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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zurückgehalten hat. Ich dachte, nur solche, die den Eid geschworen haben, dürften Mitglieder der Schwesternschaft werden.«
    »Das ist richtig.« Langsam jetzt, Linzel. Du kannst sie in einem Herzschlag verlieren. Linzel sah in Callas verwunderte Augen hoch.
    »Aber du hast eben gesagt - das sei keine Schwierigkeit - sie kann bei mir bleiben, auch wenn sie …«
    »Für gewisse Zeit sicher.« Linzel wandte sich Calla ganz zu und straffte entschlossen die Schultern. »Sie kann eine Weile bei dir bleiben. Aber sie kann niemals unabhängig werden, Calla, das weißt du besser als sonst jemand. Was soll werden, wenn du fort bist und niemand hier Zeit hat, sich um sie zu kümmern? Angenommen, sie spaziert davon oder verletzt sich? Was dann? Calla, in dir stecken solche Fähigkeiten, und Ari - sie ist lieb, und ich weiß, du liebst sie, aber …«
    »Aber sie paßt nicht her? Ist es das, worauf du hinauswillst?«
    fragte Calla kalt. Ihre dunklen Augen schimmerten plötzlich vor Feindseligkeit.
    »Calla, ich weiß einen Ort, wohin Ari gehen kann, wo man liebevoll für sie sorgen wird. Sie kann ihre Blumen haben, und du kannst sie besuchen, wann immer du willst. Du wirst frei sein - nein, hör mir zu!« Denn Calla hatte sich abgewandt, die Hände zu Fäusten geballt, die Schultern steif, der ganze Körper erstarrt unter dem Schock der Enttäuschung. Die Vision von einem sicheren und glücklichen Hafen, von einem nützlichen Leben wich in den Morast der Bitterkeit zurück, den sie so gut kannte, und ihr Magen verkrampfte sich mit der alten Verzweiflung. Nichts, was Linzel noch sagen konnte, würde eine Rolle spielen. Alles bedeutete die Trennung von Ari.
    »Ari liebt mich«, sagte sie abweisend, ohne sich umzudrehen. »Sie vertraut mir. Ich werde sie nicht verraten. Ich habe diese Orte, von denen du sprichst, gesehen, diese Schlangengruben! Glaubst du, das würde ich ihr antun? Götter, wir sind aus unserer Heimat geflohen, um sie davor zu bewahren! Eher würde ich sie töten, mit meinen eigenen Händen!« Sie fuhr zu Linzel herum und spie die Worte aus.
    »Calla, versuche, ruhig zu sein und zuzuhören, denke nach, versuche zu verstehen …«
    »Ich verstehe, Linzel, nur zu gut. Verrat ist leicht zu verstehen.«
    »Calla, ich denke nicht an Verrat, ich habe nur den Wunsch zu helfen …«
    »Wenn du uns wirklich helfen willst, dann laß uns in Frieden! Wir werden unseren eigenen Weg gehen, wie wir es immer getan haben.
    Es war ein Fehler, dir zu vertrauen. Ich dachte nur - ich hoffte …«
    »Calla, es kommt immer die Zeit, da du jemandem vertrauen mußt«, sagte Linzel traurig. Sie sah die jüngere Frau mit tiefer Verzweiflung an.
    »Ich vertraue mir selbst. Das ist immer genug gewesen.«
    »Niemand von uns kann für immer so leben. Schließlich wird die Bürde zu schwer. Wir brauchen einander …«
    »Ich habe Ari. Ich brauche sonst niemanden«, erklärte Calla stur.
    Sie sah Linzel herausfordernd an. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und war verschwunden.
    Das habe ich ganz verkehrt angefangen, dachte Linzel kläglich. Es bedeutet mir soviel. Verdammt sei der Stolz dieses Mädchens! Warum muß sie immer auf die harte Weise lernen? Und diesmal mag die Lektion sie mehr kosten, als sie bezahlen kann.
    Linzel fuhr mit dem Packen fort. Sie war gerufen worden, sie mußte der Ehre des Hauses wegen gehen. Ausgerechnet zu diesem unglücklichen Zeitpunkt!
    Calla war inzwischen zu Ari gegangen und hatte sie von ihrer glücklichen Beschäftigung zwischen ihren Kräutern weggezogen.
    Mit ihren großen blauen Augen sah Ari unverwandt zu, wie Callas geschickte Hände schnell ihre Habseligkeiten packten. Sie besaßen wenig genug, und als Ari erkannte, was Calla tat, fing sie an, ihre Sachen herbeizutragen, damit sie ebenfalls eingepackt wurden. Sie reichte Calla auch eine silberne Bürste, die Linzel ihr geschenkt hatte und mit der sie ihr langes, goldenes Haar stundenlang bürstete.
    Calla erschreckte sie, indem sie die Bürste mit einem Fluch gegen die Wand warf.
    »Das wollen wir nicht! Nein, wir wollen es nicht, sage ich!« Denn Ari hatte die Bürste aufgehoben und hielt sie ihr mit kummervollem Blick wieder hin. »Ach, schon gut! Ich habe keine Zeit zum Streiten!« Damit warf sie die Bürste in den Packen. Sie nahm die beiden schweren Packen auf, überließ Ari ihre Reisemäntel und führte das Mädchen schnell die Hintertreppe hinunter in den Stallhof. Als sie ihre Pferde sattelte und dabei mißbilligend feststellte, wie fett sie

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