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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schreis verklang.
    Es sank die Sonne blutigrot …«
    Und mit der roten Sonne sank er, brennend und majestätisch. Er stürzte sich am Boden der Klippe zu Tode, und er stand allein oben und sah seine Geliebte sterben. Sein Herz brach, Tränen liefen ihm wie große Diamanten über die Wangen und froren im eisigen Wind
    …
    Mit einem Ruck kehrte Cerdric in die Wirklichkeit zurück. Sein Gesicht war naß von Tränen. Die übermenschliche Stimme sang weiter, und er hörte sie auf eine seltsam stereophonische Art, sowohl körperlich als auch telepathisch, eine Sirene, und wieder wurde er sich selbst entrückt …
    Mutter Avarra, was war das? kam es von Dayvin. Was hat sie mit uns gemacht?
    Das ist Laran, es muß Laran sein!
    Der gleiche Gedanke kam jedem einzelnen. Calva beobachtete sie voller Staunen und Furcht. »Was habe ich getan?« stammelte sie.
    »Warum …«
    »Sing noch ein Lied, Kind!« flüsterte Mirhana heiser. »Ein fröhliches!«
    Das Mädchen, das nicht wußte, was sich eigentlich abspielte, konnte nur gehorchen. Sie schlug die Rryl -Saiten zu einer munteren Tanzweise, und wieder erklang ihre Stimme.

    Nur mußte Cerdric diesmal lachen. Es ging um zwei sich mißverstehende Liebende, und er existierte in jeder Nuance des Liedes, in jedem lächerlichen, törichten, freudigen Augenblick, er hätte über ihre Possen vor Lachen schreien können. Und so lachte er herzlich und ungekünstelt über sich selbst.
    Als das Lied zu Ende ging, schneller als das erste, japsten sie alle nach Luft und hielten sich die vor Lachen schmerzenden Seiten. In ihnen tanzte die Freude. Und plötzlich verstummten sie alle, denn sie sahen, daß Mirhana halb aus ihrem Sessel hing, vorgebeugt in einem wahren Kicherschauer. Oh meine Kinder, das ist Freude! Ja, die Freude ist zurückgekehrt, ist wieder bei uns!
    »Laß nur, mir geht es gut, Tochter«, beschwichtigte sie Lyanella, und alle erkannten, daß es ihr tatsächlich besser ging als seit langer Zeit.
    »Komm her, Chiya, laß dich küssen, meine Freude!« sagte sie zu Calva, die die ganze Zeit verblüfft zugesehen hatte.
    »Aber - so etwas ist noch nie geschehen, wenn ich gesungen habe
    …«
    Und dann bemerkte sie Cerdric. Er betrachtete sie mit funkelnden Augen, und sein Gesicht wurde abwechselnd rot und blaß.
    »Ich danke Euch … Domna«, erklärte er. »Und verzeiht mir.«
    Dann wandte er sich auf dem Absatz um und ging.
    Domna Mirhana drückte Calvana an sich und flüsterte: »Und ich, ich danke dir auch. Nicht nur für mich, sondern auch für meinen Sohn.«
    Und da begriff Calva durch eine warme Wolke aus Liebe, die von ihnen allen kam, den Grund.
    »Du hast Laran, Chiya«, sagte man mir. »Du bist keine Telepathin, dein Laran manifestiert sich statt dessen durch deine Stimme. Du hast Ridenow-Blut, nicht wahr?« fragte Mirhana.
    »Ich glaube schon …«, antwortete ich.
    »Dann ist es die Ridenow-Gabe, die du besitzt, merkwürdig umgeformt, so eine Art Hybride. Durch deine Stimme vermittelst du anderen genau die Gefühle, die du ihnen vermitteln willst. Das ist eine Form der Empathie. Es liegt Ironie darin, daß du diese Gabe bisher dazu benutzt hast, manche Menschen - wie Rafael - dazu zu bringen, daß sie dich vergöttern, und andere - wie meinen Sohn Cerdric -, daß sie dich ablehnen oder gar auf dich herabsehen. Du wolltest, daß Cerdric dich so sah, um deinem Selbstmitleid neue Nahrung zu geben, und er ging darauf ein, angespornt von seinem eigenen Kihar.«
    Sie wurde sehr ernst. »Das, Chiya, ist der Grund, warum ich euch beide miteinander verheiratet habe. Kihar. Seines und, ohne daß du es wußtest, deines. Ich habe die Elhalyn-Gabe des Erkennens …
    verschiedener Zukunftsmöglichkeiten. Sie funktioniert selten zuverlässig bei denen, die mir nahestehen. Aber einmal - einmal habe ich Cerdric gesehen. Und ich erkannte nur zwei Möglichkeiten.
    Entweder heiratete er ein dickes Mädchen mit dunkelrotem Haar, oder er - oder er wurde zu einem menschlichen Ungeheuer. Denn ich sah ihn zuerst bei den Cristoforos, und dann verließ er sie und wurde ein anderer, kalt und grausam und stolz … und er verbreitete um sich Unglück, Schrecken …«
    Sie brach ab. »Lassen wir das. Jedenfalls wußte ich immer, aus Cerdric würde kein wahrer Cristoforo -Mönch werden. Es ist gegen seine Natur - er ist zu stolz. Ich kann nur das Wort Kihar wiederholen. Das ist schon etwas Seltsames. Sowohl gut als auch schlecht, und jeder Mann und jede Frau hat es, denn es ist unser

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