Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
zu sehen, daß ihre Hand zitterte.
    Sie dürfte nicht dermaßen erschöpft sein, dachte er und benutzte sein Laran, um ihren Zustand genauer zu untersuchen. Als Überwacher war er für das körperliche Wohlbefinden der Menschen im Kreis verantwortlich. Ihr Herz klopfte schneller als normal, sie atmete hastiger, als sie es hätte tun sollen, und sie beobachtete Hilary, die unschuldig dasaß und auf ihrem Trockenobst-Riegel kaute, mit echter Furcht. Sie hat Angst, erkannte Damon entsetzt. Leonie hat Angst vor dem Geist - oder was es sein mag.
    Aber Leonie war eine stolze, starke, selbstbeherrschte Frau. Sie entließ die Mitglieder des Kreises mit ruhiger Stimme in ihre Betten, und nur Damon erriet, welche Anstrengung es sie kostete.
    Damon ging tief beunruhigt zu Bett. Er liebte Leonie trotz seiner Versuche, sich einzureden, er hege keine anderen Gefühle für sie als die Achtung, die der Lady von Arilinn zustand. Leonie bedeutete für ihn Arilinn; er konnte sich einen Turm ohne sie nicht vorstellen.
    Das einzige, was er sich wünschte, war, sie gesund und glücklich zu sehen. Und wenn das bedeutet, daß wir den Geist loswerden müssen, dachte er, wird es geschehen.
    Damon erwachte am späten Nachmittag, verwirrt von den flüchtigen Bruchstücken eines Traumes, in dem er aus dem Nevarsin-Kloster weggelaufen war - nur mit einem leichten Kittel bekleidet und barfuß im Schnee, so etwas Dummes! Der Traum war erschreckend realistisch gewesen, aber sein Bewußtsein tat ihn auf der Stelle als Unsinn ab. Nevarsin hatte er nie gesehen, seine Familie war nicht Cristoforo. Er war zu Hause unterrichtet worden, bis es Zeit für ihn war, seinen Dienst als Kadett und dann als Offizier in der Comyn-Garde abzuleisten. Man hätte ihn keinen besonders guten Soldaten nennen können, aber er hatte sein Bestes getan, um die von einem Comyn-Sohn verlangte Rolle auszufüllen. Doch hatte es eine große Erleichterung für ihn bedeutet, als sich bei ihm im Alter von siebzehn herausstellte, daß er genug Laran besaß, um in den Arilinn-Turm einzutreten. Die hier verlebten Jahre waren glücklich gewesen; seine Mit- Leroni waren alles, was er an Freunden und Familie brauchte, und er war ein erstklassiger Matrix-Techniker.
    Er zog sich an und ging in den Wintergarten, um zu genießen, was noch von der Nachmittagssonne übrig war. Beim Näherkommen hörte er eine Mädchenstimme leise ein altes Volkslied singen, und als er eintrat, sah er Hilary mitten auf dem Fußboden sitzen und mit sich selbst Jackstones spielen. Jedenfalls hoffte er das - es war sonst niemand im Raum, so daß die beiden ungleichen Häufchen von Steinen beide ihr gehören mußten.
    »Hallo, Hilary.« Er lächelte ihr zu. »Hättest du gern noch einen Mitspieler?«
    »Ja, bitte.« Hilary sah zu ihm auf. »Aber ich hoffe, du bist wenigstens ein bißchen außer Übung. Gregori schlägt mich schon den ganzen Nachmittag.«
    »Gregori?« Damon setzte sich auf den Fußboden neben sie.
    Seltsam, beide Häufchen waren zu einem zusammengeschoben worden, obwohl Hilary sie, soviel er hatte sehen können, nicht berührt hatte.
    »Kennst du Gregori nicht?« fragte Hilary verwirrt. »Er ist hier, seit ich nach Arilinn gekommen bin.«
    »Wer ist Gregori?« wollte Damon wissen.
    »Nun - « Hilary suchte nach Worten » - er ist einfach Gregori.« Sie dachte einen Augenblick nach, dann setzte sie hinzu: »Er findet Sachen, wenn die Leute sie verlieren.«
    »Und liefert auf Verlangen Trockenobstriegel?«
    »Auf eine Bitte hin«, korrigierte Hilary ihn pedantisch. »Es ist unhöflich, etwas zu verlangen.«
    »Da hast du recht«, gab Damon zu. Das ist ein verrücktes Gespräch.
    »Woher ist er gekommen?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Hilary. »Er ist länger hier als ich.« Sie nahm die Steine auf, warf sie geschickt von der Handfläche auf den Handrücken und begann zu spielen.
    Sie spielten schweigend, solange Hilary und dann Damon an der Reihe war, doch als er ihr den Ball zurückgeben wollte, sagte sie:
    »Nein, Gregori ist dran« und streckte die Hand mit dem Ball aus. Zu Damons Verwunderung nahm etwas den Ball aus ihren Fingern, warf die Steine und ließ den Ball springen.
    Hilary hat recht, dachte Damon beim Zusehen benommen und versuchte zu glauben, was er sah. Was das auch sein mag, es ist ein großartiger Jackstone-Spieler.
    »Wenn du wissen möchtest, woher Gregori gekommen ist«, sagte Hilary, zu dem Thema zurückkehrend, »warum fragst du ihn dann nicht?«
    Warum auch nicht? dachte

Weitere Kostenlose Bücher