Rote Lilien
auch trotz aller Probleme sein. Vielleicht gerade deshalb.
Das war jetzt ihre Familie. Eine Mutter, eine Schwester, ein Mann, Brüder und Freunde. Ein Kind, das von allen geliebt wurde, und ein zweites Kind, das auf dem Weg war. Sie würde alles tun, damit ihrer Familie kein Leid geschah. Alles. Und daher aß sie. Sie redete und hörte zu, half, die kleinen Missgeschicke der Kinder wegzuwischen, und begrub ihre Nervosität unter diesem Mantel aus Normalität. Sie redeten über Blumen und Bücher, über die Schule und Bücher. Und die Hochzeit. »Hayley hat dir, glaube ich, schon gesagt, dass wir hier heiraten wollen, wenn dir das recht ist«, sagte Harper zu seiner Mutter. »Genau darauf habe ich gewartet.« Roz legte ihre Gabel weg. »Im Garten? Wir sorgen dafür, dass es schönes Wetter gibt, und ich lasse für alle Fälle ein paar Zelte aufstellen. Und was die
Blumen angeht, so bin ich fest entschlossen, in die Vollen zu gehen. Ich bestehe darauf, dass du mir dabei völlig freie Hand lässt. Hayley, ich gehe davon aus, dass du Lilien möchtest?«
»Ja. Ich möchte rote Lilien als Brautstrauß.«
»Dann also kräftige Farben, nichts Pastelliges. Damit kann ich arbeiten. Ich weiß, dass es nicht zu steif werden soll, und da wir dieses Jahr schon zwei
Hochzeiten hatten, werden wir die Details im Handumdrehen festgelegt haben.«
»Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um die Frauen ans Ruder zu lassen«, sagte Logan an Harper gewandt. »Erspar dir die Qual. Sag einfach immer ja. Und wenn sie dir die Wahl lassen, geh ihnen nicht in die Falle. Sag einfach, dass beide Vorschläge großartig sind und Hayley entscheiden soll.«
»Er hält sich für ungemein witzig«, sagte Stella trocken. »Und wenn er nicht Recht hätte, würde ich ihn jetzt unter dem Tisch treten.«
»Warum heiraten eigentlich alle?«, wollte Gavin wissen. »Und warum müssen wir uns immer Krawatten umbinden?«
»Weil sie uns gerne quälen«, erklärte ihm Logan. »Frauen sind eben so.«
»Dann sollten sie auch Krawatten tragen.«
»Ich werde mir eine Krawatte umbinden«, bot Stella an. »Aber dann trägst du hochhackige Schuhe.«
»Ich weiß, warum Leute heiraten«, meldete sich Luke. »Damit sie im selben Bett liegen und Babys machen können. Haben du und Mitch auch schon ein Baby gemacht?«, fragte er Roz. »Wir haben unser Kontingent schon vor einer Weile produziert. Und in diesem Sinne ...« Roz stand auf. »Ich glaube, für euch Jungs wird es jetzt Zeit, David beim Aufräumen zu helfen, damit ihr später noch ein Eis essen könnt.«
»Alle Mann antreten, mit dem Gesicht zu mir. Du auch, Soldat.« Bevor Hayley sich darum kümmern konnte, hatte David schon Lily aus dem Hochstuhl genommen. »Nur weil du so kurz bist, heißt das noch lange nicht, dass du dich vor dem Küchendienst drücken kannst. Am liebsten hilft sie mir beim Einräumen des Geschirrspülers«, sagte er an Hayley gewandt. »Wir kommen schon zurecht.«
»Ich muss nur schnell mit dir reden - in der Küche.«
»Meine Herren, Tisch abräumen und Geschirr stapeln«, befahl er, dann trug er Lily aus dem Esszimmer. »Ich habe alles im Griff. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
»Darum geht es doch gar nicht. Ich weiß, dass Lily bei dir gut aufgehoben ist. Es geht um die Hochzeit. Ich wollte dich um etwas bitten.« Er setzte Lily auf den Boden und gab ihr einen Topf und einen Löffel zum Spielen. »Was brauchst du?«
»Ich weiß, dass das jetzt ein bisschen sonderbar klingt, aber ich glaube, der Hochzeitstag sollte so sein, wie man sich das immer vorgestellt hat, meinst du nicht auch?«
»Wenn nicht dieser Tag, welcher dann?«
»Genau. Also habe ich mich gefragt, ob du mich nicht vielleicht weggeben würdest.«
»Was?« David starrte sie fassungslos an.
»Ich?«
»Ich weiß, dass du gar nicht alt genug bist, um mein Vater zu sein. Aber so sehe ich das auch gar nicht. Du bist einer meiner besten Freunde. Und bei Harper ist es genauso. Du gehörst zur Familie. Und an einem Tag, an dem es um Familie geht, ist weder mein Vater noch jemand anderes aus meiner Verwandtschaft da, den ich so gern habe wie dich. Und daher möchte ich, dass du mich zum Altar führst - sozusagen - und mich an Harper weggibst. Es würde mir sehr viel bedeuten.« Seine Augen wurden feucht, als er sie in den Arm nahm.
»Das ist süß«, murmelte er. »Das ist ja so süß.«
»Machst du's?«
David ließ sie los und trat einen Schritt zurück. »Es wäre mir eine
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