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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schrott im Flugzeug - das Innere war in einer Unordnung, die sich aus der verhältnismäßig geringen Beschädigung an der Außenseite nicht erklären ließ - fand sie einen Löffel, und sobald die Flüssigkeit warm war, löffelte sie sie dem Mann in den Mund. Die ersten paar Löffelvoll liefen wieder heraus und ihm in den Bart, doch dann begann er zu schlucken.
    Marguerida flößte ihm beinahe eine Tasse von dem Zeug ein, bevor das letzte Sonnenlicht am Himmel verblaßte. Das Feuer brannte jetzt gut, und ihnen beiden wurde wärmer. Sie legte eine Hand auf seine Stirn, und in die andere nahm sie ihre Matrix.
    In seinem Blut waren Gifte von dem infizierten Arm. Damit mußte sie sich gleich befassen. Aber die Hauptgefahr für sein Leben bestand in dem verklumpten Blut in seinen Lungen. Sie legte ihn auf die Seite, berührte mit ihren mentalen Kräften außerordentlich vorsichtig seinen phrenischen Nerv und ließ ihn husten.
    Nach einer Stunde ließ sie ihn ausruhen, denn sie wurden beide müde. Die oberen Lungenlappen waren sauber, und sie hatte genug von den Lungenbläschen geöffnet, daß er einigermaßen atmen konnte. Er hatte ein paarmal in einer Sprache gesprochen, die sie nicht verstand, war aber nie ganz zu Bewußtsein gekommen. Sie stopfte ihm ein Polster vom Pilotensitz in den Rücken. Er seufzte, änderte ein bißchen die Haltung und verfiel in etwas wie einen normalen Schlaf. Ein Jammer, daß sie nichts hatte, um ihn zuzudecken, aber der Rumpf des Flugzeugs hinter ihm reflektierte einen Großteil der Wärme des Feuers auf ihn. Marguerida belegte das Feuer mit Asche, trank den Rest von dem süßen Zeug selbst und legte sich dann hinter dem schlafenden Mann nieder. Als letzter bewußter Gedanke schoß ihr durch den Kopf, daß nicht mehr viele von diesen Essensblöcken da waren.
    Sie erwachte im Morgengrauen, ganz ausgehöhlt vor Hunger. Eine Bewahrerin ist darauf trainiert, Schmerz und Lust wenig Aufmerksamkeit zu schenken, und sie hatte die Kälte ignoriert.
    Aber sie durfte nicht zulassen, daß ihr Körper schwach wurde. Sie legte Holz aufs Feuer und machte einen suppigen Eintopf aus den aufgeweichten Fleischblöcken, ein paar Brotkrumen und, des Geschmacks wegen, einem von den süßen Riegeln. Seit sie im Alter von neun Jahren in das alte Haus gekommen war, das den Alba-Turm beherbergte, hatte sie nie mehr gekocht. Im großen und ganzen fiel ihr Gebräu recht gut aus. Es schmeckte nach dem Zeug, das nicht ganz wie Jaco war, und war nahrhaft von den Säften des gründlich gekochten Fleisches.
    Der Mann schlief noch. Seine Lebenszeichen waren jetzt, nachdem er Nahrung und Wärme bekommen hatte, stärker. Marguerida fütterte ihn mit Brühe von dem Eintopf und nahm sich dann der Wunde an seinem Arm an. Sie war mit krustigem Schorf bedeckt, und das Fleisch ringsherum war geschwollen und rot. Gifte von der Infektion sickerten in den ganzen Körper. Das und die Kälte mußten ihn so krank gemacht haben, daß er nicht essen konnte. Nun, Essen war die beste Medizin, aber sie brauchte mehr, als vorhanden war.
    Sie bürstete Erde und Moos von ihrer Kleidung, setzte in einem neuen Blatt Wasser aufs Feuer und ging in den Wald zurück.
    Lieber wäre es ihr gewesen, sie hätte weiche Tücher und die konzentrierten Destillate aus den Vorratsräumen des Alba-Turms gehabt. Hier stand ihr nichts zur Verfügung als das weiche Moos, das sie als Zunder benutzt hatte, und die ersten kräftigen Triebe des Dornblatts, die durch die Decke des Waldbodens aus trockenen Nadeln und dem Farnkraut des vorigen Jahres dem spärlichen Sonnenschein des ersten Frühlings entgegensprossen. Marguerida trug sie zum Flugzeug und legte sie in das heiße Wasser, sie tränkte Moospolster und legte sie auf die Wunde. Es würde eine Weile dauern, bis die wirksamen Bestandteile des Dornblatts sich im Wasser lösten, aber sie fing schon einmal damit an, den krustigen Schorf aufzuweichen. Dann nahm sie ein neues Moospolster und wusch dem Mann das Gesicht. Durch die Schmutzschicht waren ein paar Tränen gelaufen, und unter dem Dreck war seine Haut hell und glatt, nicht wettergegerbt wie die eines Bergbewohners. Gab es da, wo die Terraner lebten, kein Wetter? Ihre Lehrer hatten ihr von diesem Ort so gut wie nichts erzählt; er repräsentierte vieles, von dem sie wünschten, daß Marguerida es mied.
    Die dunklen Wimpern des Mannes hoben sich und enthüllten Augen von einem verblüffend leuchtenden Blau. Bevor Marguerida etwas sagen konnte, hatte er seinen

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