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Rote Lilien

Rote Lilien

Titel: Rote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hysterisch zu kreischen anfange.«
    »Sie bringt so viel durcheinander. Anders kann ich es nicht erklären. Gegenwart und Vergangenheit vermischen sich bei ihr. Sie wechselt immer hin und her. Wenn sie in der Vergangenheit ist, ist es so, als würde es gerade geschehen. Dann ist sie wütend und rachsüchtig und will, dass jemand für das bezahlt, was man ihr angetan hat. Oder sie ist traurig und Mitleid erregend, dann will sie, dass es aufhört. Sie ist müde. Harper glaubt, dass sie Selbstmord begangen hat.«
    »Ich weiߟ. Ich habe mit ihm geredet.«
    »Er glaubt, dass sie sich im Kinderzimmer erhängt hat. Während das Kind dort geschlafen hat. Es wäre möglich. Sie war so verrückt, dass sie es getan haben könnte.«
    »Ich weiߟ.« Stella stand auf und ging zum Rand der Terrasse, um auf den Garten hinauszusehen. »Ich träume wieder von ihr.«
    »Was? Warte?«
    »Nicht hier, nicht nachts. Tagträume, könnte man sagen. Bei der Arbeit. Auf dem Grund von Harper House. Bilder wie vorher, von einer Dahlie. Eine blaue Dahlie. Aber sie ist riesengroߟ. Blütenblätter wie Rasierklingen, die nur darauf warten, einem die Finger zu zerschneiden, wenn man sie berührt. Und dieses Mal wächst sie auch nicht in einem Garten.« Sie drehte sich um und sah Hayley an. »Sondern aus einem Grab. Ein Grab ohne Grabstein. Die Dahlie ist das Einzige, was dort wächst.«
    »Wann hat es angefangen?«
    »Vor ein paar Tagen.«
    »Glaubst du, Roz hat den gleichen Traum?«
    »Wir müssen sie fragen.«
    »Stella, wir müssen in das alte Kinderzimmer.«
    »Ja.« Sie ging wieder zum Liegestuhl und nahm die Hand, die Hayley ihr entgegenhielt. »Es wird uns nichts anderes übrig bleiben.«
    Es gab ein todsicheres Mittel, um sich ohne Männer unterhalten zu können: Man brauchte nur anzukündigen, dass es um die Hochzeitsvorbereitungen ging. Männer, so war Hayley schon aufgefallen, nahmen Reiߟaus wie ein Karnickel, wenn man Worte wie Gästelisten und Blumendekoration aussprach. Und daher war es jetzt auch eine reine Frauenrunde, die am Abend auf Stellas Terrasse saߟ und Lily von Arm zu Arm wandern oder mit Parker im Gras spielen lieߟ. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach ist, Harper zu verscheuchen«, beschwerte sich Hayley. »Eigentlich hätte ich erwartet, dass er eine eigene Meinung dazu hat. Schließlich ist es doch auch seine Hochzeit.«
    Roz und Stella wechselten einen amüsierten Blick, bevor Roz den Arm ausstreckte und Hayleys Hand tätschelte. »Mein armes unwissendes Kind.«
    »Es ist sowieso egal, da wir ja nicht über die Hochzeit sprechen werden. Trotzdem.« Wütend auf sich selbst, warf Hayley die Hände in die Luft. »Zurück zum Thema Amelia hat Kontakt mit euch aufgenommen, stimmt's?«
    »Zweimal«, bestätigte Roz. »Beide Male, als ich allein im Anzuchthaus war. Ich habe gearbeitet, und dann war ich plötzlich woanders. Es ist dunkel, ich kann nichts erkennen. Und kalt, sehr kalt. Ich stehe an einem offenen Grab. Als ich hinunterschaue, sehe ich sie - und sie sieht mich an. Ihre Hände umklammern den Stängel einer schwarzen Rose. Jedenfalls sieht sie in der Dunkelheit schwarz aus.«
    »Warum hast du uns das nicht gesagt?«, wollte Stella wissen. »Das könnte ich dich auch fragen. Ich wollte es euch ja sagen - und Mitch hab ich davon erzählt. Aber es gab da ein paar Zwischenfälle.« Hayley setzte Lily auf ihren Schoss und bewunderte das dicke Plastikarmband, mit dem sie spielte. »Als das mit Amelia angefangen hat und ich eine Sance vorgeschlagen habe, haben das alle für einen Witz gehalten. Aber vielleicht sollten wir es wirklich versuchen. Wir drei haben eine Verbindung zu ihr. Und wenn wir wirklich versuchen würden, mit ihr zu kommunizieren, erzählt sie uns vielleicht, was sie will.«
    »Du wirst mich nicht so schnell dazu bringen, einen Turban aufzusetzen und in eine Glaskugel zu starren«, sagte Roz energisch. »Jedenfalls glaube ich, dass sie gar nicht weiߟ, was sie will. Ich meine, sie will gefunden werden und ich glaube, sie meint ihr Grab oder ihre sterblichen ߟberreste. Aber sie weiߟ nicht, wo das Grab ist.«
    »Wir können nicht hundertprozentig sicher sein, dass es auf dem Grund und Boden von Harper House liegt«, wandte Stella ein. »Du hast Recht. Mitch sucht in Sterberegistern und Beerdigungslisten nach ihr. Aber er glaubt nicht, dass er etwas finden wird.«
    »Ein geheim gehaltenes Begräbnis.«
    Hayley nickte. »Aber sie will doch immer, dass wir erfahren, was mit ihr

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