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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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heute morgen. Sie wird eine Weile fort sein, glaube ich. Du beeilst dich besser, wenn du sie noch sehen willst.«
    Calla ging schnell durch die große Halle und nahm auf der geschwungenen Treppe immer zwei Stufen auf einmal. Das Gildehaus war nicht so großartig wie Blaumtarken, aber es war ein geräumiger und sehr gemütlicher Aufenthalt, der Schwesternschaft von einer Lady vermacht, die hoch in ihrer Schuld gestanden hatte.
    Es hatte Platz für jede Frau, die eine Zuflucht suchte, und auf seinen Feldern wuchs alles, was die Bewohnerinnen brauchten. So waren sie bis auf die Steuern und andere kleine Notwendigkeiten unabhängig. Das Geld dafür wurde von Mitgliedern verdient, die als Leibwächterinnen, Reisebegleiterinnen oder Kriegerinnen da in Dienst traten, wo ein Mann sich nicht so gut geeignet hätte.
    Eifersüchtige Ehemänner, die ihre Frauen auf eine Reise schickten, zogen die Gesellschaft weiblicher Wächterinnen vor. Die Mitglieder der Gilde waren gewiß ebenso eindrucksvoll, wie ein Mann es hätte sein können, und in der Abwehr von Räubern und Wegelagerern ebenso tüchtig.
    Calla bewunderte sie außerordentlich. Besonders bewunderte sie die Frauen, die als Kuriere dienten. Das war eine einzigartige und aufregende Tätigkeit und kombinierte die Dinge, die Calla am meisten liebte: Das Reiten guter Pferde und lange Strecken in Einsamkeit. Sie hatte draußen schon als Kurier gearbeitet. Wenn sie für die Gilde reiten könnte, überlegte sie jetzt, würden sie und Ari beitreten. Ihre sich vertiefende Gemeinschaft mit Linzel festigte ihren Entschluß. Zum erstenmal hatte sie eine Freundin, jemanden, dem sie vertrauen konnte und der sie verstand.
    Im oberen Stockwerk wartete diese Freundin auf sie und versuchte, ihre Gedanken so zu ordnen, daß ihre Argumente die leidenschaftlich unabhängige Calla überreden und nicht vor den Kopf stoßen würden. So viel stand für alle Betroffenen auf dem Spiel, das Thema war so heikel, daß die Kriegerin mit dem kastanienbraunen Haar doppelt besorgt war, wie sie es ihrer jungen Freundin nahebringen sollte.
    Calla betrat das Zimmer, und Linzel blickte hoch. Ihre Augen strahlten wie immer, wenn sie in das dunkle, leidenschaftliche Gesicht ihrer Freundin sah. Sie war der jüngeren Frau sehr zugetan und fühlte sich von der entschlossenen Loyalität und dem starken Willen Callas angezogen. Jetzt suchte sie nach den richtigen Worten, die nicht den hartnäckigen Trotz zum Vorschein bringen würden, der, wie sie wohl wußte, bei Calla dicht unter der ruhigen Oberfläche lag.
    Callas Gesicht war bestürzt. Offenbar hatte sie soeben gehört, daß Linzel abreiste.
    »Setz dich, Calla«, lud Linzel sie herzlich ein. Vorsicht, Vorsicht, sie ist wie ein scheues Fohlen, wenn es um Ari geht.
    »Du willst weg?« fragte Calla und setzte sich.
    »Ja, aber blicke nicht so betrübt drein. Ich bin oft weg; ehrlich gesprochen, es wundert mich, daß nicht schon früher ein Auftrag für mich gekommen ist. Das muß sein, verstehst du; es hilft, die Rechnungen zu bezahlen.« Sie lächelte, und Calla nickte unglücklich.
    »Es ist nur - du wirst mir fehlen.«
    »Natürlich, und du wirst mir fehlen. Aber ich komme ja wieder, und du wirst in der Zwischenzeit zu tun haben.«
    »Was meinst du?«
    »Ich möchte, daß du darüber nachdenkst, ob du der Gilde beitreten willst. Das wäre doch nur vernünftig, Calla. Du hast niemanden - ausgenommen Ari natürlich«, setzte sie schnell hinzu, als sie den Protest kommen sah. »Und wir brauchen dich. Ich weiß, du hast schon daran gedacht, Kurier für uns zu werden, und das wäre eine gute Wahl. Ich habe noch nie eine Reiterin gesehen, die mehr aus einem Pferd herausholt und ihm weniger Schaden zufügt.
    Denke doch, Calla, endlich hättest du eine Familie, die immer für dich da ist. Sie wird Ansprüche an dich stellen, ja, aber dir auch geben.«
    »Ich habe darüber nachgedacht, Linzel, und ich glaube, ich möchte es tun. Ich möchte es sogar sehr gerne tun. Ich kenne die Gelübde, und sie enthalten nichts, was für mich ein Problem wäre. Aber Ari -
    sie kann eure Gelübde nicht ablegen, die Kleine. Sie versteht sie nicht.«
    »Das wäre keine Schwierigkeit.« Linzels Hände beschäftigten sich plötzlich sehr eifrig mit den Kleidern in ihrem Packen, und sie hielt die Augen starr auf das gerichtet, was sie tat. Eine Welle der Erleichterung überflutete Calla.
    »Oh, da bin ich froh!« rief sie. »Ich dachte schon - das ist es, was mich die ganze Zeit

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