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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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stattlich und dunkel mit elfenbeinfarbenen Händen und betörenden Augen wie die gesegnete Cassilda. Sie konnte zu uns wahllos kalt oder zärtlich sein. Ich und meine ältere Schwester Irmelin vergötterten sie und fürchteten uns gleichzeitig vor ihr.
    »Ihr müßt immer stolz sein«, ermahnte die Lady Aldaran uns.
    »Denn in der Zeit von Carolin Hastur war eure Sippe hoch erhoben.
    Eure Groß-Großtante war Falkenmeisterin des Königs und reiste als seine vertraute Gefährtin.«
    Bei Aldones, das macht mich nicht groß, dachte ich bitter, sprach es jedoch niemals aus.
    Meine Schwester Irmelin war anders als ich, ernst, schlank und schön wie die Goldblume. Eine Leronis hatte sie, als sie noch ein Kind war, getestet und sie über alle Erwartungen talentiert gefunden. Sie besaß nämlich die Aldaran-Gabe der Vorausschau in vollem Umfang. Sie war drei Jahre älter als ich und wurde jetzt in einem Turm ausgebildet, während ich, fünfzehn geworden, mich pflichtbewußt verheiraten ließ und als meines Gatten bewegliche Habe abtransportiert wurde.
    Wirklich, ich hatte überhaupt keine Entschuldigung dafür, so bitter zu sein. Mein Vater hatte keinen männlichen Erben hinterlassen, nicht einmal Nedestro, und innerhalb der Sippe war kein Mann genügend begabt, daß man ihn zum Erben von Aldaran hätte machen können. Nicht zum erstenmal in der Geschichte unserer Familie ging das Erbe an eine Frau über, wenn es auch nicht üblich war. Deshalb war Irmelin Erbin sowohl von Scathfell als auch von Aldaran.
    Und ich, zu groß für mein Alter, dick und rund, aber durchaus nicht weiblich, mit meiner lauten lachenden Stimme und den Händen, die geschickt zu allem, nur nicht zu weiblichen Handarbeiten waren, hatte kein Recht, mich zu beklagen. Eher sollte ich Evanda preisen, daß der Ehemann, den meine Mutter aus Liebe zu mir besorgt hatte, nicht alt und impotent und auch nicht grausam war, sondern jung und hübsch und aus einem Großen Haus. Ich mit meinem Aussehen und meinen Manieren verdiente Dom Cerdric Lanart-Elhalyn gar nicht. Wahrscheinlich verdiente ich überhaupt keinen Mann aus edlem Blut und verdiente nicht einmal, selbst einen edlen Namen zu tragen. Für alle praktischen Zwecke war ich wertlos.
    Denn ich, Calvana Aldaran, zweite Tochter von Lord Aldaran, hatte keine Spur von Laran.
    Die gleiche Leronis, die Irmelin getestet hatte, bestätigte es.
    Trotzdem hatte sie mir, ebenso wie Irmelin, einen Sternenstein gegeben, den ich mir um den Hals hängen konnte - ein leerer Trost, der mehr Lady Elviria zugedacht war als mir.
    Und nach einer Weile kümmerte es mich nicht mehr. Es war beinahe eine Erleichterung. Ich wurde in die Freiheit entlassen, und ich streifte auf den Bergen umher, spielte mit den Jagdvögeln und den Pferden, zeichnete sie mit Kohlen vom Herd auf graue Steine, schnitzte mit einem Messer Figurinen aus dem guten Holz, das mir der alte Manwell, meines Vaters Stallmeister, gab. Ich kämpfte mit den Jungen im Hof des Scathfell-Wachturms, schlug Nasen blutig und trat gegen Schienenbeine. »Fettes Schwein!« foppten sie mich, und wenn ich von neuem zutrat: »Zandrus fettes Schwein!«
    Als ich dreizehn Winter zählte, kam ein Harfenmacher in unsere Halle, und Lady Elviria kaufte ihm mehrere Harfen ab. Musik hatte es in unserer Familie nicht mehr gegeben, seit Lord Korwin, mein Vater, den Tod gefunden hatte. Aber ich erinnerte mich, daß seine Männer davon gesprochen hatten, wie er damals Harfe gespielt und gesungen habe. Er sei ein Zauberer auf der Harfe gewesen, sagten sie.
    Ich bekam eine kleine Rryl und Unterricht in den Künsten des Spielens und Singens. Es war beinahe, als wolle meine Mutter eine Brücke von der traurigen Vergangenheit in die Gegenwart schlagen, und daß unserem Leben die Musik zurückgegeben wurde, war die äußere Geste. An diesem Punkt hatte ich damals aufgehört, mich zu fragen, warum sie nie wieder geheiratet hatte. Aber dann war alles andere vergessen, als meine Hände die Rryl-Saiten berührten und ich den ersten reinen, diamantenhellen Akkord hörte. Und so lernte und sang ich.
    Es ist wahr, daß Leute, die mein Spiel und den Klang meiner Stimme hörten, zu ihrer Überraschung feststellten, daß ich viel besser war, als sie erwartet hatten. Es wurde meiner Mutter mitgeteilt, und seitdem widmete sie mir besondere Aufmerksamkeit, oder wenn nicht mir, dann doch zumindest diesem Aspekt meiner Person.
    Endlich hatte ich ein Talent enthüllt.
    Doch was spielte das jetzt noch für eine

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