Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild
zufrieden an und hob etwas hoch, was wie eine Sprühdose aussah.
»Apfelcidre«, verkündete sie stolz. In ihrer Rechten hatte sie ein blutiges Messer. »Besprühen und ab durch die Mitte!«
Mir blieb keine Zeit, ihr zu antworten, da nun zwei weitere Mitarbeiterinnen den Gang betraten. Sofort stürzte ich mich auf die größere der beiden, die aussah wie die Mutter von Attila dem Hunnenkönig. Ihre gewaltigen Fäuste schwangen wie Mauerbrecher vor meiner Nase hin und her. Ich trat einen Schritt beiseite und verpasste ihr einen Fußtritt in die Rippen. Als ich einen weiteren Pflock herausziehen wollte, griff sie mich an. Mein Kopf schlug auf dem harten Boden auf, doch der echte Schmerz setzte erst ein, als sich die Vampirin auf meinen Brustkasten setzte.
Ich versuchte mich unter ihr hervorzuwinden, doch ihre fleischigen Schenkel hielten mich wie ein Schraubstock
fest. Währenddessen bearbeitete sie mit den Fäusten mein Gesicht. Ich hob die Hände, um sie abzuwehren und riss gleichzeitig die Hüften hoch, damit ich sie abschütteln konnte. Doch es nützte alles nichts. Sie ließ nicht locker.
Vinca hatte sich inzwischen auch auf sie gestürzt und hielt sie im Würgegriff. Mit dem Fuß kickte sie mir die Sprühdose zu. Ich ergriff sie, und als die Fee in Deckung ging, sprühte ich der gewaltigen Vampirin eine volle Ladung in den offenen Mund. Einen Moment lang wirkte sie zutiefst schockiert. Ich nutzte die Gelegenheit, sie herunterzuwerfen und aufzuspringen. Als sie sich ebenfalls hochrappelte, erwischte ich sie mit dem Pflock mitten im Auge. Es ging so schnell, dass ihr nicht einmal mehr Zeit blieb, zu schreien. Das Holz drang durch die feine Knochenwand hinter dem Auge in ihr Gehirn. Als sie ebenfalls in Flammen aufging, klopfte ich Vinca anerkennend auf den Rücken.
Das linke Auge der Fee war geschwollen, und ihre Hände waren blutbesudelt. »Alles in Ordnung?«, fragte ich etwas besorgt.
Sie nickte und blickte sich um. Auf dem früher einmal weißen Linoleumboden lagen überall Aschehaufen, die vor sich hin rauchten. Die drei Feenmänner lehnten keuchend an den Wänden, die Gesichter voller Ruß und Blut. So sehr ich Vinca aus diesem Kampf hatte heraushalten wollen, so beeindruckt war ich jetzt doch, wie ausgezeichnet sie sich schlug. Außerdem tat es gut, zu wissen, dass ich jemanden auf meiner Seite hatte, dem ich ganz und gar vertrauen konnte.
Ich dachte kurz an Frank und sein Vamp-Team. Lilith allein wusste, was sie gerade machten. Hoffentlich schafften
sie es genauso gut wie wir, die Verteidigungslinien zu durchbrechen.
Plötzlich ertönte eine Sirene. Einem der Vampire, die wir gerade getötet hatten, musste es vorher gelungen sein, den Alarm auszulösen. Gemeinsam mit den Feen rannte ich zum offen stehenden Lift. Wir sprangen gerade noch rechtzeitig hinein, ehe sich die Türen schlossen. Während wir nach unten fuhren, kontrollierten wir noch einmal rasch unsere Waffen. Wer konnte wissen, was uns im Krankenzimmer erwarten würde? Wir mussten auf alles vorbereitet sein. Die Pflöcke waren bereits ziemlich dezimiert, aber zum Glück hatte Vinca noch einige Magazine mit Cidre-Munition parat, die sie uns reichte. Wir schafften es gerade noch rechtzeitig nachzuladen, ehe sich die Aufzugtüren öffneten.
Alle fünf pressten wir uns an die Seitenwände der Kabine. Wir erwarteten von einem Kugelhagel begrüßt zu werden. Doch nichts geschah. Nachdem ich den Knopf gedrückt hatte, um die Lifttür am Zugehen zu hindern, steckte ich vorsichtig den Kopf um die Ecke. In dem Raum hallte ein schriller Alarm wider, untermalt von einem frenetischen Piepen der Apparate. Die drei fremden Vampire, die noch übrig geblieben waren, bemerkten uns kaum, so sehr waren sie damit beschäftigt, die Magier von ihren Maschinen loszumachen.
Ohne nachzudenken rannte ich los und schnappte mir die erste Schwester, die ich in die Finger bekam. Sie wehrte sich heftig, so dass mir nichts anderes übrigblieb, als ihr den letzten Pflock in die Brust zu rammen, der mir noch geblieben war. Während sie sich vor meinen Augen in Asche auflöste, sah ich mich um. Die anderen beiden Vamps wurden von den Feen in Schach gehalten.
»Vinca, schau nach, wie es denen geht, die sie losgemacht haben!«
Meine Freundin eilte zu den regungslosen Magiern und sorgte dafür, dass die Beatmungsgeräte wieder mit Strom versorgt wurden. Währenddessen rannte ich zu den beiden Vampirinnen, die noch am Leben waren, und zog ihnen eines mit dem Pistolengriff
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