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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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tiefliegenden grünen Augen leuchteten in der Erwartung eines Kampfes.
    »Belästigen diese beiden dich und deine Begleiterin, meine Freundin?« fragte die Kriegerin mit ihrer trockenen, angenehmen Stimme. »Falls ja …« Aber die beiden Männer zogen sich bereits zurück. Sie waren selbst keine schlechten Krieger, und beiden war ihre Haut lieber als eine Frau, mochte diese noch so schön sein. Die Frau im Eingang lächelte dünn und trat ins Zimmer. Plötzlich hatte jeder in der Gaststube einen anderen Fleck, auf den er den Blick richten konnte, als die Stelle, wo sie stand.
    »Willst du dich uns anschließen?« fragte Calla dankbar und steckte ihr Messer weg. »Ich saß in der Klemme. Wenn du nicht hereingekommen wärst …«
    »Ich glaube, du hättest die Situation schon gemeistert«, lachte die große Frau und setzte sich auf den Stuhl, den Calla ihr anbot, »auch wenn es dich einige Mühe gekostet hätte. Ich jedenfalls möchte dir nicht im Kampf gegenüberstehen, wenn du diesen Ausdruck im Gesicht trägst.« Sie sah, während sie sprach, mit unverhohlener Neugier zu Ari hinüber. Dann sah sie Calla wieder an, und ihre Augen waren freundlich und mitfühlend. »Mein Name ist Linzel«, sagte sie leise, »und ihr beiden seid … ?«
    Einen Krug Ale und ein fettiges Abendessen später wußte Linzel soviel über die beiden jungen Reisenden, wie Calla ihr zu diesem Zeitpunkt mitzuteilen bereit war. Sie stieg mit ihnen die Treppe hoch, sah, wie zärtlich Calla die völlig erschöpfte Ari zu Bett brachte, und zog sich dann in ihr eigenes Zimmer nebenan zurück.
    An der Tür drehte sie sich noch einmal um und lächelte Calla zu, die müde auf der Bettkante saß.
    »Mach dir keine Sorgen. Ihr könnt ruhig schlafen. Die da unten wissen, daß ich hier oben bin. Glaub mir, niemand wird heute nacht versuchen, eure Tür zu öffnen.« Sie schloß die Tür leise und ging in ihr eigenes Zimmer. Doch sie legte sich nicht sofort schlafen. Noch lange Zeit stand sie am Fenster und sah in die triefende Dunkelheit hinaus.
    Calla hatte inzwischen endlich ihre nassen Stiefel entfernt. Sie zog die Überkleider aus, legte sich neben Ari, die bereits fest schlief, und entspannte sich. Ehe sie einschlief, stand sie noch einmal auf und zog ihr Messer aus dem Haufen feuchter Kleider auf dem Fußboden.
    Sie hatte Vertrauen zu Linzel, aber sie fühlte sich mit der scharfen Klinge unter dem Kopfkissen wohler.
    Ein scharfes Hämmern an der Tür riß sie aus dem Schlaf der Erschöpfung. Mit Herzklopfen sah sie sich im Zimmer um, ehe sie sich erinnerte, wo sie war. Ari schlief weiter, obwohl der Raum von Sonnenschein überflutet war. Calla nahm ihr Messer in die Hand und rief der draußen klopfenden Person zu, sie solle eintreten. Die Tür schwang langsam auf, und die Magd keuchte furchtsam auf, als sie die Klinge in Callas Hand sah. Calla grinste verlegen beim Anblick des Tabletts in den Händen des Mädchens. Dampf kräuselte sich von den Bechern darauf hoch, und es waren ein Teller mit dicken Brotscheiben und ein Krug mit Marmelade dabei.

    »Komm herein«, sagte sie und steckte das Messer wieder unter das Kissen. »Vielen Dank.«
    »Dankt nicht mir«, erwiderte die Magd bissig, denn es entrüstete sie, in aller Frühe mit einem Messer empfangen zu werden. »Dankt ihr selbst, denn sie hat mich geschickt.« Sie setzte das Tablett auf den kleinen Tisch und verließ das Zimmer naserümpfend. Während Calla das heiße Morgengetränk aus dem Becher trank, klopfte es leise an die Tür, und gleich darauf sah Linzels Gesicht um die Ecke.
    »Komm herein!« rief Calla herzlich. »Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit. Willst du mithalten? Ari schläft bestimmt noch eine Weile länger; sie ist immer so schnell erschöpft.« Sie warf einen ängstlichen Blick zu der schmächtigen Gestalt unter dem Bettzeug hin.
    Linzel trat ein und setzte sich Calla gegenüber. Ihre freundlichen grünen Augen musterten die jüngere Frau ohne Scheu. Sie hatte einen Großteil der Nacht mit Nachdenken verbracht und war zu einem Entschluß gelangt. Das ging aus der direkten Art hervor, mit der sie Calla anredete.
    »Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Da du kein bestimmtest Ziel im Auge hast und niemanden, der dir bei der Betreuung Ariels hilft, wäre es dir vielleicht angenehm, in unser Gildenhaus zu kommen. Ich kann dir dort Sicherheit garantieren und Freundschaft.
    Du bist eine ungewöhnliche junge Frau, daran gewöhnt, unabhängig zu handeln und auf eigenen Füßen zu

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