Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
sie perfekt und hundertprozentig passend.
    Endlich hieß es: »Haben Sie noch irgendwelche Fragen an mich?«
    »Ich wüsste gern, für welches Medium ich arbeiten würde.«
    »Um ehrlich zu sein, handelt es sich im Grunde nicht um ein Medium. Meine Kunden suchen hauptsächlich deswegen Journalisten, weil sie deren Fachkenntnisse in der Aufbereitung von Informationen benötigen. Und natürlich im Verfassen guter Texte.« Mevrou Nkosi zog ihre Notizen zu Rate. »Die erfolgreiche Bewerberin wird für die Assimilierung und Strukturierung von Informationen sowie das Verfassen knapper, übersichtlicher und gut lesbarer Berichte verantwortlich sein. Die von ihr ausgearbeiteten Artikel tragen wesentlich |41| zu den Entscheidungsprozessen der betreffenden Institution bei.«
    »Ach so.« Die Enttäuschung war ihr anzuhören.
    »Es ist ein wichtiger Posten«, korrigierte sie Mevrou Nkosi.
    Milla nickte, in Gedanken versunken.
    »Sie werden genau dasselbe verdienen wie Ihre Kollegen in der Medienbranche. Ein wenig mehr sogar.«
    »Um welche Institution handelt es sich?«
    »Ich bin nicht befugt, Ihnen dies zum jetzigen Zeitpunkt mitzuteilen.«

7
    Fotokopie: Tagbuch von Milla Strachan
    Datum des Eintrags: 20. August 2009
    Die ersten sechs Tanzstunden des Schnupperkurses liegen hinter mir, und ich wurde offiziell einem festen Lehrer zuteilt, Meneer Soderstrom. Wie er mit Vornamen heißt, weiß ich nicht. Bei Arthur Murray ist es üblich, die alten Höflichkeitsanreden Meneer, Mevrou und Juffrou zu benutzen, galant und respektvoll. Mnr. Soderstrom ist schmal und ein unglaublich guter Tänzer. Nach einer Stunde, in der wir ordentlich geschwitzt und uns abgeplagt hatten, habe ich ihn gefragt, ob er glaube, dass ich es jemals richtig lernen würde. »Oh, natürlich«, antwortete er strahlend. »Aus Ihnen wird einmal eine gute Tänzerin!«
    Bestimmt sagt er das zu allen seinen Schülerinnen.
    Habe drei Stunden lang am Computer gesessen und versucht, an meinem Buch zu schreiben. Vergeblich. Gibt es Schrittfolgen für das Schreiben? Kann man das Gerüst eines Romans auf einen Eins-zwei-drei-Rückwärtsschritt für Anfänger reduzieren? Ich konnte mich nicht konzentrieren und habe über merkwürdige Dinge nachgedacht. Das Wesen der Freiheit und ihre Relativität. Freiheit, beschränkt durch Verantwortungsgefühl, Leidenschaft, Schuld oder die Abhängigkeit |42| von Geld, Bestätigung, Struktur, Talent oder Zielen. Und über Mut. Den habe ich verloren, irgendwo in den nördlichen Vorstädten, schon vor Jahren.
     
    (24. August 2009. Montag.)
    Milla war gerade im Pick ’n Pay im Tuinesentrum einkaufen, als Kemp, ihr Anwalt anrief.
    »Zwei Dinge. Ich habe hier einen Brief von Ihrem Sohn für Sie. Und Christo hat angerufen, völlig aufgebracht. Er sagte, zu ihm seien Leute in die Firma gekommen, um sich über Sie zu erkundigen.«
    »Über mich?«, fragte sie zutiefst verblüfft.
    »Sie haben sich offenbar irgendwo um eine Stelle beworben.«
    Sie versuchte, sich einen Reim darauf zu machen.
    »Und, haben Sie?«
    »Ja, habe ich.«
    »Er sagte, man hätte sich über Ihre politische Meinung erkundigt.«
    »Meine politische Meinung?«
    »Darf ich fragen, wo Sie sich beworben haben?«
    »Ich … ich … die Arbeitsvermittlung konnte mir nicht viel sagen. Es ist eine journalistische Arbeit … Was hat Christo den Leuten geantwortet?«
    »Wollen Sie’s genau wissen?«
    »Ja.«
    »Sie seien eine Scheißkommunistin, genau wie Ihr Vater. Und genauso verrückt wie Ihre Mutter. Er war offenbar ganz außer sich. Sie hätten ihn sehr in Verlegenheit gebracht und ihn wenigstens vorher warnen können.«
    »Woher hätte ich denn wissen sollen …?« Sie hörte, dass ein weiterer Anrufer anklopfte. »Gus, ich muss jetzt leider Schluss machen.«
    »Ich schicke den Brief mit unserem Boten.«
    »Danke, Gus.«
    |43| Er verabschiedete sich und sie sah auf das Display. UNBEKANNTE NUMMER.
    »Hallo?«
    »Hallo, Milla, hier spricht Mevrou Nkosi.«
    Milla wollte wegen der Überprüfung nachfragen und sich höflich darüber beschweren, aber bevor sie etwas sagen konnte, fuhr die Anruferin bereits fort: »Ich habe sehr gute Neuigkeiten für Sie. Sie wurden in die engere Wahl gezogen. Können Sie morgen noch einmal zu einem Gespräch kommen?«
    Das kam so unerwartet, dass Milla fragte: »Morgen?«
    »Wenn es Ihnen passt.«
    »Natürlich.« Sie bestätigte die Zeit und verabschiedete sich. Sie stand mit ihrem Einkaufswagen mitten im Supermarkt und musste das alles erst

Weitere Kostenlose Bücher