Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild
erinnerte ich mich an die Worte meiner Großmutter. Ich hatte keine Wahl. Ich konnte es mir nicht leisten, stolz oder zickig zu sein. Nein, ich musste einen Auftrag ausführen – komme, was wolle.
Ich holte tief Luft und nickte.
»Sabina«, murmelte Clovis lasziv. »Deine Stärke beeindruckt mich zutiefst. Ich kann es kaum erwarten, dich zu schmecken.«
Er trat an mich heran. Ich klammerte mich an den
Armlehnen fest und versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben, während er sich zu mir herabbeugte. Sein Atem liebkoste meinen Hals. Das Eindringen in meine Intimsphäre brachte mich dazu, den Kopf zur Seite zu reißen. Doch Clovis packte mich mit einer Hand am Kinn und hielt mich gnadenlos fest. Ich blinzelte wie eine Verrückte, während er mit seinen Lippen über meine Haut strich. Als ich mich daran erinnerte, dass der Vampir in der Garage dasselbe getan hatte, kam mir vor Ekel die Galle hoch. Noch ehe ich das Bild aus meinen Gedanken verscheuchen konnten, durchstieß Clovis meine Haut. Ein brennender Schmerz durchfuhr mich, und vor Entsetzen hielt ich einen Moment die Luft an.
Nach wenigen Sekunden passte sich der Rhythmus seines Saugens an das Pochen meines Körpers in südlicheren Regionen an. Ein neues Gefühl des Schmerzes vermischt mit Lust durchdrang mich. Clovis legte einen Arm um meine Schultern, um mich näher an sich heranzuziehen. Mein Körper begann sich nach ihm zu sehnen. Er saugte stärker, als ob er mich ganz in sich aufnehmen wollte. Lilith, hilf mir, flehte ich in Gedanken. Ich wollte es. Ich wollte von ihm verschlungen werden, wollte ihm mein Blut geben und war nicht mehr in der Lage, darüber nachzudenken, warum das so war.
Die Qual dauerte zu lang und doch nicht lang genug. Nach einer Weile zog er seine Fangzähne heraus, kehrte dann aber zu meinem Hals zurück, um meine Haut mit seiner Zunge zu liebkosen. Er murmelte etwas, was ich jedoch in meiner Benommenheit nicht verstand.
Auf einmal sah ich verschwommen sein Gesicht vor mir. Mir waren die Tränen gekommen, ohne dass ich es bemerkt hätte. Aus mir unerfindlichen Gründen glühten
Clovis’ Augen rot im düsteren Licht der Fackeln, und auf seiner Stirn zeigten sich zwei kleine Hörner. Sie verschwanden allerdings so schnell, dass ich nicht sicher war, ob ich sie mir vielleicht nicht doch nur eingebildet hatte. Sein Mund und sein Kinn schimmerten blutig rot, als er mich anlächelte. »Jetzt gehörst du mir, Sabina Kane.«
Mein Kopf fühlte sich an, als hätte ihn jemand mit Helium gefüllt. Meine Hände zitterten. Gleichzeitig konnte ich vor Verlangen kaum an mich halten. Niemand hatte mir gesagt, dass es so sein würde. Ich hatte nicht den Eindruck, als ob ich Clovis nur Blut gegeben hätte, sondern es kam mir vielmehr so vor, als hätte er es mit meiner Vene getrieben. Unerklärlicherweise sehnte ich mich danach, dass er es mit anderen Körperteilen wiederholen würde.
Clovis’ Augen funkelten im Licht des Feuers, während er mich beobachtete. »Du schmeckst nach Sex und Magie«, sagte er. »Ich spüre, wie deine Kraft durch mich hindurchläuft.« Er streckte die Arme aus und drückte die Brust durch. Seine Robe ging auf und offenbarte seinen muskulösen Oberkörper, auf dem ein paar Tropfen meines Blutes glänzten.
Ich rutschte auf dem Stuhl hin und her, um das Ziehen in meinem Schoß etwas abzumildern. Clovis schien mein Unbehagen zu bemerken, denn er lächelte.
»Wie geht es dir, Sabina?«, fragte er. Seine Augen zeigten mir, dass er genau wusste, was mit mir los war. Ich hatte allerdings nicht vor, ihm den Gefallen zu tun und die Wahrheit zu sagen.
»Geht schon«, schwindelte ich. »Sind wir fertig?« Ich musste dringend hier raus, sonst würde ich etwas tun, was ich später bitter bereuen würde. Da war ich mir sicher.
»Wir sind fertig«, erwiderte er. »Allerdings …« Er ließ den Satz unausgesprochen in der Luft hängen, als erwartete er, dass ich ihm noch weitere Fragen stellen wollte. Diesen Gefallen tat ich ihm jedoch nicht. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, so unerotische Gedanken wie möglich zu denken.
»Falls du Hilfe benötigst, um den … den Nebenwirkungen Abhilfe zu verschaffen, kann ich gerne einspringen.«
Er starrte mich gierig an, doch inzwischen war ich soweit. Ich hatte genug und wollte jetzt nur noch weg. Bedauern und Reue verätzten mein Inneres. Ich hatte keine Ahnung, was er mit mir gemacht hatte, um mich derart willenlos werden zu lassen, aber allmählich ließ die Wirkung nach.
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