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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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durch eine kleine körperliche Übung beleben. Du schuldest mir nichts, Rotkopf. Weiter unten ist eine Reiseunterkunft, und du machst dich am besten bald dahin auf den Weg. Ich rieche Schnee in der Luft, und er wird noch vor dem Dunkelwerden fallen. Kälte macht Wunden steif.«
    Mühelos und geschmeidig stieg Reba wieder in den Sattel.
    »Warte!« rief der Mann noch einmal. Reba hob nur die Hand zum Gruß und ritt in gemächlichem Schritt den Pfad hinunter. Der Mann hinkte zu seinem Pferd und streichelte ihm die Nase. »Eine gesprächige Frau, was?« Das Pferd schnaubte nur und stieß ihn mit der Nase an.
    Reba erreichte die Reiseunterkunft geraume Zeit vor dem Dunkelwerden. Sie führte ihre Tiere in den auf der Rückseite liegenden Stall. Es waren mehrere Leute vor ihr eingetroffen. Der Gedanke, andere Reisende vorzufinden, erweckte in ihr gemischte Gefühle. In einer einsamen Gegend aufgewachsen, mit nur ihrem Vater zur Gesellschaft, hatte sie sich in großen Gruppen von Menschen nie behaglich gefühlt. Abgesehen von ein paar Händlern, die Edelweiß zwei- oder dreimal im Jahr besuchten, war so gut wie jeder ein Fremder für sie. Sie hatte keine Erinnerung an ihre Mutter, und ihr Vater sprach selten von der Zeit vor ihrem Umzug in die Ausläufer der Hellers. Sie hatten vom Jagen und Fallenstellen und dem Erlös für Felle und Häute gelebt. Das bißchen, was sie anbauten, die Chervines und wolleliefernden Tiere, die sie zogen, deckten den größten Teil ihres Bedarfs. Soweit sie sich zurückerinnern konnte, hatte Reba an der Seite ihres Vater gearbeitet - als Ersatz für einen Sohn, den er nie gehabt hatte. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, was die meisten Frauen auf Darkover nicht lernen, die Geheimnisse des Waldes und den Schwertkampf.
    Er hatte darauf bestanden, daß sie fähig sein müsse, zu lesen, zu schreiben und zu rechnen.
    Reba legte den Kopf an die Flanke ihres Pferdes und holte tief und zitterig Atem. Wie er ihr fehlte! Sein Tod vor einem halben Jahr hatte eine schmerzende Leere hinterlassen. Sie vermißte sein Lachen und seine Wärme, die ruhigen Abende, die sie miteinander verbracht hatten. Seine mit Sanftmut gepaarte Weisheit und Kraft hatten ihr mehr Geborgenheit gegeben, als ihr klar gewesen war.
    Jetzt versuchte sie auf eigene Faust, ihren kleinen Pelzhandel weiterzuführen, und immer stärker wurden die Zweifel, ob sie dem Unternehmen gewachsen sei. Reba hatte gesehen, wie die Stadtfrauen von Edelweiß lebten, und war sicher, daß sie ein solches Schicksal nicht hinnehmen würde. Sicher, es waren gute Frauen, aber von ihrem Männervolk beherrscht, und diese Möglichkeit konnte oder wollte Reba nicht akzeptieren.
    Dies war die letzte Reise nach Edelweiß, bevor sich in den Hellers alles eingrub, bis die Winterstürme überstanden waren. Reba sagte sich, ein einsamer Winter werde ihr reichlich Zeit geben, zu entscheiden, welchem Kurs ihr Leben in Zukunft folgen solle. Im Augenblick war es genug, wenn sie diese erste selbständige Reise zu einem guten Ende führte. Sie hatte die Strecke viele Male mit ihrem Vater zurückgelegt und kannte sie gut genug, um den Weg auch unter den schwierigsten Bedingungen zu wagen. Doch als sie nun allein an diesem vertrauten Ort einkehrte, fühlte Reba sich einsamer als je zuvor in ihren achtzehn Jahren. Sie schüttelte sich. »Los, Mädchen, ein trauriges Gesicht füttert weder die Tiere noch bekommst du davon eine warme Mahlzeit in den Bauch.«
    Sich ganz in die Aufgabe versenkend, ihre Tiere für die Nacht zu versorgen und ihre Ausrüstung für den Aufbruch morgen früh zu überprüfen, gelang es Reba, ihren Kummer von sich zu schieben.
    Als ihre Arbeit getan war, ging sie zu der Unterkunft zurück. Der Schnee rieselte sacht in großen, dicken Flocken nieder, und die Temperatur begann zu fallen. Ob Rotkopf Verstand genug gehabt hat, sich vor dem Wetter in Sicherheit zu bringen? fragte sie sich, öffnete die Tür und trat ein, die Satteltaschen über die Schulter geschlungen.
    Reba schloß die Tür hinter sich, blieb stehen und hielt in dem großen Raum Umschau. Die Unterkunft war aus ganzen behauenen Baumstämmen gebaut, und die großen granitenen Kamine an den Schmalseiten füllten den Raum mit Wärme und goldenem Schein.
    Zwei Männer wärmten sich und spaßten mit einem dritten, der an dem einen Ende des Raums ihr Abendessen zubereitete. Einer der Männer rief Reba zu: »Komm zu uns, Mädchen! Wir werden dich heute nacht warm und sicher halten. Wieso läuft ein

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