Rote Sonne über Darkover - 5
Absicht war, bei Nacht auf wenig benutzten Straßen zu reisen und nur die Sterne zu Führern zu nehmen. Er hatte die Wüste schon durchquert, wenn er Lord Marek begleitet hatte oder von ihm als Kurier eingesetzt worden war. Deshalb kannte er die Gefahren, die ihn erwarteten - Sandstürme, Räuber, Banshee-Vögel, sengende Hitze bei Tag, durch Mark und Bein gehende Kälte bei Nacht.
Schrecklicher Hunger und Durst …
Und was wird meine Familie sagen, wenn ich zu ihr zurückkehre?
Würde man ihn mit offenen Armen aufnehmen - oder ihn verächtlich abweisen als einen, der die Ehre der Comyn befleckt hatte, weil er lieber hatte leben als sterben wollen? Er dachte an Ruyven, seinen damaligen bredu, der im Turm von Neskaya arbeitete. Wird auch er mich als entehrt betrachten - oder bringt er es immer noch über sich, mich willkommen zu heißen? Eine bittersüße Sehnsucht trieb ihm Tränen in die Augen.
Dann zogen Bilder an ihm vorüber, die Bilder, die er versucht hatte auszuschließen, die er in all den Jahren, die er im Großen Haus von Tarsa versklavt gewesen war, verbannt hatte. Jetzt gewährte er ihnen freien Zutritt.
… Berge, bedeckt mit reinem, frischgefallenem Schnee. Goldene Kireseth-Blüten, sanft schwankend im Frühlingswind. Banner und Bänder des Mittsommer-Festes, Geschenke an Früchten und Blumen. Nadelbäume, die den ersten Herbstwind begrüßen …
… Der langsam kreisende Verrin-Falke, der klagende Schrei, mit dem er in den lavendelblauen Himmel aufsteigt …
Lewis-Gabriel kehrte in die Wirklichkeit und die Wüste zurück.
Die fernen Hellers, jetzt neblig-graue Schatten, lagen vor ihm. Er hörte das leise Flattern einer Wüsten-Nachteule und ihren flötenden Ruf.
Seine Seele breitete die Flügel aus und sang zur Antwort ihr eigenes Lied. So ritt er in die Nacht hinein.
Salz
von Diann Partridge
Diann Partridge war unter einer etwas anderen Version ihres Namens eine wohlbekannte Autorin für die erste Serie der Darkover Newsletter, und wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, erschien sie mehr als einmal in der Sieger-Spalte unseres inzwischen dahingeschiedenen Fiction-Fanzines Starstone.
Eine Zeitlang veranstalteten wir Kurzgeschichten-Wettbewerbe, und Ms. Partridge war eine der regelmäßigen Teilnehmerinnen. Sie mag sogar zu den Siegern gehört haben.
Keine ihrer Arbeiten hat mich jedoch so beeindruckt wie die Geschichte
›Salz‹, die wirklich ein neues Streiflicht auf die Frage wirft: ›Die Aillard-Familie setzt ihren Stammbaum über die weibliche Linie fort. Warum?‹
Verschiedene Theorien sind für diese Anomalie in der darkovanischen Tradition angeboten worden, doch bis jetzt hat mir keine so recht gefallen.
Ich will nicht sagen, daß es die Lösung ist, aber diese Gedanken sind es wert, in Betracht gezogen zu werden.
Diann war zweieinhalb Jahre bei der Army und in Wyoming stationiert.
Dann heiratete sie einen Stabsfeldwebel und verbrachte fünf Jahre damit, im Land umherzuziehen. Sie schreibt »seit ich mich erinnern kann«, hofft, wie sie sagt, diese Geschichte werde all den Leuten etwas beweisen, die sie für verrückt hielten, ›weil ich saß und schrieb und nicht über Jungen kicherte und stöhnte‹. Da dies auch meine Lebensgeschichte ist - sitzen und schreiben, ohne sich damit aufzuhalten, über Jungen zu kichern oder zu stöhnen - gehört ihr meine volle Sympathie. Hoffen wir, daß der Tag kommen wird, an dem ›Sitzen und Schreiben‹ für jede von uns als durchaus vernünftige Möglichkeit zur Wahl steht. Mir scheint es viel mehr Sinn zu haben als das Kichern und Stöhnen über Jungen - oder sonst etwas. (MZB)
Ariada Aillard wanderte am Meeresstrand von Dalereuth entlang und stieß den nassen Sand mit ihren bloßen Füßen von sich. Ihr Unterhemd klebte ihr feucht an den Beinen. An diesem Abend wehte kein Wind. Der blaue Liriel hing voll am Himmel und wetteiferte mit der untergehenden roten Sonne. Wellen schlugen an ihre Füße und zogen sich wieder zurück, und Ariada ging weiter.
Sie hob eine Muschel auf und schleuderte sie zornig ins Wasser.
Dann noch eine und noch eine. Die Ratsmitglieder würden sie mit nichts dazu bringen, jetzt, da Dom Arvel tot war, den von ihnen ausgesuchten Gatten zu akzeptieren. Daß Dom Arvel für die meiste Zeit ihres Lebens den Hochsitz innegehabt hatte, war schlimm genug gewesen. Nie wieder würde sie sich unter die Herrschaft eines anderen Mannes beugen. Der halb ausgereifte Plan, der ihr im Kopf herumging, seit sie die
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