Rote Sonne über Darkover - 5
leckeres Ding wie du ohne männliche Begleitung herum?«
»Aye, aus dieser Notlage können wir dich retten«, setzte der zweite hinzu.
Reba warf den Mantel über die Schultern zurück und ließ sie das Schwert und den Dolch an ihrem Gürtel sehen. »Danke für das Angebot, aber nein. Ich bin durchaus fähig, für meine Wärme und Sicherheit selbst zu sorgen.«
»Das ist eine große Klinge für ein so kleines Mädchen«, bemerkte der erste Sprecher.
»Nun, wenn du glaubst, du kannst es, warum versuchst du nicht, dem ›kleinen Mädchen‹ diese Last abzunehmen?« Ein verwegenes Grinsen huschte über Rebas Gesicht.
Einer der anderen redete seinem Kameraden zu: »Sei kein Esel.
Wenn sie eine Klinge trägt, weiß sie sie wahrscheinlich auch zu führen. Außerdem bindet uns alle der Friede der Unterkunft.
Möchtest du für nichts als eine Frau zum Gesetzlosen werden?« Die anderen brummten, kehrten sich aber wieder ihrem Feuer zu.
An dem gegenüberliegenden Kamin saßen zwei Frauen, die dem Wortwechsel aufmerksam gefolgt waren. Die ältere der beiden winkte und rief Reba zu: »Komm zu uns, Schwester, hier ist genug Platz für alle!« Die jüngere beschäftigte sich bereits wieder damit, die letzten Vorbereitungen zum Essen zu treffen. Reba hob eine Augenbraue. Sie sah, daß die Fremden von der Gilde der Entsagenden waren, und ging auf den Kamin und die beiden Frauen zu.
Die ältere Frau stand auf und musterte sie. »Schwester, deine Klinge geht über das hinaus, was uns nach der Charta zu tragen erlaubt ist.«
Reba blieb stehen und legte die Hand auf den Schwertgriff. »Ich möchte mich euch gern anschließen, aber nicht als Schwester«, sagte sie. »Ich gehöre der Gilde nicht an, und eure Charta verpflichtet mich nicht.«
»Komm«, forderte die jüngere Frau sie auf. »Alle Frauen sind Schwestern, ob sie der Gilde den Eid geschworen haben oder nicht.
Setz dich und teile das Abendbrot mit uns.«
Die ältere Frau stellte vor: »Ich bin Camilla, und das ist Rafaella.«
Camilla war groß und schlank bis an die Grenze der Hagerkeit. Sie hatte kurzes rötliches Haar, das schon fast grau war. Man sah ihr das Alter an, doch trotzdem sprach die Art, wie sie sich bewegte, von drahtiger Kraft und Behendigkeit. Rafaella war kleiner mit dunklen Haaren und Augen, schmächtigem Körperbau und lebhaftem Temperament. Sie reichte Reba eine Schüssel mit Eintopf.
»Nenne mich Rafi; Rafaella werde ich nur von der Gildenmutter genannt, wenn sie mich für eine imaginäre Missetat schilt.«
»An deinen Missetaten ist nichts Imaginäres, Rafi«, berichtigte Camilla, »auch wenn die Gildenmutter es sich wünschen mag.
Würdest du dir nicht immer wieder Streiche einfallen lassen, käme dein voller Name ganz in Vergessenheit.«
»Ich bin Reba. Laßt mich zu dem Mahl etwas Brot, Käse und Trockenobst beisteuern, wenn wir es teilen werden.«
»Das ist eine willkommene Ergänzung, denn von Eintopf habe ich in letzter Zeit ein bißchen zuviel gesehen«, sagte Rafi.
Camilla zog sie auf: »Ich könnte morgen Bohnensuppe kochen, wenn dir das recht ist.«
Rafi lachte. »Schon gut, Camilla. Deine Talente konzentrieren sich auf das Schwert, nicht auf den Kochtopf!« Sie erzählte Reba: »Keine andere möchte ich bei einem Kampf lieber im Rücken haben, aber es ist wahrlich ein Akt des Wahnsinns, Camilla in einer Küche loszulassen.«
Reba entspannte sich. Der Eintopf hatte sie gewärmt und ihren Magen gefüllt. Das Feuer schmolz die Spannungen eines unterwegs verbrachten Tages. Sie beobachtete, wie ungezwungen kameradschaftlich die beiden Frauen miteinander umgingen, und sie empfand etwas Neid. Sie konnte sich der Frage nicht erwehren, ob sie selbst jemals ein solches Gefühl der Zugehörigkeit erleben werde.
Camilla erkundigte sich: »Darf ich fragen, wohin du so spät im Jahr unterwegs bist?«
»Ich bringe eine Ladung Häute und Pelze nach Edelweiß hinunter und möchte Wintervorräte einkaufen und nach Hause mitnehmen«, antwortete Reba.
»Das ist eine mühselige Reise, allein und zu dieser Jahreszeit«, meinte Camilla. »Letztlich ist davon gesprochen worden, daß Räuber auf der Straße ihr Unwesen treiben.«
»Aye«, stimmte Reba zu, »ich bin heute nachmittag zweien begegnet, etwa eine Stunde weiter oben. Ich half einem, der das Unglück gehabt hatte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie verließen uns, aber nicht glücklich.«
»Und der, dem du geholfen hast?« fragte Camilla.
»Das war ein junger Comyn; er hatte nur
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