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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Angelegenheiten zu erledigen …«
    »Oh, Cerdric«, unterbrach Lyanella seine bitteren Worte, »willst du ihr nicht ein einziges Mal ein Stückchen entgegenkommen?
    Warum versuchst du nicht, dich mit ihr anzufreunden?«
    »Ich bin überzeugt, Domna Calvana braucht meine Freundschaft nicht. Tut mir leid, breda.«
    Er hatte seine Gedanken abgeschirmt. Lyanella erkannte, daß es keinen Zweck hatte, wenn sie versuchte, mehr zu erfahren, denn er war der stärkste Telepath in der Familie, und sein Zorn, das wußte sie, konnte verstümmeln oder, wenn notwendig, töten.
    Dayvin kam ihr zu Hilfe. »Bruder«, sagte er in sehr überzeugendem Ton - und darin war er großartig -, »ich bestehe darauf, daß du es unterläßt, diese Beleidigung auf all die anderen zu türmen. Ihr beiden habt einander schon zu oft beleidigt. Tu es, sage ich, deiner Mutter zuliebe. Du bist ein Cristoforo , also bring uns Einheit. Es gibt genug Unstimmigkeit in dieser Familie.« Und dann setzte er hinzu: »Außerdem befehle ich es als Lord von Lanart.«
    Cerdrics Gedankenberührung war ironisch und bitter. Bruder, du läßt mir keine Wahl …
    Nach dem Dinner war Calva weniger gesprächig als sonst, und später ging sie scheu nach oben, um ihre Rryl zu holen.
    Lyanella half Mirhana behutsam zu ihrem Sessel, während Rafael aufgeregt davon plapperte, daß Cousine Calva ihnen vorsingen werde.
    Alles, was Cousine Calva tut, ist in seinen Augen großartig, dachte Cerdric. Und dann: Sie hat sich meinen Platz hier angeeignet …
    Mit Widerwillen darauf wartend, daß seine Frau zurückkehrte, setzte er sich weit entfernt von dem frisch angezündeten Feuer hin, so daß sein Gesicht im Dunkeln war. Lyanellas Gesicht und rotblondes Haar schimmerten im Feuerschein mit der Zartheit eines chieri. Auch Orina war auf ihre robuste Art hübsch. Und seine Mutter, dachte Cerdric, seine Mutter war die Schönste von allen mit ihren großen ausdrucksvollen Augen in dem edlen, hohlwangigen Gesicht, das durch ihre Krankheit nicht mehr von dieser Welt war.
    Calva kehrte zurück. Heute abend, stellte Cerdric mit einiger Überraschung fest, war sie anders gekleidet, vorteilhafter, und ihr Haar, das von einer Schmetterlingsspange zusammengehalten wurde, glühte wie rote Kohlen. Einmal wandte sie ihr Profil dem Feuer zu, und ihr zur Hälfte angeleuchtetes Gesicht machte richtig Eindruck auf ihn. Es lag etwas Starkes und Betörendes in ihren Augen, und ein neuer Ernst war an die Stelle ihrer üblichen quirligen Lebhaftigkeit getreten.
    Sie ist ja überhaupt nicht häßlich … , erkannte er plötzlich und beobachtete, wie sie sich bewegte. Denn ihre volle Gestalt, ausgeglichen durch ihre Größe, hatte Anmut. Und als sie zufällig in seine Richtung sah, begegneten sich ihre Augen. Zum erstenmal verlegen, wandte er sich ab, denn die frühere Feindseligkeit, mit der er sich geschützt hatte, war ihm verlorengegangen.
    Ihre Rryl war aus Holz bester Qualität. Sie zog sie vorsichtig aus ihrer Hülle und stimmte sie. Doch dann geriet sie bei dem Gedanken an ihr Vorhaben in Verlegenheit. Rafes Augen leuchteten.
    »Was wirst du singen, Calva?«
    Calvana wandte sich Domna Mirhana zu. »Lady, was soll ich singen? Was möchtet Ihr gern hören?«
    »Oh, irgend etwas, Chiya. Etwas Altes und … Trauriges.«
    Das Mädchen nickte ernst. »Dann werde ich von den Hellers singen - von meiner Heimat.« Sie legte die Finger auf die Saiten und begann:
    »Der Wind blies kalt, vorbei der Tag,
    Es sank die Sonne blutigrot.
    Ein weiter Weg noch vor uns lag,
    Der Tücken und Gefahren bot …«
    Es war nicht der Text des Liedes, auch nicht die wilde, klagende Melodie aus den Bergen, die sie alle aufhorchen ließ. Es war die Stimme. Sie ging ihnen durch und durch wie ein scharfes Messer, sie schuf buchstäblich körperlichen Schmerz. Und dann brannte sie wie Feuer. Einen Augenblick lang war Cerdric nicht einmal sicher, ob diese Stimme ein Alt oder ein Sopran, schön oder häßlich sei. Sie war einfach. Und mit ihr überkamen ihn Gefühle.

    Süßer als alles, was er je erlebt hatte, war der Wind in den Hellers, kalt, unvermeidlich. Und der Wind war er selbst. Er flog wie im Rausch dahin, stieß gegen das glitzernde Eis der Berge, das er in demselben seltsamen Augenblick auch war. Er war eine erhabene Bergkette aus Eis und Fels, ein Ödland, und in ihm ertranken Stäubchen warmen Lebens, die kämpfenden Menschen …
    »Allein stand ich am steilen Hang
    Und sah sie stürzen in den Tod,
    Das Echo ihres

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