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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gelangen, hätte Marguerida darüber hinwegsteigen müssen. Also ließ sie es bleiben.
    Hier war kein Feuer, keine Spur von Leben. Zuerst glaubte sie, das Flugzeug sei verlassen, doch dann sah sie den Mann, der ein Dutzend Fuß von der Tür entfernt lag. Ein Toter? Nein, für ihr ausgebildetes Laran waren die Lebenszeichen noch wahrnehmbar, matt und schwach wie das letzte Glühen eines sterbenden Feuers. Er war - sie ließ ihre Hand dicht über seinen Körper gleiten, ohne ihn zu berühren - bewußtlos, halbverhungert und im Fieber. Seine Lungen waren mit Blut angefüllt, und über seinen linken Arm zog sich eine lange Wunde, deren Infektion versuchte, sich nach innen zu arbeiten. Das war nichts, womit Marguerida nicht fertig wurde -
    wenn Avarra es gewährte, daß der Mann nicht starb, bevor sie sich an die Arbeit machen konnte.
    Vielleicht hatte er sich beim Absturz den Kopf angeschlagen und das Bewußtsein seitdem nicht wiedererlangt? Nein, man konnte sehen, daß er versucht hatte, ein Lager aufzuschlagen. Er lag auf einem Teppichstreifen, den er vom Fußboden des Flugzeugs weggenommen hatte - ein bißchen Schutz vor Kälte und Feuchtigkeit, aber nicht viel.
    Marguerida konnte gerade jetzt keine Zeit für Spekulationen erübrigen. Schnell sammelte sie trockenes Moos von den Südseiten der nächsten Bäume und ein paar trockene Zweige, säuberte ein Stück des Bodens und legte alles darauf nieder. Sie kniete sich hin und zog ihren Matrix-Stein aus seinem Lederbeutel. So müde sie war, es würde ihr immer noch eher gelingen, Feuer mit Hilfe von Laran zu machen, als einen Feuerbohrer aus trockenem Holz und einer Strähne ihres Haares zu konstruieren. Beim dritten Versuch erzeugte sie einen Funken, das trockene Moos fing Feuer und flammte auf wie eine Blüte. Marguerida beeilte sich, trockene Zweige nachzulegen, und päppelte das Feuer hoch, bis es zu vollem Leben erwachte und fähig war, tote Rinde und abgefallene Äste zu verzehren. Jetzt konnte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Mann zuwenden.
    Sie schätzte, daß er in der Mitte des Lebens stand. Er war über die erste Jugend hinaus, aber kein Graubart. Haar und Bart waren kurz geschnitten und so schwarz wie bei ihrem Vetter Rafael. Er trug einen einfachen, aus einem Stück bestehenden Anzug, beinahe identisch mit dem ihren. An seinem Handgelenk saß ein Armband mit Buchstaben, die sie nicht lesen konnte und auch noch nie gesehen hatte. Wie sein Flugzeug war der Mann von einer anderen Welt, wahrscheinlich ein Terraner. Sie würde ihn eines Tages danach fragen, falls es ihr gelang, ihn am Leben zu erhalten.
    Das Teppichstück zerriß unter seinem Gewicht, als sie versuchte, ihn näher ans Feuer zu ziehen. Sie sah ihre Hände an, weiß und glatt bis auf die Stellen, wo die Narben alter Brandwunden sie verunstalteten. Aber dieser Teil ihrer Ausbildung lag lange zurück; sie war fähig, den Mann zu berühren, wenn sie es wollte. Also bezwang sie ihre Abneigung, faßte ihn bei den Schultern und zerrte ihn ans Feuer. Er war nicht so sehr schwer. Sie konnte unter dem terranischen Kleidungsstück die Knochen und das dünne Fleisch fühlen. War denn gar nichts zu essen in seinem Flugzeug? Sie nahm sich einen im Feuer liegenden Ast als Fackel und ging auf Kundschaft aus.
    Sie fand das Essen, ohne es gleich als solches zu erkennen, denn alles war mit seltsamen Hüllen bedeckt, auf denen wieder die fremde Schrift stand. Beim Auswickeln knisterten sie. Die Blöcke darin waren hart wie Holz, doch es stiegen schwache Gerüche von ihnen auf: Das hier war Trockenfleisch, gar nicht so weit entfernt von dem, was ein Darkovaner für eine Reise einpacken würde, und das hier war Brot (vermutete sie, es war noch trockener und fader als jedes Reisebrot, das sie je gekostet hatte), und das hier war etwas Süßes und Köstliches, dessen Geschmack an Jaco erinnerte.
    Marguerida leckte sich die Finger ab und sah sich nach etwas um, das sie als Topf benutzen konnte. Sie wollte eine Suppe oder einen Eintopf kochen und hoffte, dem Mann etwas davon einflößen zu können.
    In der Nähe floß ein Bach, und an seinem Rand wuchsen Netzstelzer, deren Blätter groß genug waren, um darin Wasser zu kochen. Sie legte Blöcke von dem süßen Zeug ins Wasser, damit es sich beim Erwärmen auflöste, und weichte in einem anderen Blatt Trockenfleisch ein. Morgen wollte sie einen Eintopf kochen. Die Blätter brannten von der Spitze bis zur Wasseroberfläche ab, weiter jedoch nicht. Unter dem vielfältigen

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