Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild
und Vinca. »Kannst du mich hören?«
»Sabina? Was …« Er versuchte sich zu bewegen, doch ich legte ihm sanft die Hand auf die Schulter.
»Nicht. Vinca wird dich zuerst untersuchen«, wisperte ich und musste schlucken. Vor Erleichterung konnte ich kaum sprechen.
»Tut dir irgendetwas weh? Ist etwas gebrochen?«, wollte Vinca wissen.
Adam holte tief Luft und schüttelte dann den Kopf. »Sie haben mich nur etwas in die Mangel genommen.«
Die Fee bohrte einen Finger zwischen seine Rippen. Er zuckte zusammen und stieß einen Schrei aus. »Wahrscheinlich nur geprellt«, sagte sie. »Denkst du, du kannst aufstehen?«
Er nickte mühsam. Ich trat neben ihn und stützte ihn ab, während Vinca seinen rechten Arm nahm und ihn sich um die Schultern legte. »Auf drei«, schlug sie vor. Wir hievten ihn hoch, was ihm ein dumpfes Stöhnen entlockte.
»Kannst du vielleicht etwas gegen die Schmerzen tun?«, fragte ich Vinca, während wir Adam mehr schlecht als recht zur Tür schleiften.
Sie sah mich an und nickte. »Ich bin mir sicher, dass es hier irgendwo Schmerzmittel gibt, die ihm helfen könnten«, sagte sie.
Adams Füße weigerten sich plötzlich, weiterzugehen, so dass Vinca und ich abrupt stehen bleiben mussten. »Keine Medikamente«, krächzte er.
Ich sah ihn verblüfft an. Dieses typisch männliche Verhalten überraschte mich. »Sei doch nicht lächerlich«, meinte ich.
»Nein, keine Medikamente«, erwiderte er mühsam.
Ich warf Vinca einen auffordernden Blick zu. Sie nickte
und machte sich von Adam los. »Ich lasse euch beide mal allein weiterlaufen und schaue mich währenddessen hier noch rasch um. Okay?«
»Einverstanden … Also, Magier, dann wollen wir dich mal hier rausbringen«, erklärte ich. Adams Blick war nach unten gerichtet, während er mühsam einen Fuß vor den anderen setzte. So bemerkte er nicht, dass Vinca sich heimlich am Medikamentenschrank zu schaffen machte.
Wir erreichten die Tür, die in den Raum mit den Magiern führte, und es gelang mir, sie mit meiner Hüfte aufzuhalten, während ich Adam hindurchschob.
»Sabina«, brachte er mühsam hervor. Seine Stimme klang seltsam gequetscht. »Clovis …«
Ich beugte mich vor, um ihn besser zu verstehen. Doch in diesem Moment erklang eine andere Stimme. »Hat da jemand meinen Namen genannt?«
Ich schaute erschrocken auf. Clovis stand zwischen den Betten der entführten Magier. Hinter ihm waren Frank und die anderen Vampire zu sehen. Im Hintergrund entdeckte ich die leblosen Körper der Feenmänner, die achtlos aufeinander geworfen worden waren.
»Was zum …« Erst jetzt bemerkte ich die unheimliche Stille, die hier herrschte. Die Atemgeräte waren abgeschaltet worden. Die Magier waren alle tot.
29
»Sabina, meine Liebe. Leider hast du hiermit deine Nützlichkeit für mich getan. Es ist vorbei.« Clovis’ Lächeln ließ seine Augen noch kälter wirken.
Adam kam ins Wanken und stolperte einen Schritt zurück. Ich hielt ihn fest und es gelang mir sogar, mich nicht von der Stelle zu bewegen. Innerlich schickte ich ein Stoßgebet zu Lilith, dass Vinca nicht in diesem Augenblick durch die Tür kommen würde, während ich Clovis und seinen Handlangern gegenüberstand.
»Tut mir leid, wenn ich Euch enttäuschen muss, Clovis«, erwiderte ich. »Aber ich fühle mich auch jetzt noch recht nützlich.«
Er lachte leise und verschränkte die Arme. »Tja, dein Pech, meine Gute. Ich wäre ein Idiot, wenn ich dich jetzt noch am Leben lassen würde.«
»Das seid Ihr auch so.« Zugegeben, die Antwort war ziemlich lahm, aber ich hatte im Moment andere Sorgen als mir witzige Entgegnungen zu überlegen. Ich dachte fieberhaft nach, wie ich es schaffen konnte, Clovis und seine fünf Wachleute im Alleingang auszuschalten. Adam neben mir gab keinen Laut von sich. Trotzdem spürte ich die furchtbaren Qualen, die er durchlitt, als er seine toten Gefährten erblickte.
»Ich soll der Idiot gewesen sein, Sabina? Wohl kaum.
Ein Idiot hätte dir nämlich geglaubt, als du behauptet hast, nicht mehr für die Dominae zu arbeiten.«
Ich erstarrte. »Was?«
»Also bitte. Hast du wirklich gedacht, dass dir irgendjemand diesen plötzlichen Sinneswandel abnehmen würde, zum Todfeind deiner Großmutter überlaufen zu wollen? Aber das ist wahrscheinlich die Ironie der Geschichte. Denn letztlich hast du sie doch hintergangen … mit Hilfe meines kleinen anonymen Tipps, wo sich der Magier aufhält. Tja, wie das Leben manchmal so spielt.«
Wenn er glaubte, er könne mich
Weitere Kostenlose Bücher