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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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winkte ärgerlich ab.
    Aber Masilo ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Sehen Sie zum Beispiel mal hier, an der Fassade. Wenn wir eine dieser Schrauben durch ein elektro-akustisches Mikrofon ersetzen könnten …«
    »Wenn?«
    »Mevrou, Sie wissen doch, dass wir sie erst observieren müssen.«
    »Tau, manchmal habe ich den Eindruck, wir spielen nur herum. Mit dieser ganzen Technik, diesem Spionage-Gehabe. Ein bisschen wie im Film, es macht Spaß und ist aufregend. Aber die Resultate fallen meist mager aus.«
    »Dem muss ich energisch …«
    »Sie können so viel protestieren, wie Sie wollen, aber sagen Sie mir doch mal, wo die Resultate bleiben? Wir haben Ismail Mohammed in den inneren Kreis eingeschleust, wir haben versucht, sie mit technischen Geräten abzuhören, von denen ich nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt, und trotzdem tappen wir immer noch im Dunkeln.«
    »Nicht ganz.«
    Janina Mentz verzog kopfschüttelnd das Gesicht. »Bringen Sie mir Resultate, Tau.«
    Lächelnd antwortete er: »Das werden wir.«
     
    (19. August 2009. Mittwoch.)
    »Würden Sie sich als ehrgeizig bezeichnen?«, fragte Mevrou Nkosi, eine mütterliche Frau mittleren Alters.
    Milla dachte einen Augenblick lang nach, bevor sie antwortete, weil sie befürchtete, es sei eine Fangfrage. »Ich glaube, wenn man hart arbeitet und seine Pflichten verantwortungsbewusst und nach bestem Vermögen erfüllt, kann man auch etwas erreichen.«
    |39| Wieder brummte Mevrou Nkosi zufrieden »hm-hm« und machte sich eine Notiz. Dann blickte sie auf. »Erzählen Sie ein wenig von sich und Ihrer Herkunft.«
    Damit hatte Milla gerechnet und sich darauf vorbereitet. »Ich bin in Wellington geboren und aufgewachsen und habe dort die höhere Schule besucht. Meine Mutter war Hausfrau …«
    »Hausfrau und Mutter«, unterbrach sie Mevrou Nkosi, als sei es der edelste Beruf der Welt.
    »Ja«, bestätigte Milla. »Mein Vater war Geschäftsmann, wenn man so sagen darf …«
     
    Operation Shawwal
    Mitschrift: Abgehörtes Gespräch, M. Strachan. Daven Court Nr. 14, Davenpoortstraat, Vredehoek
    Datum und Uhrzeit: 7. Oktober 2009, 23:09
    MS: Sie waren zwei Landhippies, er und meine Mutter. Ziemlich exzentrisch, vollkommen anders als die Eltern anderer Kinder. Ich weiß bis heute nicht, ob das … welchen Einfluss das auf mich gehabt hat. Es gab eine Zeit, in der ich mich sehr für sie geschämt habe … Meine Mutter war … Sie ist manchmal nackt im Haus herumgelaufen, wenn wir allein waren. Mein Vater hat hin und wieder
Dagga
geraucht. Im Wohnzimmer. Er hat von zu Hause aus gearbeitet. Die Garage diente ihm als Werkstatt. Anfangs hat er Registrierkassen repariert, später Computer. Er war … nicht nur exzentrisch, sondern auch sehr klug. Er hat viel gelesen, alles Mögliche, wissenschaftliche, historische, philosophische Werke. Er war ein großer Fan von Bertrand Russell und betrachtete sich wie er als gemäßigten Pazifisten. Sein Lieblingszitat war:
Der freie Geist ist der wichtigste Motor menschlichen Fortschritts.
     
    »In dem Jahr, in dem ich mein Journalistik-Studium abgeschlossen habe, habe ich geheiratet. Dann bin ich schwanger geworden und wurde Hausfrau und Mutter.« Dabei lächelte sie verlegen, weil sie den Ausdruck von Mevrou Nkosi benutzt |40| hatte. »Siebzehn Jahre lang. Jetzt bin ich wieder alleinstehend. Dazu muss ich sagen, dass ich noch nicht offiziell wieder Strachan heiße. Es ist mein Geburtsname, aber ich bin noch nicht geschieden.«
    »Schon gut«, sagte Mevrou Nkosi. »Wie lange sind Sie schon von Ihrem Mann getrennt?«
    »Seit ein paar Monaten.« Eine Notlüge.
    »Gut«, sagte Mevrou Nkosi. Milla hatte keine Ahnung, warum. Die ganze Situation besaß etwas Surreales. Die Personalagentur war eine Enttäuschung. Sie befand sich im fünften Stockwerk eines nichtssagenden Gebäudes in der Waalstraat hinter einer Tür mit kleiner, phantasieloser Aufschrift.
Bessere Berufschancen. Private Arbeitsvermittlung
. Möbel und Ausstattung waren unpersönlich, fast ein wenig deprimierend. Noch immer fragte sie sich, bei welchem Medium die Stelle sein könnte. Einer kleinen Firmenzeitschrift? Einer neuen, kostenlosen Vorstadtzeitung?
    Über anderthalb Stunden lang unterhielten sie sich und schweiften in fast apologetische Tiefen ihrer Herkunft, ihrer Persönlichkeit, ihrer Ansichten und Überzeugungen ab, wobei Millas Antworten sämtlich mit einem »Gut«, einem faszinierten »Hm-hm« und manchmal einem »Wunderbar« quittiert wurden, als seien

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