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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Vater Cerreno zu. »Es tut mir leid, daß so etwas geschehen mußte, während Ihr Gast in diesem Haus wart, Vater.« Das blasse Gesicht des Priesters und der Riß in seiner Kleidung fielen ihm auf. Besorgt erkundigte er sich: »Seid Ihr verletzt, Vater?«
    »Nein, Lord Danilo«, antwortete Vater Cerreno. Er ging zu einer Bank an dem langen Tisch. War das die Wahrheit? fragte er sich.
    Ihm war, als sei der Eiszapfen in seinem Inneren nun endlich gebrochen. Er hob den Kopf und sah Danilo an. »Ihr hättet mich nicht verteidigen sollen. Was er sagte, ist wahr.«
    »Das weiß ich«, gab Danilo zurück.
    »Warum habt Ihr dann Euer Leben für mich aufs Spiel gesetzt?«
    Vater Cerreno hatte das Gefühl, hier sei etwas sehr Wichtiges, das er erfahren müsse.
    »Ich habe nicht allein Euch verteidigt, Vater, sondern auch das Wort von Regis Hastur. Ich bin sein Friedensmann, sein geschworener Mann, wir haben den Eid der bredin getauscht. Ich bin verpflichtet, ihn und sein Wort, wenn notwendig, mit meinem Leben zu verteidigen.«

    Vater Cerreno lauschte den Worten des Cristoforo -Edelmanns, der von seiner Kirche als im Stand der Sünde betrachtet wurde. Diese Lehre hatte er immer fraglos akzeptiert, und doch - seine Hand wanderte an das Kruzifix, das er um den Hals trug. »Niemand hat größere Liebe …« Er sah Danilo an. »Ich glaube, ihr sagt es in einer etwas anderen Fassung.«
    Danilo lächelte. »Ja, Vater, aber ich weiß, was Ihr meint.«
    Sebastian Cerreno wandte das Gesicht ab. Er saß sehr still da, der eine Arm ruhte auf dem Tisch, seine Fingerspitzen zogen die Kante nach. Es war keine Kälte in ihm, die er zwischen sich und die Worte dieses jungen Mannes stellen konnte, keine Kälte, um sie zwischen sich und Ramon Valdez oder Rafael MacAlastair zu stellen.
    Schließlich sagte er: »Mein ganzes Leben habe ich eine Mauer um mich gebaut. Ich habe keinen Freund, für den ich mein Leben opfern könnte; ich habe jeden zurückgewiesen, der mein Freund sein wollte. Das hielt ich für den einzigen Weg, Gott nahezukommen.
    Jetzt weiß ich, daß ich nur Angst hatte. Ich fürchtete, was ich über andere Leute wußte, doch das Wissen konnte ich nicht ausschließen, deshalb schloß ich die Leute aus. Ich habe immer zuviel über andere gewußt. Jetzt sehe ich ein, daß ich sehr wenig über mich selbst gewußt habe. Ich hatte Angst vor dem, was ich finden würde.« Er drehte sich um und sah Danilo offen an. »Ich könnte an mir nicht akzeptieren, was Ihr an Euch akzeptiert habt.«
    Danilo antwortete ruhig: »Das ist nicht immer leicht, Vater. Ich habe Grund, es zu wissen.« Er hielt inne, dann fuhr er fort: »Wenn Ihr das über mich wißt und wenn Ihr über andere Leute mehr wißt, als Ihr zu wissen wünscht, seid Ihr wahrscheinlich Empath.
    Instinktiv lest Ihr die Emotionen der Menschen in Eurer Umgebung.
    Tatsächlich bin ich beinahe sicher, daß Ihr Laran besitzt. Durch Laran erkannte ich, daß Ruyven Harryl die Wahrheit über den Zweck Eures Besuchs sprach. Ihr reagiertet auf seine Worte mit so heftigen Gefühlen, daß es mir gar nicht entgehen konnte.«
    Vater Cerreno sagte langsam: »Die Cristoforos kennen das Sakrament der Buße auf unsere Art nicht, Lord Danilo, aber ich möchte Euch beichten. Ich habe durch Unterlassung gesündigt. Ich bin tatsächlich gekommen, um eure Geschichte zu studieren, aber ich hatte zudem eine besondere Mission. Ich wurde als advocatus diaboli in Sachen St. Valentin hergeschickt.« Er bemerkte Danilos verwirrten Blick und erklärte: »Die Kirche läßt äußerste Vorsicht walten, wenn sie einen Kandidaten für eine Kanonisierung in Erwägung zieht. Es ist eine sehr große Verantwortung, wenn man einen Menschen für würdig befinden soll, von den Gläubigen verehrt zu werden. Das Leben des Kandidaten wird gründlich geprüft. Die Kirche sucht nicht nur das Gute, sondern auch das Böse zu finden, wenn es existiert. Immer wird jemand damit beauftragt, Stellung gegen den Kandidaten zu nehmen. In diesem Fall bin ich es. Es spielt keine Rolle, welches meine persönlichen Gefühle sind, auch habe ich kein Urteil zu fällen, sondern nur das Beweismaterial vorzulegen. Jemand anders wird die Aufgabe erhalten, als Advokat für Vater Valentin aufzutreten. Er wird nur das Gute suchen.«
    Vater Cerreno hörte auf zu sprechen. Es gab so viel mehr zu erklären, aber er konnte nicht fortfahren. Statt dessen sagte er: »Ich werde lernen müssen, wie ich Gott zu lieben habe. Ich meinte es zu wissen, aber jetzt muß

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