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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Besitz des Klosters. Hier endete seine Suche nach St.
    Valentin. Wenn sich nicht beweisen ließ, daß dieses Manuskript von der Hand Valentins stammte, dann konnte der Mann nicht gefunden werden, und seine Mission endete mit einem Teilerfolg.
    Sein Bericht an Rom würde auf den Auslegungen und Annahmen angeblicher Nachfolger des Heiligen beruhen, und obwohl vieles davon der Sache der Heiligkeit Abbruch tat, war solches Material aus zweiter Hand doch bestenfalls suspekt und immer dem Angriff ausgesetzt, die Nachfolger hätten die Bedeutung seiner Lehren mißverstanden oder sogar eigenmächtig abgeändert.
    Vater Cerreno wußte seit einiger Zeit von der Existenz des Buches.
    Die Mönche in Nevarsin hatten seine Forschungen nicht behindert, sie hatten ihm im Gegenteil von dem Band und der Überlieferung, die ihn St. Valentin zuschrieb, erzählt. Aber Vater Cerreno war seiner üblichen Praxis gefolgt, in Fällen wie diesem rückwärts zu arbeiten und jedes Stück des Puzzles an seinen Platz einzuordnen, bis er nicht am Ende, sondern am Anfang anlangte. Dies, hoffte er, war der Anfang. Er hatte die Erlaubnis, ein Stückchen von einer Seite nach Terra mitzunehmen, wo es datiert werden konnte, aber er hoffte, etwas im Text selbst würde auf den Autor hinweisen. Seine Hoffnung war nicht unbegründet. Die Mönche hatten ihm berichtet, sie könnten die Sprache nicht mehr gut genug lesen, um den Sinn zu verstehen. Tatsächlich wurde behauptet, dazu sei niemals jemand imstande gewesen, obwohl Ähnlichkeiten mit den älteren Formen von Casta festgestellt worden waren.
    Vater Cerreno stand auf, trat ans Fenster und öffnete den Laden.
    Die Luft hatte ihre bittere Kälte verloren, und die Straßen waren jetzt passierbar. Bald würde er Darkover verlassen. Es war eine Welt, die ihn gleichzeitig anzog und beunruhigte. Die Strenge des Klosters gefiel ihm. Er hätte Frieden an einem solchen Ort finden sollen, und doch hatte er immer das Bedürfnis gehabt, sich zurückzuziehen, sich vor dem Leben rings um ihn zu verbarrikadieren. Würde er niemals einen Platz finden, wo er sich Gott und seiner Arbeit widmen konnte, ohne daß er gegen seinen Willen Einzelheiten über Menschen wahrnahm, die ständig in sein innerstes Selbst einzudringen drohten? O Herr, hilf mir, zu akzeptieren, was ich nicht ändern kann.
    Er schloß den Laden und kehrte an seinen Tisch zurück. Falls er die Sprache lesen konnte, würde er das Buch noch ein paar Stunden lang studieren, andernfalls würde er noch ein paar Stunden lang abschreiben, und dann war seine Aufgabe beendet. Er mußte seine Habseligkeiten packen und sich auf die Reise nach Thendara vorbereiten. Ein Zwischenaufenthalt auf Burg Ardais ließ sich nicht vermeiden. Es war unmöglich, diese Einladung ohne ausreichenden Grund abzulehnen, und wenn es ihn störte, daß Lord Danilo sich nicht streng an seinen Cristoforo -Glauben hielt, war das doch kein Grund, den man offen nennen konnte. Andererseits vertrug es sich nicht mit Vater Cerrenos Gewissen, zu lügen.
    Er nahm das Buch und schlug vorsichtig seine morschen Seiten auf. Die verblaßte Schrift war noch lesbar. Mehr als lesbar, sie war für Sebastian Cerreno verständlich. Er erkannte, daß er das private Tagebuch Vater Valentins in Händen hielt, seine Gedanken, seine Worte, seine Taten, für ihn allein niedergeschrieben, denn er hatte niemand anders die Sprache gelehrt. Es war Latein, die alte Sprache der universellen Kirche, jetzt nur noch von Gelehrten und den kirchlichen Orden benutzt, um die Verbindung mit der Vergangenheit aufrechtzuerhalten. Vater Cerreno zog seine Notizbücher heran. Er hatte St. Valentin gefunden.
    Später an diesem Abend kopierte Vater Cerreno die letzten Seiten von Vater Valentins Tagebuch. Er packte die Notizbücher und das andere Material sorgfältig ein und ließ sein Zimmer so sauber und leer zurück, wie er es vorgefunden hatte. Er setzte sich an den Tisch, ließ die Finger leicht auf Valentins Manuskript ruhen. Seine Mission war erfolgreich gewesen, aber er empfand nichts als eine kalte Leere, die sich durch seinen Körper ausbreitete und ihn wie erstarrt auf seinem Stuhl festhielt, die Augen auf die gegenüberliegende Wand gerichtet. Sein Kopf war voll von Vater Valentins Worten.
    Verleugnung seines Priesteramtes, Ablehnung des Rituals und der Sakramente, Zweifel am göttlichen Ursprung von Gottes Sohn und schließlich widernatürliche Unzucht und Mord. Das war Vater Valentin.
    Es klopfte an der Tür. Vater Cerreno

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