gerade geschafft, ihn von den Seilen zu befreien, mit denen er an der Wand festgebunden war, als Vinca hereingestürmt kam.
»Ist er …« Sie schluckte.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Entweder ist er vor Schmerzen ohnmächtig geworden oder man hat ihm etwas gegeben. Kannst du ihm helfen?«
Sie schob mich beiseite und zog dann eines seiner Lider hoch. »Seine Pupillen sehen normal aus.« Sanft klopfte
sie mit ihren kleinen Händen auf seine Wangen. »Adam, wach auf!« Der nächste Klaps, den sie ihm gab, war bereits weniger sanft. Ich musste mich zurückhalten, sie nicht wegzureißen, ehe sie ihm noch mehr Schmerzen zufügte. »Sabina«, sprach sie mich mit sachlicher Stimme an. »Schau nach, ob es hier irgendwo Riechsalz gibt.«
Eigentlich wollte ich das Zimmer und Adam nicht verlassen, zwang mich aber trotzdem dazu. Draußen vor der Tür befand sich ein großer Schrank mit Ampullen, Tabletten und Pillen. Hastig suchte ich die Regale nach etwas ab, was wie Riechsalz aussah. »Ich kann nichts finden«, rief ich.
»Such nach etwas, auf dem ›Ammoniumcarbonat‹ steht.« Ihre Stimme drang nur schwach an mein Ohr.
Ich suchte noch einmal die Regale ab, wobei ich die Augen zusammenkniff, um die kleinen Beschriftungen lesen zu können. »Nichts!«
»Dann versuch es mit Hirschhornsalz!«, rief Vinca ungeduldig zurück.
Ich ging noch einmal die Reihen von Medikamenten durch, und tatsächlich entdeckte ich direkt vor meiner Nase ein Fläschchen mit Hirschhornsalz. Ich nahm es und rannte zu Adam zurück. Vinca hielt das offene Fläschchen unter seine Nase und schwenkte es hin und her.
»Komm schon, mein Großer«, sagte sie. »Atme ganz tief ein.«
Adam begann seine Nase zu kräuseln und zog scharf die Luft ein. Er legte den Kopf zur Seite, gab ein Stöhnen von sich und öffnete mühsam die Augen. Verwirrt blinzelte er, schien aber noch nichts wahrzunehmen.
»Adam?«, sagte ich und kniete mich neben ihn
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