Rote Sonne über Darkover - 5
wurde. Die Gesichter der Brüder waren wie blasse weiße Lichter auf ihren Facetten. Ihre Münder bewegten sich unisono, und sie sprachen drängend, flehend, beschwörend ein einziges Wort aus. Andra konnte es nicht fassen, obwohl er das Gefühl hatte, er hätte es sofort erkennen müssen. Es war ein vertrautes Wort, diese Sache, die sie wollten, aber er fand seinen Sinn nicht. Von innerhalb des riesigen Steins berührte ihn etwas, und langsam wurde er an den sich bewegenden Mündern in geisterhaften Gesichtern in das Innere des Steins gezogen.
Sofort spürte er eine Energie, eine überlegene Intelligenz, die Wärme ausstrahlte. Hier waren viele blaue Lichter - nein, ein Schwarm aus Blau, funkelnd, pulsierend, nahm Gestalt vor ihm an.
Er hatte Geschichten über die blauen Lichter in den Sternensteinen gehört und wie sie Leute, die nicht darin ausgebildet waren, sie zu benutzen, in den Wahnsinn getrieben hatten. Allmählich bekam er es mit der Angst, obwohl er den Verdacht hatte, er sei tot. In Wahrheit wußte er nicht, was geschah.
Er stimmte sich auf die blauen Lichter ein, und zu seinem Erstaunen nahmen sie eine bestimmte Gestalt an. Vater Luxor, dessen Haare und Augen ein flammendes Blau waren, lächelte ihm aufmunternd zu. Ob das Laran war? Nahm der Vater irgendwie mit ihm Kontakt auf, während sein Körper anderswo lag?
Luxors Bild schüttelte nachdrücklich den Kopf. Die blauen Augen sahen tief in die seinen, und Andra spürte eine seltsame Veränderung. Er fürchtete schon, die Kontrolle über seine Gedanken zu verlieren. Aber Vater Luxor war immer noch da und strahlte Vertrauen und Sicherheit aus. Unter des Vaters Führung ließ er die Bilder kommen.
Dichter Wald, unglaublich schön. Blühend, umfangend, kühlend, erhaltend - ein Wald, der das Paradies beschirmte. Ein Dorf.
Geisterhafte, hohe, schlanke Wesen, die sich eines Lebens in vollster Harmonie erfreuten. Einfache Behausungen, wenige Werkzeuge, aber eine Nähe und eine Gemeinsamkeit, daß Andra das Herz weh tat. Und eine Art von Altar in der Mitte des Dorfes, auf dem eine große irdene Schüssel ruhte, gefärbt in einem leuchtenden Blau. Die großen schönen Wesen (chieri, wie er erkannte) versammelten sich um den Altar und warteten schweigend. Dann begann die Schüssel zu flammen, und das bläuliche Licht ähnelte dem seiner ursprünglichen Vision. Ja - er verstand. Die chieri verneigten sich vor dem Schwarm blauer Lichter, aber ihre Haltung sprach eher von Liebe als von Furcht. Die Lichter waren die Erschaffer Darkovers, dachte Andra zusammen mit den chieri. Sie waren Darkovers Herz, erkannte er, und sie hatten den Planeten für das Waldvolk gestaltet.
Dann sah er, wie die chieri eine Matrix bauten, so gigantisch, daß alle ihre einfachen Häuser klein daneben wirkten. Sie füllte das Dorf, wurde ständig größer. Nein - jetzt sah er, daß sie sich unter der Erde befand, ein großer Edelstein, tief innerhalb des Planeten gehauen und geschmiedet. Die blauen Lichter kamen von dem Altar herunter, betraten die weite Minenkammer und schlugen ihr Heim in der Riesenmatrix auf. Die chieri freuten sich, daß sie etwas zum Wohlgefallen ihres Gottes getan hatten. Von diesem Thron teilten die blauen Lichter immer größere Gaben an ihr Volk aus. Dazu gehörten ein fast endloses Leben und die wundersame Bündelung der Gedanken durch den Riesenstein, so daß die Gedanken einer Einzelperson allen bekanntgemacht werden konnten. Obwohl sie in getrennten Körpern lebten, begannen sie, eine einzige Seele zu teilen, und sie kamen ihrem göttlichen Ideal immer näher.
Als nächstes sah Andra ein häßliches Ding, ein Raumfahrzeug, bei einem Absturz aufgerissen, das ein hartes gelbes Licht ausspie. In diesem Licht bewegten sich furchterregende Gestalten, die störende Gedanken aussandten, gewalttätig und wirr. Die blauen Lichter unter dem stillen Dorf trübten sich. Die Wesen verließen das Schiff und bauten sich Unterkünfte. Es war zu beobachten, daß sie sich gegenseitig Schaden zufügten, doch gelegentlich liebten sie sich, wenn auch mit Herzen, die vor Schmerz zuckten. Andra empfand ebenso wie die chieri großes Mitleid. Diese armen Wesen brauchten Hilfe, und die chieri nahmen Verbindung mit ihnen auf. Aber eines der Wesen (ein Mann, sah er) gelüstete es nach einem chieri, und er tötete seinen Partner mit einem Laser. Da erbebte die Riesenmatrix und brach entzwei, und Millionen von Bruchstücken bohrten sich in die Höhlen und in den Boden. Die chieri
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