Rote Sonne über Darkover - 5
Hausbewohner auf Burg Ardais hereingeführt und als Dom Ruyven Harryl und sein Vetter Dom Darren vorgestellt. Beide Familien hatten Besitz in der Ardais-Domäne. Der Blick, der zwischen ihnen gewechselt wurde, als sein Name fiel, gab Vater Cerreno zu denken.
Ruyven Harryl lächelte seinen Vater an. »Es sieht so aus, als seien wir zur rechten Zeit gekommen, Darren. Was wird Lord Ardais überrascht sein, wenn wir ihm erzählen, daß sein Gast ein terranischer Spion ist!«
Trotz der Gefahr, die er rings um die beiden Männer spürte, erklärte Vater Cerreno ruhig: »Ich habe mit Erlaubnis von Lord Hastur die Geschichte der Cristoforos studiert.«
Darren trat vor, die Hände auf dem Schwertgürtel. »Die Hasturs werden nicht mehr so gut von euch Terranan denken, wenn sie erfahren, was wir zu berichten haben. Ardais wird es noch weniger gefallen, daß Ihr hergekommen seid, um die Cristoforos und ihren Heiligen zu vernichten.«
Vater Cerreno stand ganz still, während er im Geist nach einer wahrheitsgemäßen Antwort suchte. »Weder ich noch meine Kirche haben die geringste Absicht, die Cristoforos zu vernichten.« Die Kirche wollte nur auf den Zeitpunkt vorbereitet sein, wenn die Cristoforos selbst fragten, ob sie Angehörige desselben Glaubens seien. Konnte die Kirche die Heiligkeit von Vater Valentin nicht bestätigen, würde ein Weg gefunden werden, sie ohne eine beleidigende Herabsetzung ihres Heiligen als Brüder in der Gemeinde der Christen anzuerkennen.
Darren ließ sich nicht irremachen. »Wir haben Freunde in der Handelsstadt. Sie berichten uns, was ihr Terraner im Schilde führt, deshalb versucht nicht, es zu leugnen. Es ist jemand durchgekommen, der Euch kannte, Priester. Wir wissen, was Euer eigentliches Ziel ist.«
Vater Cerreno begriff, was geschehen war, wußte jedoch nicht, wie er es diesen beiden hitzköpfigen jungen Männern jemals erklären sollte. »Es ist nicht wahr, Dom Darren. Ich glaube …«
Ruyven schnitt ihm das Wort ab. »Nennt Ihr uns Lügner, Priester?« Seine Hand fuhr ans Schwert. »Hier auf Darkover nehmen wir das nicht so leicht, wie ihr Terranan es tut. Ich fordere Euch auf, Eure Worte zu beweisen.« Er zog das Schwert. »Nun, Priester?«
»Wie Ihr sehen könnt, Dom Ruyven, trage ich kein Schwert.«
Ruyven lächelte und fiel leichtfüßig in Fechtstellung. »Darren wird Euch seines leihen, nicht wahr, Vetter?« Zur Antwort zog Darren sein Schwert und schob es über den Fußboden dem Priester vor die Füße.
Vater Cerreno rührte sich nicht. Seine kastilischen Vorfahren waren ausgezeichnete Schwertkämpfer gewesen, aber die Zeit, als er eine Waffe geführt hatte, war lange vorbei. Er würde diesem Mann nicht gewachsen sein.
Ruyven machte einen Schritt vorwärts. »Seid Ihr ein Feigling wie alle Terranan?« Er zog die Spitze seines Schwerts über Cerrenos Brust und zerschnitt den Stoff von des Priesters Reitkleidung.
»Halt!« klang es vom Eingang her. Danilo durchmaß schnellen Schrittes die Halle. »Zandrus Höllen, Ruyven, was geht hier vor?
Vater Cerreno ist Gast in diesem Hause und genießt den Schutz von Lord Regis. Steck dein Schwert ein.«
»Er hat uns Lügner genannt. Ich habe ihn aufgefordert, seine Worte zu beweisen.«
»Der Mann ist unbewaffnet, Ruyven. Wir können das auf andere Weise regeln. Jetzt steck dein Schwert ein, oder du wirst dich vor mir zu verantworten haben.«
Ruyven traf keine Anstalten, Danilos Befehl zu gehorchen. Statt dessen erklärte er hitzig: »Er ist ein terranischer Spion. Lord Regis hätte ihm keine Protektion gewährt, wenn er es gewußt hätte. Er ist hergekommen, um zu beweisen, daß euer St. Valentin durchaus kein Heiliger ist.« Ruyven machte einen weiteren Schritt vorwärts.
Das Schwert bewegte sich in seiner Hand.
Zwischen sie tretend, zog Danilo das Schwert und schlug Ruyvens Klinge beiseite. In seinem Zorn erwiderte Ruyven den Hieb, ohne nachzudenken. Mit wachsender Verzweiflung flüsterte Vater Cerreno: »Nein, Lord Danilo, kämpft nicht für mich.« Danilo ignorierte die Worte, ließ sein Schwert auf das Ruyvens niedersausen und schlug es ihm aus der Hand, daß es über den Fußboden schlitterte. Dann steckte Danilo sein Schwert wieder in die Scheide. »Ihr habt Euch und Eurem Haus Schande gemacht, Dom Ruyven. Wenn Ihr eine Klage gegen Vater Cerreno vorzubringen habt, tut dies im Rat. Jetzt geht.«
Ruyven hob stumm seine Waffe auf und verließ die Halle, gefolgt von seinem Vetter. Danilo sah ihnen nach. Dann wandte er sich
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