Rote Sonne - heisse Kuesse
zweimaligen Rauswurf nicht widersetzen. „Jetzt weißt du, wie er wirklich ist.“ Damit verschwand sie.
Dante schloss die Tür hinter ihr. Er wusste, sie würde jede Möglichkeit zum Lauschen nutzen. Diese Befriedigung wollte er ihr nicht gönnen. Er konnte nicht so tun, als hätte sie die Unwahrheit gesagt. Sein Großvater vertraute ihm. Er war es ihm schuldig, ihn nicht länger zu hintergehen.
Tief durchatmend zog er einen Stuhl zum Bett des alten Mannes und setzte sich. Er griff nach dessen Hand, drückte sie sachte und sah ihn entschuldigend an. „Bitte verzeih mir, Nonno .“
Er spürte den Gegendruck der mageren Hand und konnte keinen Vorwurf in Marcos Blick erkennen, keine Verurteilung, nur Vertrauen. „Kein Grund … dich zu entschuldigen.“
„Ich habe dir so viel zu sagen.“
„Nein … nur eines.“ Er rang nach Luft.
Dante wartete. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Was wollte Marco hören? Was interessierte ihn mehr als Lucias wüste Beschuldigungen?
Er war auf die Frage, die sein Großvater ihm nun stellte, nicht gefasst. Er selbst hatte sie sich nie gestellt. Weder er noch Jenny. Zu sehr waren sie mit ihrem Rollenspiel beschäftigt gewesen. Sie traf ihn mitten ins Herz. Eine einfache Frage, die eine aufrichtige Antwort verlangte.
„Liebst du sie?“
15. KAPITEL
Jenny ging rastlos in ihrem Zimmer auf und ab. Sie hatte sich inzwischen angezogen, gekämmt und sogar etwas Make-up aufgelegt. Ihre Hände hatten allerdings so stark gezittert, dass sie damit nicht sehr weit gekommen war.
Plötzlich hörte sie, wie die Verbindungstür geöffnet wurde, und verharrte angespannt. Wer würde kommen, Dante oder Lucia? Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit Lucia ihn überrascht hatte. Ihr Puls ging noch immer schnell, und instinktiv legte sie die Hand auf die Brust, bevor sie sich umdrehte, um zu sehen, wer von beiden zur Tür hereinkam.
Dante!
Vor Erleichterung sackte sie in sich zusammen.
Doch die Anspannung kehrte rasch zurück, als sie seine grimmige Miene sah. Er hatte Lucia also nicht davon abhalten können, sie bei seinem Großvater anzuschwärzen. Der Mut verließ sie. Ihr Betrug war also aufgeflogen. Dante konnte den Vorwurf, ein Verhältnis mit seiner Cousine zu haben, nicht auf sich sitzen lassen.
„Warst du die ganze Zeit allein?“, fragte er sie besorgt, während er mit schnellen Schritten auf sie zukam.
„Ja.“
„Es tut mir so leid. Es ist meine Schuld, weil ich die Tür nicht abgeschlossen habe. Lucia konnte …“
„Sag mir, was sie angerichtet hat“, fiel Jenny ihm ins Wort. Das Geschehene ließ sich nun nicht mehr rückgängig machen.
Er schloss sie in die Arme und hielt sie einen Moment ganz fest, bevor er sie um Verständnis und Unterstützung bittend ansah.
„Lucia war bereits bei Nonno , als ich dazukam. Sie hat ihm gesagt, dass wir miteinander schlafen. Daraufhin hat er sie weggeschickt. Allerdings wollte er sich auch meine Erklärungen nicht anhören, sondern war nur in Sorge um dich. Er will dich sehen, Jenny. Fühlst du dich der Situation gewachsen?“
Es gab ein Entkommen.
Seit dem Augenblick, als Dante in ihr Leben getreten war, hatte es letztlich kein Entkommen mehr gegeben.
Sie würde tun, was in ihrer Macht stand, solange er es wollte.
„Ich werde mein Bestes geben.“
Auf seiner Stirn erschien eine steile Sorgenfalte. „Sag ihm, was er hören will. Er soll Frieden finden.“
„Gut, ich habe verstanden.“ Innerlich zitternd stellte sie sich vor, wie es sein würde, Marco gegenüberzutreten.
„Danke. Dann lass uns jetzt gehen. Ich habe die Krankenschwester angewiesen, abzuschließen und Lucia auf keinen Fall zu ihm zu lassen. Er wartet auf uns.“
Er legte ihr den Arm um die Schultern und versicherte ihr, dass sie alles gemeinsam durchstehen würden. Bis zum Schluss. Er würde sie nicht mit Marco allein lassen. Auch wenn keiner von beiden wusste, was sie dort erwartete.
Jenny hatte damit gerechnet, Lucia irgendwo auf dem Gang zu begegnen. Sicher wollte sie ihren Triumph auskosten und miterleben, wie ihre Rivalen abgekanzelt wurden. Doch sie trafen niemanden. Jennys Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als sie darauf wartete, dass die Krankenschwester ihnen die Tür öffnete. Hätte sie sich doch nie auf den ganzen Schwindel eingelassen! Jetzt musste sie sehen, wie sie mit heiler Haut aus dieser Geschichte herauskam.
Die Tür ging auf. Dante führte sie zu dem Stuhl an Marcos Bett, stellte sich hinter sie und legte ihr
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