Rote Sonne - heisse Kuesse
in dieser letzten und schwersten Phase seines Lebens.
Dante machte sich nichts vor. Er wusste, dass er Jenny auch aus höchst egoistischen Gründen behalten wollte. Er spürte, wie sein Begehren bei ihrem Anblick erneut aufflackerte, und er war drauf und dran, seine guten Vorsätze in den Wind zu schießen. Schließlich hatte er sie nicht zum Sex gezwungen, sie hatte es ebenfalls gewollt. Das hatte sie ihm klar gesagt, und er hatte ihr Begehren gespürt.
Doch eine innere Stimme sagte ihm, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um seiner Lust nachzugeben. Jenny hatte sich an diesem Vormittag sehr tapfer geschlagen und brauchte etwas Zeit, um sich von ihrer anstrengenden Rolle als Bella zu erholen. Andererseits sollte sie keine Zeit zum Grübeln haben, sonst stand zu befürchten, dass sie wegen des Betrugs erneut ein schlechtes Gewissen bekam. Worüber sein Großvater sich wohl mit ihr unterhalten hatte?
Sie straffte die Schultern und kam auf ihn zu. Er spürte ihre Entschlossenheit, sich nicht unterkriegen zu lassen. Jenny Kent würde ihren Weg gehen, egal wie groß die Schwierigkeiten waren, mit denen sie zu kämpfen hatte. Sie würde sie überwinden. Er bewunderte ihre Lebenseinstellung. Er bewunderte alles an ihr. Sie war eine schöne Frau, nicht nur äußerlich.
„Es ist alles gut gegangen“, versicherte sie, als sie bei ihm ankam. Ihre wunderschönen bernsteinfarbenen Augen hatten einen entschlossenen Ausdruck. „Dein Großvater hält mich immer noch für Bella.“
Sie wollte ein sachliches Gespräch.
Dante hatte verstanden.
Sie würde nicht mit ihm über ihr nächtliches Verhältnis und ihre Gefühle für ihn sprechen. Sollte es zu einer erneuten Begegnung kommen, dann nur hinter verschlossenen Türen. Und wenn Jenny Kent irgendwann von Capri abreiste, würde sie das alles hinter sich lassen. Warum bin ich nicht erleichtert darüber? fragte er sich. Aus irgendeinem Grund gefiel es ihm nicht, dass sie so unabhängig war. Er wollte sie. Er wollte sie ganz für sich haben.
Vielleicht war es der Reiz des Verbotenen.
Vielleicht reizte ihn auch ihr Widerstand.
Wie auch immer … jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt, darüber nachzudenken.
„Worüber habt ihr euch unterhalten?“
„Hauptsächlich über Lucia. Es lag ihm viel daran, mir ihren Charakter vor Augen zu führen, damit ihr Verhalten mich nicht zu sehr verstört.“
Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Großvater sie noch länger um sich haben will, dachte er. „ Nonno weiß, was sie für Szenen macht, wenn sie ihren Kopf nicht durchsetzt. Lucia hat schon immer versucht, anderen ihren Willen aufzuzwingen.“
„Darin bist du selbst auch nicht gerade schlecht.“ Sie sah ihn prüfend an, als wollte sie seinen wahren Charakter ergründen.
„Mit dem Unterschied, dass ich nicht aus Bosheit handele“, antwortete er ungerührt.
„Aber du handelst rücksichtslos, wenn es darum geht, das, was du für richtig hältst, auch durchzusetzen. Außerdem bist zu ein Zyniker. Lucia hatte ganz recht, als sie mich darauf hinwies.“
„Lucia versucht, einen Keil zwischen uns zu treiben. Sie will nicht, dass wir uns verstehen. Es würde ihr die größte Freude bereiten, uns gegeneinander auszuspielen.“
„Das ist mir klar. Und ich weiß, dass ich auf dich angewiesen bin. Ich brauche deine Unterstützung, um das alles erfolgreich zu Ende zu bringen. Aber mir ist auch klar, dass wir uns bald voneinander verabschieden werden. Bilde dir also nicht ein, dass ich dir gegenüber romantische Gefühle hege. Dein Großvater hat sich ein Porträt von dir gewünscht, also habe ich eines für ihn gezeichnet. Und ich wollte, dass du darauf sympathisch wirkst.“
Ihre Stimme klang sachlich, und ihr Blick war so bezwingend, dass es geraten schien, ihr nicht zu widersprechen. Sie ist sehr stolz, dachte er.
„Danke, dass du mich so vorteilhaft dargestellt hast“, sagte er leise und spürte eine Welle von Zuneigung für diese Frau, die niemandem wehtun wollte. „Das war sehr mitfühlend von dir. Nonno war von dem Bild angetan.“
Sie atmete tief durch und brachte ein zittriges Lächeln zustande. „Ja, es hat ihm gefallen. Ich hätte dasselbe für Lucia tun sollen, dann wäre sie nicht so verärgert gewesen.“
„Ich finde, sie ist sehr gut weggekommen.“ Er hoffte, dass Lucia sich in Zukunft etwas mehr zurückhalten würde.
Jenny zuckte die Schultern, und ihr Lächeln wurde wehmütiger. „Mach dir keine Sorgen. Ich werde mir ihre Kommentare nicht
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