Rote Lilien
Ehre.«
Dann nahm er ihre Hände, drehte sie um und küsste die Handflächen. »Eine ganz große.«
»Puh. Ich dachte schon, du hältst es für eine Schnapsidee.«
»Nicht im Geringsten. Ich bin so stolz. Und gerührt. Und wenn du jetzt nicht sofort verschwindest, werde ich mich vor den Augen meiner Männer lächerlich machen.«
»Ich auch.« Sie schniefte. »Wir reden später noch einmal darüber.« Sie ging in die Hocke, um ihrer Tochter einen Kuss zu geben, wurde jedoch weitgehend ignoriert. »Schön brav sein, Lily.«
»Hayley.« David holte tief Luft, als sie an der Tür stehen blieb. »Dein Daddy wäre auch sehr stolz gewesen.« Sie konnte nur nicken, als sie ging. Sie wischte sich die Tränen weg, als sie den Stimmen der anderen ins Wohnzimmer folgte, blieb aber stehen, als ihr auffiel, dass Harper wütend war. »Das gefällt mir nicht. Das gefällt mir überhaupt nicht. Und es gefällt mir noch weniger, dass ihr drei euch davongemacht habt und das allein ausgeheckt habt.«
»Ja, ja. Das Weibervolk«, sagte Roz, deren Stimme vor Sarkasmus förmlich triefte. »Dafür, dass ihr Frauen seid, kann ich nichts«, fuhr er sie an. »Dafür, dass meine Frau schwanger ist, aber schon. Ich werde kein Risiko dabei eingehen.«
»Dein Einwand ist berechtigt. Aber was willst du denn die nächsten sieben, acht Monate mit ihr machen , Harper?«
»Ich werde sie beschützen.«
»Du machst es mir wirklich sehr schwer, mit dir zu diskutieren.«
»Diskutieren bringt uns nicht weiter«, hörte sie Mitch sagen.
»Wir können endlos darüber diskutieren, und trotzdem werden wir nie in allen Punkten einer Meinung sein. Aber wir müssen jetzt ein paar Entscheidungen treffen.« Hayley drückte die Schultern durch und betrat das Wohnzimmer. »Tut mir Leid, aber das war nicht zu überhören. Harper, eigentlich wollte ich dich bitten, mit mir hinauszugehen, damit ich mit dir reden kann, aber ich glaube, was ich zu sagen habe, geht alle an.«
»Und ich habe dir einiges zu sagen, was du dir mit Sicherheit lieber unter vier Augen anhören willst.« Sie lächelte nur. »Du wirst später noch Gelegenheit haben, mich unter vier Augen anzuschreien. Ein ganzes Leben lang. Ich weiß, dass du dich wegen der Kinder bis jetzt beherrscht hast. Aber lass mich bitte ausreden, bevor du noch etwas sagst.« Sie räusperte sich und ging noch ein paar Schritte weiter bis in die Mitte des Raums. »Ich habe mir heute, als ich den ganzen Tag allein war, die Frage gestellt, wie ich eigentlich hierher gekommen bin. Ich hätte mir nie vorstellen können, einmal von dort, wo ich aufgewachsen bin, wegzuziehen, und zwei Kinder zu haben, bevor ich weiß, was ich aus meinem Leben machen möchte. Heiraten, Kinder bekommen, das hätte alles später stattfinden sollen, nachdem ich beruflich weitergekommen bin. Und jetzt lebe ich in einem anderen Staat, habe eine Tochter, die noch nicht ganz zwei Jahre alt ist, und erwarte mein zweites Kind. Ich werde heiraten. Ich habe einen Job, den ich mir nie hätte vorstellen können. Wie bin ich hierher gekommen? Was mache ich hier?«
»Wenn du hier nicht glücklich bist ...«
»Bitte, hör mir einfach zu. Das habe ich mich gefragt. Ich habe immer noch die Möglichkeit, mich anders zu entscheiden. Man hat immer eine Wahl. Also habe ich mich gefragt, ob es das ist, was ich will. Ob das hier der Ort ist, an dem ich leben will. Ob meine Arbeit das ist, was ich machen will. Und all diese Fragen habe ich mit ja beantwortet. Ich liebe dich. Ich habe gar nicht gewusst, dass ich so viel Liebe in mir habe.« Sie sah Harper an und legte ihre Hände auf ihr Herz. »Ich habe nicht gewusst, dass ich ein Kind einmal so lieben könnte wie Lily. Ich habe nicht gewusst, dass ich einen Mann einmal so lieben könnte wie dich. Und selbst wenn ich alle Möglichkeiten dieser Welt hätte, ist das hier genau das, was ich mir aussuchen würde. Bei dir zu sein, bei unseren Kindern, hier, an diesem Ort. Da ist nämlich noch was, Harper. Ich liebe dieses Haus. So sehr wie du. Was es ist, für was es steht, was es für unsere Kinder sein wird und für die ihren.«
»Ich weiß. Ich habe genau das Gleiche gedacht. Und deshalb bist du die Frau, die ich bis in alle Ewigkeit lieben werde.«
»Ich kann nicht von hier weggehen. Verlang das bitte nicht von mir. Ich kann dieses Haus, meine Familie, meine Arbeit nicht einfach im Stich lassen. Aber ich kann nur bleiben, wenn ich es versuche, wenn ich versuche, alles zu einem Ende zu bringen. Wenn ich
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