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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Mareks Männer zurückholen wollen, werde ich mich damit töten, ehe ich mich einfangen lasse.
    Shainsa kam in Sicht. Schon neigte die Sonne sich unter den Horizont und badete den Wüstenstand in ihrem purpurfarbenen Licht. Lewis-Gabriel ritt auf die ummauerte alte Stadt zu und studierte die Karte, die Lord Marek ihm gegeben hatte. Als er durch das Tor kam, sah er Kaufleute und Handwerker, die ihre Waren für die Nacht wegräumten. Einige allerdings feilschten noch mit einem letzten Kunden. Lewis-Gabriel näherte sich einem Verkäufer, einem großen, fleischigen Mann mit gewaltigem Bart, der Nußbrot-Laibe ausgestellt hatte. »Mein Herr braucht Brot für sein Haus«, sagte Lewis-Gabriel, die Augen schicklich gesenkt. In Gedanken lachte er.
    Er bezahlte, packte die kostbare Nahrung, die er für seine eigene Reise brauchte, auf das Oudrakhi und folgte den gewundenen staubigen Straßen ins Stadtzentrum.
    Lewis-Gabriel war noch nie allein in Shainsa gewesen. Er sah immer wieder auf der Karte nach der Adresse, die Lord Marek ihm gegeben hatte. Schließlich kam er an eine kleine Holztür, die wackelig in den Angeln hing. Er klopfte an. Es erschien ein gebückter alter Mann. Er entsprach der Beschreibung, die Lord Marek gegeben hatte. »Von dem Schwarzen Falken«, murmelte Lewis-Gabriel, wie er geheißen worden war.
    »Aus dem fernen Osten, wo das Banshee läuft«, antwortete der alte Mann. Lewis-Gabriel händigte ihm das zusammengefaltete Blatt Papier aus. Der alte Mann las die Botschaft, die darauf stand, und verzog den Mund zu einem breiten Grinsen. Ohne ein weiteres Wort zu sprechen, trat er in seine Behausung zurück und schloß die Tür.
    Das war also die dringende Botschaft, dachte Lewis-Gabriel und kicherte ironisch vor sich hin.
    Er kehrte dem Haus den Rücken und stieg wieder auf sein Oudrakhi. Was hätte ich gemacht, wenn der Alte mir eine Antwort mitgegeben hätte? schoß es ihm plötzlich durch den Kopf. Der kalte Atem der Wüstennacht traf ihn, und er wickelte sich seinen Schal ums Gesicht. Mit Augen und Ohren wachsam nach allem spähend und lauschend, was es zu sehen und zu hören gab, ritt er an den von Fackeln beleuchteten Häusern aus Bleichstein vorbei. Ein Kind weinte. Seine Mutter rief ihm etwas zu, dann nahm sie es hoch.
    Lewis-Gabriel zuckte bei dem Klirren der dekorativen Ketten zusammen, die jede Trockenländerin, dem Brauch folgend, trug.
    Wenigstens bin ich nie gezwungen worden, so etwas anzulegen, dachte er.
    Ein Mann stolperte laut singend aus einer Kneipe. Ein schwer mit Kornsäcken beladener Esel legte sich plötzlich nieder, als sein Besitzer fluchend an ihm zerrte.
    Lewis-Gabriel kam an eine Straßenecke. Zur Rechten ging der Weg zu Yusophs Herberge ab, wo er die Nacht verbringen sollte.
    Am Morgen hätte er dann zu seinem Herrn, der ihn in Tarsa erwartete, zurückkehren können. Die linke Abzweigung führte zum östlichen Stadttor - hinter dem die weiten Steppen lagen, die sich bis an die Hellers erstreckten. Lewis-Gabriels Handflächen wurden feucht, sein Herz schlug schneller und hämmerte ihm gegen die Rippen. Die Tonfolgen einer traurigen Wüstenmelodie, auf einer Laute gespielt, klangen zwischen den nackten Wänden hervor.
    Lewis-Gabriel sah in die Richtung von Yusophs Herberge. Hatte er einmal den ersten Schritt getan, konnte er nicht mehr umkehren. Er würde ein Flüchtling sein, ein Gesetzloser, den jeder Beliebige zu seinem Herrn zurückschleppen konnte. Er erschauerte. Mit einer entlaufenen Frau oder einem Emmasca konnte man zuerst noch etwas anderes anstellen.

    Sein Mut kehrte zurück und spülte alle Ängste fort. Von neuem umfaßte seine Hand den Griff des Dolches. Er sah sich wieder im Großen Haus von Tarsa - Lord Mareks Spielzeug, zitternd und gehorsam, sich dem Zorn seines Herrn stets unterwerfend. Sein Magen verkrampfte sich. Ich will lieber die Gefahren der Flucht auf mich nehmen als das … Er hatte seinen Entschluß gefaßt, und nun würde er ihm folgen. Er schluckte heftig, wendete sein Oudrakhi und nahm den Weg, der aus der Stadt hinausführte.
    Die indigoblaue Nacht war klar. Die lavendelfarbene Idriel und die hellgrüne Kyrrdis ruhten auf einem Bett von Sternen und Übergossen die steinige Steppe mit einem silbrig schimmernden Licht. Lewis-Gabriel hielt auf einem sanften Hang an und betrachtete die tanzenden Lichter und dichtgedrängten schwarzen Mauern von Shainsa. Er blickte auch kurz in die Richtung, wo Tarsa lag. Dann kehrte er den Städten den Rücken.
    Seine

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