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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dann war er wieder für sie bereit.
    Den Rest der Nacht verbrachten sie ebenso wie den ersten Teil. Sie liebten sich, aßen und plauderten zwischendurch. Er spürte den tief in ihr verborgenen Zorn, aber nach den Sitten seines Volkes erlaubte er ihr, selbst zu entscheiden, wann sie davon sprechen wollte. Kurz vor dem Morgengrauen nahm er seine Knochenpfeife und rief ein Dutzend gigantischer Meeresgeschöpfe herbei, die in der Bucht unter der Stelle, wo sie lagen, sprangen und spritzten. Danach erzählte sie es ihm.
    Er hörte aufmerksam zu. Als sie fertig war, fragte er: »Du würdest das deinem eigenen Volk antun, Ari?«
    Sie nickte. »Das mußt du verstehen, alu. Wenn der Rat in Thendara sich durchsetzt, bedeutet es, daß ich einen Mann seiner Wahl heiraten muß. Als mein Gatte hätte dieser mich völlig in seiner Gewalt. Er könnte mich in ein Zimmer einsperren und verhungern lassen, und niemand hätte das Recht, ihn daran zu hindern. Es würde keine Nächte wie diese mehr mit meinen Schwestern und mir und dir und deinen Brüdern geben. Und was am wichtigsten ist, keine Kinder mehr für deine Wellen.«
    Das hatte sie sich als letztes aufgehoben. Seine Lippen zogen sich in einem lautlosen Knurren zurück.
    »alu würde jeden landgehenden Mann, der dich auf eine solche Weise besitzen wollte, ins Meer pfeifen und sein Herz herausreißen und an die Krabben verfüttern!«
    »Ich weiß, daß du das tun würdest, Geliebter. Und dein Volk würde von neuem entdeckt und gejagt werden. Es war schwierig genug, das Geheimnis vor meinem Vater zu bewahren. Jetzt seid ihr für den Rest Darkovers fast nur noch eine Sage, und nicht einmal in den gefrorenen Wüsten nördlich von Thendara erinnert man sich an euch. Ich will nicht, daß so etwas geschieht, gerade wenn dein Volk von neuem aufzublühen beginnt. Und ich will nicht, daß uns das Heim, für das meine Schwestern und ich gearbeitet und gesorgt haben, fortgenommen wird, nur weil wir Frauen sind!«
    »alu ist froh, daß du eine Frau bist«, murmelte er an ihrem Ohr.
    Seine Hände glitten unter den Mantel und wanderten umher. »Und die chieren gehören ebenfalls zu deinem Volk.«
    »Ja, schon seit der Zeit meiner Großmutter. Deshalb soll der Rat mich als Mitglied akzeptieren, statt einen Gatten für mich zu wählen, der den leergewordenen Sitz füllt.« Seine Hände machten sie wahnsinnig, und sie gab sich dem Rhythmus seines Körpers hin.
    Als sie diesmal erwachte, hatte die Sonne den Horizont in einem blassen Lavendel eingefärbt, alu war auch wach. Er gürtete sich das Messer um die schlanke Hüfte. Dann löste er die Perlen von seinem Hals und legte sie um ihren.
    »Ein Geschenk von ela Erster-Tochter.«

    Ariada drückte die Perlen an ihre Haut. »Und wie geht es meiner ersten Tochter?«
    »Sie blüht und gedeiht mit den Wellen. Wir nennen sie Klugfinger, denn sie hat eine Gabe für das Finden. Ich wollte, du könntest bei uns im Wasser sein.«
    Das waren immer seine Abschiedsworte. Und sie wünschte es sich auch, aber sie konnte unter seinen Wellen nicht leben, und er konnte nicht für lange Zeit auf ihrem Land leben. Schon jetzt fiel ihr auf, wie trocken seine Haut im Lauf der Nacht geworden war.
    »Wir werden tun, was du wünschst. Ich lasse dir das hier da.«
    Damit reichte er ihr die Pfeife. »Wenn du Hilfe brauchst, blase hinein, und wir werden es hören. Jemand wird zu deiner Unterstützung kommen.«
    Es war inzwischen hell genug geworden, daß man sehen konnte, und er mußte gehen. Sie küßte ihn ein letztes Mal, und er kletterte unbeholfen die Felsen hinunter und sprang ins Meer. Ariada sah dem chieren nach, bis er weit genüg draußen war, um zu tauchen.
    Sie winkten sich zu, und dann war er fort.
    Ihr blieb nichts weiter übrig, als nach Hause zu gehen. Den Mantel am Strand zurücklassend, obwohl sie eigentlich nicht glaubte, es werde ihm schaden, wenn er naß wurde, watete sie ins Meer hinaus und wusch sich. Nackt kam sie aus den Wellen, warf sich den Mantel um und machte sich auf den Weg zu der Stelle, wo sie am Tag zuvor ihre Kleider hingelegt hatte. Die Angst, in deren eisernem Griff sie sich gestern noch gewunden hatte, war verschwunden.
    Ihren Platz hatte die Überzeugung eingenommen, daß sie jetzt ein Verhandlungsargument hatte, und sie hüpfte ein paar Schritte über den Sand. Der Wind trocknete ihren Körper und ließ eine schwache Salzspur auf ihrer Haut zurück. Sie leckte ihre Handfläche ab, schmeckte es.
    Bitte, Avarra, betete sie stumm, laß

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