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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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Außerdem tat mir mein Hals verdammt weh.
    »Ich muss jetzt wirklich weg«, sagte ich. »Könntet Ihr bitte meine Fesseln lösen?«
    Clovis wirkte enttäuscht. »Wenn du darauf bestehst.« Er schob die kleinen Riegel auf. »Weißt du, Sabina, ich glaube, wir würden ein tolles Team abgeben.«
    Ich rieb mir die Handgelenke und schüttelte die Arme, in der Hoffnung, das Gefühl würde zurückkehren. »Ein tolles Team?« Ich war viel zu ungeduldig, um ihm noch groß Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Überleg doch mal. Du bist halb Magierin, und ich bin halb Dämon. Wir sind beide Vampire. Zusammen wären wir unbesiegbar. Wir wären eine Macht, der sich niemand entziehen kann.«
    »Es geht mir aber nicht um Macht.« Ich stand auf und berührte vorsichtig die Wunde an meinem Hals. Sie verheilte bereits, schmerzte aber weiterhin.
    Clovis lachte. »Sei doch nicht naiv. Jeder will Macht, Sabina.«

    Ich sah ihm in die Augen. »Ich nicht.«
    Er starrte mich einen Moment lang an. »Vielleicht wirst du deine Meinung noch ändern.«
    »Darauf würde ich nicht wetten«, entgegnete ich. »Sind wir fertig?«
    Er nickte und trat einen Schritt beiseite. »Wir müssen allerdings noch über deine genaue Rolle in unserer Gruppe sprechen.«
    »Klingt gut«, sagte ich, während ich rückwärts zur Tür ging. »Aber ich muss jetzt wirklich nach Hause und mir Eis auf diese Wunde legen. Können wir morgen reden?«
    Clovis antwortete nicht gleich. Er schien schockiert zu sein. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, eine Abfuhr zu erhalten. Sein Pech, denn ich hatte nicht vor, auch nur eine Minute länger zu bleiben als nötig.
    »Morgen Nacht geht auch«, erklärte er schließlich widerstrebend. »Aber … Sabina?«
    Ehe ich die Tür öffnete, drehte ich mich noch einmal um und sah ihn fragend an.
    »Wir sind noch nicht fertig. Nur für heute«, fügte er hinzu. Dabei warf er einen bedeutsamen Blick auf sein Bett. In seinen Augen funkelte es bedrohlich. Oder sollte ich es als Versprechen verstehen?
    Ich nickte, da ich nicht wusste, wie ich sonst reagieren sollte. »Gute Nacht, Clovis.«
     
    Hastig stolperte ich über die Stufen des Tempels in die Nacht hinaus. Die kalte Luft wirkte wie ein Antiseptikum, das mich zumindest teilweise von dem reinwusch, was ich gerade getan hatte. In der Hoffnung, wieder klarer denken zu können, holte ich mehrmals tief Luft. Trotzdem machte ich mir die schlimmsten Vorwürfe.

    Wie hatte ich Clovis erlauben können, von meinem Blut zu trinken? Allein der Gedanke, dass mein Saft nun durch seine Adern floss, ließ mich beinahe würgen. Was mich jedoch noch mehr quälte, war das Gefühl, etwas von seiner Dunkelheit in mich aufgenommen zu haben, obwohl er derjenige gewesen war, der sich von mir ernährt hatte. Ich konnte den Ekel nicht abschütteln, von ihm gezeichnet worden zu sein – als hätte ich nun einen dunklen Fleck auf meiner Seele.
    Natürlich gehörte ich von Natur aus nicht gerade zu den reinsten Wesen. Außerdem war das Töten Teil meines Berufs. Aber eines hatte ich bisher noch nie getan: mich selbst verkauft. Doch diesmal war genau das geschehen. Ich hatte mich für die Dominae verkauft.
    Ein Teil von mir wollte auf dem Absatz kehrtmachen und Clovis auf der Stelle töten. Die Dominae konnten mir gestohlen bleiben! Doch mein Pflichtbewusstsein, das mir diese ganze Misere überhaupt erst eingebrockt hatte, erinnerte mich daran, dass es mein Auftrag war, erst einmal in Erfahrung zu bringen, was er plante. Ihn jetzt zu töten, wäre ein gewaltiger Fehler.
    Ich sprang also auf die Ducati und drehte den Zündschlüssel um. Der Motor unter mir begann zu dröhnen. Ich hatte mich noch nie so schwach gefühlt. Und trotzdem … Hatte Clovis Recht? Sehnte sich jeder nach Macht? Ich hatte ihm zwar erklärt, ich hätte kein Interesse an Macht, aber stimmte das wirklich? Ich fühlte mich jedes Mal mächtig, wenn ich für die Dominae einen Auftrag ausführte. Als Henker zu agieren, gab mir das Gefühl, wie ein Racheengel in einer düsteren Welt Gerechtigkeit walten zu lassen.
    Ich fuhr die Straße entlang und wurde immer schneller,
als ob ich mir selbst davonfahren könnte. Im Grunde konnte ich nur hoffen, dass ich bei dem morgigen Treffen mit Clovis die Informationen erhielt, die ich brauchte. Dann konnte ich ihn endlich töten und in mein normales Leben in L.A. zurückkehren.
    Doch während der Wind um meinen Körper pfiff, hatte ich das Gefühl, nur noch eine leere Hülle zu sein – als hätte ich einen Teil

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