Rote Sonne - heisse Kuesse
Mal, dachte Jenny. Aber würde Dante ebenso tolerant sein wie sein Großvater, wenn er erst einmal Familienoberhaupt war? „Du hast sehr großes Vertrauen zu ihm?“, bemerkte sie nachdenklich.
„Das hat er wirklich mehr als verdient. Er hat mich noch nie enttäuscht.“
Und so sollte es auch bleiben, nun, da es mit Marco zu Ende ging. Jenny fiel es plötzlich leichter, sich in die ihr aufgezwungene Rolle zu fügen. Dante hatte von seinem Großvater einen unmöglich auszuführenden Auftrag erhalten. Und sie war die Lösung des Problems gewesen.
„Ich glaube, eine Beziehung wie die zwischen dir und Dante ist etwas sehr Seltenes.“
„Allerdings. So selten wie die große Liebe. Ich hatte viel Glück, sowohl mit meiner Frau als auch mit meinem Enkel. Und ich bin froh, dass er dich gefunden und nach Hause gebracht hat.“
Sie fühlte sich nicht ganz wohl in ihrer Haut und murmelte: „Ich musste kommen. Aber fühle dich bitte nicht verpflichtet, irgendetwas für mich zu tun. Es genügt mir, einfach hier zu sein.“
„Das hoffe ich.“
Sein Lächeln war so liebevoll, dass sie sich wünschte, wirklich seine Enkelin zu sein. Wie schön wäre es, zu ihm zu gehören.
„Vielen Dank für das Porträt. Und lass dir deinen Aufenthalt nicht von Lucia verderben. Dante wird für dich da sein, wenn es mir nicht möglich ist. Du kannst ihm in jeder Hinsicht vertrauen. Lass ihn alles für dich regeln. Versprichst du mir das?“
Sie nickte.
Er winkte ihr zum Abschied zu. „Ich muss mich jetzt hinlegen. Rufst du bitte Theresa?“
„Natürlich, und ruh dich gut aus.“
Nachdem sie sich von Marco verabschiedet hatte, schlenderte sie den Klippenpfad entlang, blickte auf das tiefblaue Meer und ließ das Gespräch auf sich wirken. Wie viel doch das Verhalten über den Menschen verriet. Lucia bemühte sich nur um Marco, wenn andere ihn besuchten. Sie gönnte „Bella“ und Dante die Zuneigung des Großvaters nicht. War sie allein mit ihm, ließ sie ihn links liegen. Anscheinend setzte sie ihre Kräfte nie für etwas Sinnvolles ein.
Lass dir deinen Aufenthalt nicht von ihr verderben.
Das werde ich nicht, nahm sich Jenny vor.
Allerdings gab es noch ein weiteres Problem: ihre Affäre mit Dante, den sie gerade lässig an eine Steinmauer gelehnt vor ihrer Suite warten sah. Der intensive Blick, mit dem er sie ansah, beschleunigte ihren Herzschlag.
Zögernd blieb sie stehen.
Sie dachte wieder an sein Porträt und die Gefühle, die es offenbarte. Von Liebe war in der vergangenen Nacht keine Rede gewesen. Er hatte seine Verführungskünste eingesetzt, um sie hierzubehalten. Sie wusste, dass er sie manipuliert hatte, doch ihr Herz … ihr Herz hatte sie bereits verloren.
13. KAPITEL
Dante beobachtete, wie Jenny langsam den Pfad entlang auf ihn zukam und dann abrupt stehen blieb, als sie ihn erblickte. Ihr nachdenklicher Gesichtsausdruck verschwand, Röte stieg ihr in die Wangen, und aus ihrem Blick sprach Unsicherheit. Sie hatte ihre eigenen romantischen Gefühle in das Porträt einfließen lassen. Das erkannte er nun ohne jeden Zweifel.
Seit er das Bild betrachtet hatte, nagte sein Gewissen an ihm. Sein Verhalten ihr gegenüber war nicht gerade liebevoll gewesen. Das Porträt entsprach Jennys Wunschvorstellung von ihm. Und die Wirklichkeit? Ich habe mich viel zu oft über ihre Wünsche hinweggesetzt, um meinen Willen durchzusetzen, dachte er, und mir dabei nie Gedanken über ihre Empfindungen gemacht.
Nun hatte seine Selbstsicherheit einen gewaltigen Schlag erlitten. Er hatte gewusst, dass sie sensibel und verletzlich war. Gleichwohl hatte er sie benutzt und sich immer wieder damit beruhigt, dass der Zweck die Mittel heilige. Für ihn war es in der vergangenen Nacht nur um Sex gegangen. Wenn Jenny sich nach Liebe sehnte, dann konnte die Affäre mit ihm sie nur verletzen.
Auch war sie keine Frau, von der man sich mit einem teuren Geschenk freikaufen konnte, wenn man sie nicht mehr begehrte. Sie würde ein solches Verhalten als tödliche Kränkung empfinden, anständig und aufrichtig, wie sie war. Er spürte es bei jedem ihrer Worte, bemerkte es in ihrem Verhalten. Und in der vergangenen Nacht hatte er erlebt, dass es ihrem Wesen entsprach, mehr zu geben als zu nehmen.
Er durfte nichts mehr von ihr annehmen.
Und doch brachte er es nicht übers Herz, seinem Großvater die Wahrheit zu sagen. Er sollte nichts vom Tod Bellas erfahren. Nonno hatte seine vermeintliche Enkelin gerne um sich. Er mochte sie. Sie war seine Stütze
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