Rote Sonne - heisse Kuesse
hatte, war demütigend.
Er betrachtet das Bild.
Er sagte nichts.
Seine Miene blieb undurchdringlich.
„Mir gefällt es“, sagte Marco fast schon barsch mit einem wehmütigen Unterton in der Stimme. „Mir gefällt es sehr.“ „Dann soll Bella mich auch zeichnen.“ Verärgert schob sich Lucia zwischen sie. „Vielleicht sieht sie dich nicht so, wie du es gern hättest“, bemerkte Dante trocken.
„Wenn sie dich derart romantisch malt, kann sie auch von mir ein gelungenes Porträt anfertigen. Dann kann Nonno uns beide bewundern.“ Sie ging zu dem Stuhl, auf dem Dante gesessen hatte, und nahm in einer übertriebenen Pose Platz. „Leg los, Bella. Mal sehen, was du aus mir herausholst.“
„Wo sind deine Manieren, Lucia?“, fragte Marco scharf. Mit einem zuckersüßen Lächeln sah sie Jenny an. „Und hübsch, bitte. Als Geschenk für Nonno .“
„Ich tu mein Bestes“, sagte Jenny rasch. Sie war dankbar für Lucias Aufforderung, denn es lenkte von dem Bild ab, das sie gemalt hatte. Wenn ich Lucia ebenso idealisiere wie ihn, glaubt Dante, das wäre mein Stil. Dann wird er nichts in das Bild hineinlesen, dachte sie erleichtert.
Sie setzte sich wieder vor die Staffelei, nahm die Zeichenkohle und machte sich an die Arbeit. Dabei versuchte sie, nicht an die Gehässigkeit und die Eifersucht zu denken, die Lucias Verhalten beherrschten. Sie dachte an das einsame Kind, das sich in einer kalten Welt nach Liebe sehnte.
Schweigend legte sich Dante auf eine freie Sonnenliege, während Lucia ununterbrochen auf ihren Großvater einredete. Sie erzählte ihm von einem morgendlichen Anruf ihrer Mutter. Anscheinend hatte Sophia vor, sich mit ihrem Bruder Roberto in Paris zu treffen, um dann mit ihm gemeinsam nach Capri zu fliegen, wo sie das Wochenende bei ihrem Vater verbringen und Bella kennenlernen wollten.
Hoffentlich setzen „Onkel“ und „Tante“ mir nicht ebenso zu wie Lucia.
Jenny lauschte den Erzählungen über die Familie. Es war unvermeidlich, dass sie die übrigen Rossinis treffen würde. Schließlich war es verständlich, dass sie Marco vor seinem Tod noch einmal besuchen wollten. Auch wenn Bella kein willkommener Gast sein mochte, so würden sie ihre Anwesenheit doch tolerieren müssen.
Es wird interessant sein zu beobachten, wie sie sich Dante gegenüber verhalten, dachte sie. Immerhin übernahm er das Firmenimperium von Marco. Würden sie es ihm neiden, so wie Lucia, oder waren sie froh darüber, dass er die Verantwortung für das Familienvermögen übernahm?
Das geht mich doch alles gar nichts an, rief sie sich zur Ordnung. Sie musste sich aus der Familienpolitik heraushalten. Es betraf sie nicht. Für sie war das alles nur ein Zwischenspiel.
„Fertig.“ Dieses Mal würde sie sich Lucias Kritik nicht zu Herzen zu nehmen. Da das Porträt ein Geschenk für Marco sein sollte, nahm sie es von der Staffelei und reichte es ihm mit einem warmen Lächeln. „Für dich.“
„Danke“, murmelte er und betrachtete das Bild, während sich seine beiden Enkel näherten, um es ebenfalls zu begutachten.
Wieder behielt Dante seine Gedanken für sich.
Lucia hingegen protestierte sofort. „Du hast mich ganz anders als ihn dargestellt. Die Augen blicken viel zu dunkel und intensiv. Sie sollten fröhlich sein und leuchten. Stattdessen sehe ich nervös aus. Das ist überhaupt kein romantisches Bild. Es gefällt mir nicht.“
Jenny zuckte nur die Schultern. „Das tut mir leid. Ich kann es morgen noch einmal versuchen.“
„ Nonno soll das Bild aber heute haben.“
„Lass es gut sein, Lucia“, sagte Marco entschieden. „Ich bin zufrieden damit, und Bella hat heute genug für uns getan. Es ist undankbar, mehr von ihr zu verlangen.“
„Aber, Nonno …“
„Das reicht!“, erwiderte er scharf. „Lasst mich jetzt allein mit Bella. Ich bin müde und möchte mich noch ein paar Minuten mit ihr unterhalten, bevor Theresa mich zum Schlafen ins Haus bringt.“
„Dann gehe ich zurück zum Pool. Du kannst ja später nachkommen, Bella.“ Damit ließ sie die drei allein.
Dante klappte die Staffelei zusammen. „Ich bringe die Sachen in deine Suite“, sagte er. Sein Blick bedeutete ihr, dass er dort auf sie warten würde.
„Theresa, machen Sie doch einen kleinen Strandspaziergang“, wies Marco die Pflegerin an und machte eine vage Handbewegung Richtung Klippen. Offensichtlich wollte er keine Zuhörer.
Nervös wartete Jenny ab, was nun folgen würde. Diesmal musste sie das Beisammensein mit Marco allein
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